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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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dich um deine Hilfe gebeten?«
    »Sie brauchen Hilfe«, argumentiert sie.
    »Du machst es nur wegen dir.«
    »Das meinst du doch nicht im Ernst?«
    »Doch, genau das meine ich.«
Marcus
    AUGE IN AUGE
    Mit Liebe und in Ehren durch die Liebe Jahs. Das Verderben kommt näher, das Entsetzen in unseren Herzen. Aber bwana Knudsen sagt, Christian käme im Sommer. Oh, hoffentlich kann er helfen.
    Endlich kommt ein Brief mit guten Kassetten. Aber es herrscht Verwirrung, wann er in Tansania eintrifft – er erklärt die Probleme mit Geld, Familie, Schule, Mädchen. Das Land der Weißen funktioniert nicht für ihn. Aber ich vertraue darauf, dass es mit der Stereoanlage klappen wird; der Brief ist munter und zeigt, wie sehr er seinen eingeborenen Freund schätzt. Meine Idee eines Exports von Tansania nach Dänemark wird nicht erwähnt. Aber er kommt ja bald, dann können wir Auge in Auge darüber diskutieren.
    Ich schreibe sofort zurück und bitte ihn, drei Unterhosen für mich zu kaufen, wenn er kann. Ich laufe fast nackt herum. Medium. Nun ja, aber ich bin so arm, dass ich ihn um alles Mögliche bitte; auch um alte Hemden und Hosen, die er nicht mehr braucht – die Schneider in der Stadt können sie umnähen, damit sie mir passen. Er kann alles mit der normalen Post – dem Schiff – schicken, das ist billig. Oder hat er einen Freund, der etwas für mich hat? Ich bin in einer Lebenskrise, und ich hoffe, er kann sich erinnern und versteht.
    PARADE DER SCHWIERIGKEITEN
    Jetzt ist es notwendig, dass der Kiosk reibungslos läuft, denn nicht einmal der restliche Lohn von der Imara Möbelfabrik ist gekommen.
    Ich vermisse Claire. Auch als Hilfe im Haus. Nicht, damit Claire für mich kocht, ich will keine Maisgrütze essen. Aber wenn Claire hier nicht wohnt, kann ich kein Hausmädchen beschäftigen, wenn ich zu Hause bin, denn dann glauben die Leute, wir wären gottlos, und das würde bedeuten, dass keine Kunden zu meinem Kiosk kämen. Also muss ich viel zu viel für eine christliche Frau aus der Nachbarschaft bezahlen, die putzt und mein Zeug wäscht. Und besonders lästig ist, dass ich jedes Mal meine Dose mit bhangi im Garten verstecken muss, wenn die Frau zur Arbeit kommt. Ihr Sohn soll mein Haus im Auge behalten, wenn ich etwas zu erledigen habe, damit keine Diebe kommen; aber als Gegenleistung muss ich ständig Gratis-Hühner abliefern.
    Ich nehme den Bus nach Holili, um direkt bei den Schmugglern an der Grenze ein paar Luxuswaren für den Kiosk einzukaufen. Es ist billiger, als in Moshi zu kaufen. Als meine Tasche voll ist und ich mein Geld ausgegeben habe, entdecke ich Sia. Jetzt ist sie nicht mehr komisch, denn nun trägt sie eine Polizeiuniform – und alles, was sie sagt, ist Gesetz, also lächele ich ihr zu wie ein vorsichtiges Kind.
    »Marcus«, freut sie sich. »Wie ich höre, ist der wahnsinnige schwedische Mann tot. Jetzt schaukelt er nicht mehr wie ein verrückter Affe an den titi sämtlicher Hausmädchen.«
    »Tja, er ist jetzt in der Erde.« Wir unterhalten uns über die Zeiten des verrückten Schweden und wie das Leben so spielt. Sia lächelt; sie hat ein Haus, sie hat einen Mann, sie hat ein kleines Kind. Wenn man nah der Grenze bei der Polizei arbeitet, lassen die Schmuggler den Geldstrom direkt in die Tasche fließen. Ich frage nach meinem Bruder.
    »Dein Bruder ist ein schlechter Schmuggler«, sagt Sia.
    »Du kennst ihn?«
    »Ja, ich habe ihn verhaftet.«
    »Was hat er angestellt?«
    »Dein Bruder wollte die Schmiergeldregeln nicht akzeptieren.«
    »Aber Bestechung ist doch ungesetzlich?«
    »Das ist Schmuggel auch.«
    »Er muss schmuggeln, um zu überleben.«
    »Und das Schmiergeld sichert mein Überleben.«
    »Aber wie soll seine Familie jetzt zurechtkommen?« Sie sieht mich überrascht an.
    »Aber er ist doch schon wieder draußen«, sagt sie und erzählt, die Familie hätte ihr gesamtes Hab und Gut verkauft und das Gericht bezahlt. Jetzt fährt er als Busfahrer nach Daressalaam. Ich sage Sia Auf Wiedersehen. Im Bus denke ich: Die Polizei hat viel für Sias Glück getan – solch einen Lebensweg hätte ich auch einschlagen sollen. Wenn man in diesem korrupten Land lebt, dann am besten auf der Seite, die geschmiert wird.
    BUSCHRELIGION
    Eines Tages kommt ein Junge zu meinem Kiosk, den Claires Mutter geschickt hat.
    »Du sollst sofort mitkommen. Deine Tochter wurde in Pasua geboren.« Ich schließe den Kiosk, wir nehmen ein Taxi.
    »Es gibt ein Problem mit der Mutter«, sagt er. »Sie redet von einer Hexe,

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