Liberty: Roman
Disco-Branche einzusteigen.« Wir steigen die Treppe hinauf zu Alwyn.
»Ah«, begrüßt mich Alwyn. »Du bist nach Tansania zurückgekehrt.«
»Ja. Dänemark ist mir zu kalt.«
»Oh ja, ich erinnere mich. Wie ein Kühlschrank. Dann warst du es, der Marcus die ganze gute Musik mitgebracht hat.«
»Ja, das war ich.«
»Und was willst du in Tansania machen?«, erkundigt sich Alwyn.
»Weiß noch nicht. Im Augenblick besuche ich die Familie.«
»Hast du Interesse an Steinen? Tansanit? Diamanten aus Shinyanga?«
»Nein, danke.« Wir gehen wieder runter.
»Ein kräftiger Verstärker, ein paar ordentliche Plattenspieler, einige gute Lautsprecher, und wir könnten den Laden übernehmen oder irgendwo in der Stadt eine bessere Disco aufziehen«, meint Marcus. Er hat recht. Die Ausstattung des Liberty liegt halb im Grab. Die Klientel ist arm, der Eintritt billig. Das Moshi Hotel war besser, teurer. Mit unserer Musik und meiner Anlage, die in Dänemark steht, könnten wir sie aus dem Rennen schlagen.
Ich kaufe uns Bier, und wir setzen uns an einen Tisch in der Nähe der Bar.
Ich muss pinkeln. Der Gestank des Pissoirs treibt mir fast die Tränen in die Augen. Ich spüle die Hände unter dem Wasserhahn, es gibt keine Seife. Als ich die Toilette verlasse, sehe ich Rachel aus der Damentoilette kommen.
»Du bist gekommen!«, ruft sie und umarmt mich. Ich lege die Arme um sie.
»Ja«, sage ich. »Hej.« Sie hält meine Hand und will wissen, ob Marcus auch da ist. »Ja. Wir sitzen gleich da vorn.« Sie blickt sich ein wenig nervös um.
»Ich sitze mit jemandem zusammen. Bis später.«
»Okay«, erwidere ich. Sie lässt meine Hand los und geht ins Lokal. Ich gehe ihr nach, bis zu einem Tisch, an dem ein gut gebauter Bursche in meinem Alter sitzt. Er trägt eine schicke Uhr, gute Klamotten, ausgezeichnete Schuhe – aber das sagt nichts aus über ihn. Er kann sich trotzdem mit anderen ein schäbiges Zimmer teilen und im Besitz von zwei Garnituren Kleidung sein: die Festtagskleidung, die er jetzt anhat und am Sonntag in der Kirche trägt, und die Alltagskleidung, mit der er zur Arbeit geht. Vielleicht ist er ihr Freund. Sie setzt sich auf ihren Stuhl. Ich beuge mich hinunter, damit ich gehört werden kann. »Guten Abend«, begrüße ich ihn und strecke meine Hand aus. Er schaut auf die Hand, dann auf mich.
»Ich weiß, was du willst«, sagt er. »Du willst meine Freundin ficken. So sind alle Weißen.« Ich lächele.
»Was?«, sage ich schmunzelnd. »Nein, das will ich nicht. Beruhig dich.«
»Führ dich nicht so auf«, sagt Rachel zu ihm. Er wird wütend. Er hat recht.
»Du bist vollkommen im Irrtum«, behaupte ich. Rachel macht ein verlegenes Gesicht. Ich zeige auf unseren Tisch. »Ich sitze gleich da drüben mit Marcus, wenn du ihm gern Guten Tag sagen möchtest.« Dann gehe ich.
Warum um alles in der Welt sitzt Rachel mit diesem Idioten zusammen? Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich sie heute abholen und mitnehmen würde. Es ist meine eigene Schuld, aber … ich kann doch nicht einfach … oh, scheiße. Und plötzlich kommt so ein kleines Luder. Rachel ist süß, sie arbeitet in einer Garküche. Sie könnte ebenso gut eine Hure sein, aber sie sitzt nicht in einer Bar, um große Männer zu fangen. Sie führt ein ehrliches Leben. Aber Marianne kommt bald. Mist.
Marcus
JUJU
Ibrahim kommt eines Abends vorbei und ringt seine Hände, als er auf dem Sofa sitzt.
»Großes Problem«, sagt er.
»Was ist los?« Ibrahim wirft Claire einen kurzen Blick zu, bevor er antwortet.
»Es geht um Rhema. Sie hat wirtschaftliche Probleme und schlägt einen schlechten Weg ein.«
»Was macht sie?«, will Claire wissen.
»Sie geht in Soweto in die Bars«, sagt Ibrahim.
»Was ist mit dem Jungen?«, frage ich.
»Der Junge wird bei seiner Großmutter gelassen, während Rhema fischen geht.«
» Tsk , wenn sie krank wird, muss mein Sohn bei dieser verrückten Großmutter leben«, sage ich.
»Nicht, wenn du vom Gericht Papiere hast, dass du der Vater bist«, sagt Ibrahim. Ich gehe nicht darauf ein, was diese Papiere kosten: Bevor mein Name auf dem Papier steht, werde ich Rhema jeden Monat, Jahr um Jahr, bezahlen müssen.
»Wirst du es tun?«, fragt mich Claire.
»Wir können es uns nicht leisten, so etwas zu tun.«
Claire sagt: »Das ist eine schlechte Situation. Wir müssen uns alle gegenseitig helfen. Ich werde morgen mit Rhema reden.«
Als Claire am nächsten Tag nach Hause kommt, ist sie außer sich.
»Rhemas Großmutter ist
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