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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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die das Kind verflucht hat.« Claire liegt im Bett, ihre Mutter sitzt mit meiner Tochter im Arm auf einem Stuhl. Die Mutter grüßt nicht mal, redet dafür aber sehr schnell: »Rhema kam gestern als Erste zu Besuch. Am Tag nach der Geburt. Rhema hat die Milchflasche aus der Küche geholt, als Claire sie nicht sehen konnte.« Sie ist die Pfingstkirche, und nun glaubt sie auch noch an diese primitive Religion.
    Claire wimmert im Bett: »Warum ist sie in mein Haus gekommen? Gestern am frühen Morgen, am ersten Tag, an dem ich mit unserem Kind aus der Klinik zurück bin. Ich kenne diese Rhema doch gar nicht, obwohl sie … dick ist. Das ist Hexerei.«
    Natürlich weiß sie, dass Rhema von mir schwanger ist, und sie weiß auch, wer sie ist, aber sie haben nie wirklich miteinander geredet, es war alles Heuchelei. Und nun gibt es Mystik, Geister und böse Blicke.
    Ich sehe mir das Baby an, das fantastisch zart aussieht, und sage zu Claire: »Das ist Aberglaube, Religion aus dem Busch. Das Baby ist fein. Es gibt keinen Grund, dass du wie eine Fessel an deiner Mutter hängst. Wenn du aufstehen kannst, kommst du mit in die Uru Road und übernimmst den Kiosk, dann kannst du das Geld kontrollieren. Gleichzeitig beschaffen wir Geld für das Kind.«
    Bereits am nächsten Tag kommt Claire, um sich um den Kiosk zu kümmern, mit dem Kind auf dem Rücken wie eine Chagga auf dem Feld, und ich laufe in die Stadt und besorge Speiseöl, Reis, Maismehl, Mineralwasser, Kaugummi, Streichhölzer, Seife, Kerzen, Petroleum – alles, was man verkaufen kann.
    So geht es eine Woche lang. Claire arbeitet in meinem Kiosk bei meinem Reihenhaus und geht abends zurück zu ihrer Mutter in Pasua; und ich muss ohne Zärtlichkeiten und Geflüster schlafen. Es ist schwachsinnig. Wir haben unsere Probleme noch nicht überwunden.
    »Komm mit dem Kind und euren Sachen hierher. Dies ist eine viel bessere Gegend. Sehr viel sicherer, du kannst hier bei mir wohnen.«
    So fängt es an. Zuerst schläft Claire auf dem Sofa, aber sie mag dieses Sofa nicht. Sie will Ledermöbel, wie sie in Mode sind: große runde, ausladende Möbel, in denen man versinkt. Unmengen von Schaumgummi, bezogen mit braunem Leder. Ich habe meine hellen Holzmöbel aus Imara im schwedischen Stil – sie sehen gut aus und sind bezahlt.
    »Dieses Holz ist hässlich«, sagt sie.
    »Nein, hier im Haus will ich dich, mein weiches Mädchen, und das harte Holz haben.« Sie ist schockiert. Doch eines Tages zieht sie in das schwedische Bett um.
    Claire kann nicht so viel im Kiosk arbeiten, weil das Baby sie als seine Kuh betrachtet, und im Kiosk kann sie nicht mit ihren titi an der frischen Luft hinter dem Tresen stehen. Wir sind in Moshi, nicht in einem Dorf im Dschungel. Ich verliere Einnahmen. Umso wichtiger ist das Kopiergeschäft. Ich habe brauchbare Maschinen, aber mir fehlt das Marketing in meiner Firma, und mir fehlt die ganze neue Musik: Meine alten Bänder sind verbraucht und ruiniert vom Staub der Trockenzeit und der Feuchtigkeit der Regenzeit.
    DIE KETTE DES KOLONIALISMUS
    Ich fahre zur Imara Möbelfabrik, um mein Recht auf den Restlohn einzufordern.
    »Du bist ein kranker Mann«, sagt der Buchhaltungschef. »Wir schulden dir nichts.«
    Ich schreibe einen Brief ans State House, dass diese Menschen mich nicht rechtens bezahlen wollen – sie treten nur nach mir. Ich erhalte einen Brief, in dem steht, ich soll ins State House kommen und mich mit dem zuständigen Beamten treffen.
    »Komm in zwei, drei Monaten wieder. In der Zwischenzeit werde ich mir überlegen, wie dein Problem gelöst werden kann«, sagt der. Zwei, drei Monate. In der Zeit kann ich vor Hunger sterben. Und kein Geld, um die Wartezeit zu verkürzen. Der Staat ist Miteigentümer von Imara, und jetzt soll ein Teil des Staates einen anderen Teil bestrafen. Siehst du, wie die Hand eines Mannes den eigenen Kopf abschlägt, als Strafe, weil er sich der Dummheit schuldig gemacht hat?
    Während der Wartezeit erhält Gösta den Job als Verwaltungsdirektor der neuen TanScan, von der die Möbelfabrik und die Sägewerke geleitet werden. Wenn ich meine Beschwerden aufrechterhalte, würde ich auch mit dem Finger auf Gösta zeigen. Also höre ich auf. Ich denke, ich lasse es wegen Gösta; er sieht ja, dass ich einen Job brauche. Und er kennt mich. Wir haben die ganze Zeit zusammen gearbeitet. Und er weiß, dass ich meine Bezahlung nicht bekommen habe. Er ist der Boss der Abteilungen in Moshi, Mwanza und Mbeya. Mit all den Möglichkeiten kann

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