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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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werden.

1987

Marcus
    MARIANNE
    Marianne. So heißt Christians dänisches Mädchen. Süß.
    »Jetzt willst du dir also die zweite Heimat deines Freundes ansehen?«
    »Ja. Ich wollte einfach weg.« Sie erzählt, dass sie in Dänemark mit Christian zusammen war, dann verschwand er von der Schule und ging nach Afrika. Sie hat die Schule beendet und will die Welt sehen. Darum ist sie auf eigene Kosten gekommen.
    »Sie singt«, sagt Christian. »Und sie ist gut.« Er schaut Marianne an: »Sing mal was für ihn.«
    »Nein«, sagt sie und lächelt.
    »Ach, komm schon.« Sie singt: »She likes to party – feeling fine.« Sehr professioneller musikalischer Stil. »Ich will versuchen, eine Arbeit zu finden«, sagt sie. »Vielleicht in einem Flüchtlingslager der UNO .« Christian bekommt einen leeren Blick – er denkt nach. Über einen geheimen Plan, den er mit ihr realisieren will. Er will eine Band gründen. Er ist Schlagzeuger, und ich habe ihm den guten Gitarristen vorgestellt, der in der Kirche spielt und den Zaire-Stil kann. Und einen Bassisten, einen politischen Flüchtling aus Burundi. Der Publikumsmagnet soll das weiße Mädchen werden, als Frontfrau, die singt und mit ihrem Hinterteil wackelt, damit der schwarze Mann von einer weißen Nacht träumen kann. Sie haben schon einige Nachmittage zusammen gespielt, bevor Marianne gelandet ist, aber Christian erzählt es ihr nicht – sie weiß nichts von dem Plan. Vielleicht glaubt er ja selbst nicht daran, denn der Gitarrist will nichts tun, was nicht gottgefällig ist. Und das Wichtigste passiert sonntagmorgens in der Kirche, da kann er nicht Samstagabend im Hotel Saba in Arusha sein.
    Christian hat auch Pläne mit Steinen. Er redet viel über das Minengebiet in Merelani – die blauen Steine, Tansanit. Wie bei Mika gehen die Gedanken in eine illegale Richtung, um sich ein schnelles Vermögen zu beschaffen. Wieder erwähne ich die Idee eines Exports nach Dänemark, legale Sachen, Souvenirs, Kunsthandwerk.
    »Das ist schwer«, sagt Christian.
    »Wieso?«
    Christian seufzt. »In Europa gibt es eine Menge Systeme. Zölle, Steuern, Papiere und Zulassungen, die in Ordnung sein müssen. Ich kenn mich mit so was nicht aus.«
    »Du könntest es lernen.«
    »Vielleicht entscheide ich mich ja hierzubleiben.«
    »Wir könnten uns einen Partner in Dänemark besorgen. Einen von deinen Freunden.«
    »Meine Freunde sind für so etwas nicht geeignet«, sagt er. »Aber vielleicht sollten wir versuchen, ein paar Tansanit-Steine zu kaufen und in Europa zu verkaufen.«
    »Du kannst sie in Arusha kaufen.«
    »Nein, im Minengebiet, bei Zaire, da bekommen wir sie billiger. Savio kann uns helfen«, sagt Christian.
    »Fahr da nicht raus – die bringen dich um.«
    »So schlimm wird’s schon nicht werden.«
    »Es ist sehr gefährlich«, sage ich.
    » Tsk .« Christian glaubt, er kennt Afrika, obwohl er nie richtigen Hunger erlebt hat.
    HÄSSLICHE REKLAME
    Christian macht viel Arbeit, denn in Tansania ist er ein Baby, das nicht allein gehen kann. Er glaubt, er versteht alles, aber er kennt die Wege nicht. Ja, er hat eine Vereinbarung mit dem Shukran Hotel, kleine Disco-Abende. Aber für das, was es braucht, um großen Erfolg zu haben, ist er blind.
    »Man benötigt eine Disco-Zulassung«, sage ich. »Sonst kann es Ärger mit der Polizei geben.« Ich nehme ihn mit zum Town Council. Der Preis für die Zulassung entspricht dem Geld für drei Biere an der Bar.
    »Was ist mit Steuern?«, will er wissen.
    »Keine Steuern«, sage ich. »Es ist ein kleines Geschäft, hin und wieder ein Abend. Der Steuermann schaut dich nur an, wenn du eine richtig große Größe bist.«
    »Und wenn ich anderen Lohn zahle?«
    »Bar auf die Hand, keine Papiere, nichts.« Ja, der weiße Junge braucht mich, um einen Pfad durch die schwarze Wildnis zu finden.
    Christian bringt Bob Marleys LP Uprising mit, auf der das Foto eines schwarzen Mannes mit Dreadlocks ist, der sich aus seiner Unterdrückung erhebt. Berge und Sonne im Hintergrund – sehr kraftvoll. »Wir schreiben auf dem Foto nur unsere Namen dazu«, sagt er. »Dort steht dann Rebel Rock Sound System – Uprising , dazu Zeit und Ort.«
    »Nein, nein, nein«, sage ich. »Wenn du dieses Bild aufhängst – drei Sekunden später ist es weg, weil es sehr ansprechend ist und zu Hause an die Wand gehängt werden kann. Das Foto muss ein bisschen langweilig sein, und es darf nur etwas von der Disco darauf stehen.«
    Wir lassen Plakate drucken, fahren mit dem Motorrad herum

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