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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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fährt.
    »Kannst du dich an Savio erinnern?«, fragt Mick.
    »Den Inder aus Goa?«
    »Ja, genau. Er betreibt eine Tansanit-Mine in den Merelani Hills. Das solltest du dir mal ansehen, Mann.«
    »Verkauft er Steine?«
    »Man kann mit ihm reden«, erwidert Mick und gibt mir Savios Telefonnummer.
    »Okay. Ich muss sehen, dass ich loskomme, wenn ich vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück sein will.«
    »Ja. Ich würde dich ja einladen, bei uns zu übernachten, aber ich muss noch dringend etwas erledigen. Bis zum nächsten Mal, schau mal vorbei.«
    Das Motorrad läuft fantastisch – große Kraftreserven, gute Straßenlage. Ich komme in der Dämmerung in Moshi an und stelle das Motorrad in die Dienstbotenwohnung; ich brauche eine ordentliche Kette, mit der ich auch das Vorderrad anschließen kann, bevor ich es in der Stadt benutze.
Marcus
    UHURU NI KAZI
    Ich gehe zum Haus von Katriina, um Christian abzuholen. Rebekka ist zu Hause, aber inzwischen ist einige Zeit vergangen, seit wir zusammen im Haus des Wahnsinns gelebt haben – anderthalb Jahre –, und allmählich vergisst sie ihren schwarzen Vater. In ihrem Herzen ist Marcus jetzt ein entfernter Bekannter, fast ein Fremder. Eeehhh , es ist traurig.
    Christian hat in Arusha ein Bultaco-Motorrad von Mick gekauft. Ich erinnere mich an Mick, als er auf die ISM ging und bei mir Kassetten kaufte. Seine Haut ist weiß, aber dieser Mensch ist eine totale Verschmelzung, der alle Tricks kennt: sowohl die weißen Systeme wie die schwarze Wildnis. Mick gehört zur zweiten Generation der mzungu in Tansania.
    Und Christian hat Geld für ein Motorrad – gut. Aber wie viel Geld hat er noch?
    Meine Lebenskrise geht weiter. Rhema kommt mit meinem kleinen Sohn auf dem Arm aus Soweto direkt zu Roots Rock, sie hat Hunger: »Du hast jetzt einen weißen Kompagnon, der dich reich macht. Gib mir etwas.«
    »Er macht mich nicht reich. Wir arbeiten lediglich bei einem kleinen Geschäft zusammen.«
    »Ahhh, immer lügst du, um deinen Geiz zu vertuschen. Aber ich war nie geizig und habe dir immer einen warmen Nachtisch gegeben, wenn du zum West-Kilimandscharo gekommen bist«, sagt Rhema und streckt mir den kleinen Jungen entgegen. »Und jetzt willst du nicht mal deinen eigenen Sohn anerkennen, tsk .« Sie verlässt den Laden, sehr wütend, stolz und enttäuscht.
    Am Abend gehe ich mit Christian in die Disco des Liberty.
    »Alwyn ist wieder DJ . Kannst du dich aus der Schule noch an ihn erinnern?«, frage ich Christian.
    »Hat der nicht deinem Freund Mika damals eine Menge bhangi verkauft?«
    »Ja, das ist er.« Wir gehen durch die Blumenbeete am Arusha-Kreisel, in dessen Mitte ein kleiner Turm steht. An der Spitze des Turms ist die Skulptur eines Arms, der die Fackel der Freiheit hält – Uhuru Torch . An den Seiten des Turms stehen Slogans unserer einzigen Partei: »Freiheit und Arbeit« und »Unsere Politik heißt Landwirtschaft«. Aber die Landwirtschaftspolitik ist schwachsinnig. Sie besteht aus Menschen mit Hacken, die noch nie einen Traktor gesehen haben. Nennt man so etwas Freiheit?
Christian
    »Du kannst jetzt schon hören, wie jämmerlich das klingt«, sagt Marcus, als wir durch den breiten Gang mit den Türen zu den Büroräumen gehen, die niemand mieten will. Die Lautsprecher im Liberty schnarren vor Überlastung; es klingt, als hätten sich die Pappmembranen losgeschlagen oder wären perforiert. Wir kommen zum Toiletteneingang, links liegt die Küche. Geht man weiter, gibt es noch eine Tür, dahinter befinden sich eine Reihe kleiner Räume zum Vögeln. Wir treten durch die Tür links in den Hinterhof und bleiben unter einem kleinen Streifen Himmel direkt an dem Holzgebäude stehen: Ein altes Lagerhaus, das den ganzen Hinterhof einnimmt, das ist das Liberty. An einer der Längsseiten befindet sich der Eingang. Ein länglicher Raum mit hoher Decke und Betonfußboden; an beiden Längsseiten ziehen sich vergitterte Öffnungen direkt unter der Decke entlang, damit Luft hineinkommen kann. An den Wänden stehen Tische und Eisenstühle. Links von der Eingangstür ist der Zugang zur Treppe, die zum DJ -Raum führt, der über der Bar in einem der Giebel untergebracht ist – mit einem zweimal ein Meter großen Glaskasten, der in den Raum ragt wie eine Kommandobrücke, damit der DJ sehen kann, wie der Sound auf die Menschen wirkt. Es sind eine Menge Leute da, aber Rachel entdecke ich nicht.
    »Komm.« Marcus öffnet die Tür zur Treppe. »Aber kein Wort, dass du planst, in die

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