Liberty: Roman
tiefviolette Farbe, die ich in Schmuckgeschäften in Arusha gesehen habe. »Sie müssen mit Hitze behandelt werden, bevor der richtige Farbton zum Vorschein kommt«, erklärt er.
Savio ruft mich. Es ist spät. Wir fahren zurück zum Dorf, dort wollen wir in einem Guesthouse übernachten.
Wir setzen uns in die Bar, und bevor wir schlafen gehen, sind wir uns einig über den Preis für eine Handvoll ungeschliffener Tansanit-Steine. Ich zweifele, ob die Papiere echt sind.
Ich habe mit Savio verabredet, am nächsten Tag wieder mit ihm zu der Mine in Zaire zu fahren. Savio hat Fleisch und Gemüse im Auto, Reis, Speiseöl, Mehl für Chapati, indischen Kuchen aus Arusha, drei Kisten Bier und mehrere Flaschen Konyagi. Ich habe meinen Ghettoblaster und Kassetten.
»Ich werde ein sehr gutes Essen zubereiten«, verspricht der Koch der Mine und macht sich sofort an die Arbeit. Die Nachricht des Festes verbreitet sich wie ein Lauffeuer unter den Jungen, die die Schlackesäcke entleeren – über die Leiter bis in die Gänge. Es wird noch härter gearbeitet.
»Andere Minenbesitzer halten mich für einen Idioten«, meint Savio. »Aber wenn du einem meiner Jungs die Hände abhackst, würde er die Zähne benutzen, um die Steine für mich auszugraben.«
Ein baufälliger Zaun zieht sich um viele der Minenschächte. Ich frage Savio, ob die Minenbesitzer sich gegenseitig helfen. Er lacht.
»Meine Nachbarin dort drüben«, er weist auf das Gelände, »besteht aus dreihundert Pfund Scheiße. Sie ist die einzige Frau hier in Zaire. Aber ich glaube kaum, dass man sie vergewaltigen kann, sie ist schlichtweg zu fett. Aber ja, wir haben unter der Hand ein Abkommen, uns gegenseitig zu helfen, wenn es Probleme mit unseren Arbeitern gibt.«
Als es zu dämmern beginnt, werden die Arbeiter nach oben gerufen. Sie waschen sich die Hände und das Gesicht in einem großen Eimer Wasser, reden und lachen leise. Ich habe den Ghettoblaster dabei und spiele einen schweren Dub. Das Essen wird auf Aluminiumtellern serviert. Alle essen mit den Händen. Das Bier wird verteilt, auch an die ganz jungen Burschen – die Schlangen –, Unterschiede werden nicht gemacht. Hinterher gibt es Tee und Kuchen. Alle lächeln. Savio fordert eine Schlange auf, ein Päckchen Zigaretten herumzureichen.
Savio schenkt in jeden Kaffeebecher einen Schuss Konyagi. Ein kleines Feuer aus Zweigen brennt. Einige Arbeiter rauchen, aber keine Zigaretten – der Geruch von bhangi wabert mir entgegen.
»Wenn ihr gongo mit bhangi mischt, geht der Geist des blauen Steins in euch über, und ihr könnt die Bahn der Ader spüren, wenn ihr auf dem Boden des Schachtes steht«, behauptet Savio. Die Burschen grinsen.
»Das ist richtig«, erwidert einer von ihnen. »Wenn du uns jeden Tag gongo gibst, werden wir dich schon reich machen.«
»Du bist verrückt«, entgegnet Savio.
»Das stimmt«, sagt der Bursche und lacht aus tiefstem Hals – sein Lachen geht über in einen üblen Husten, er räuspert sich und spuckt.
Der Generator ist abgestellt, wir können die Stille genießen, das Sternengewimmel über uns. Der Ghettoblaster verliert an Geschwindigkeit, die Batterien sind alle. Ich schalte ihn aus.
» Mama ist in den Schacht gefallen!« Die Stimme kommt von der anderen Seite des Zauns. Rings um das Feuer erstarren alle und schauen Savio an, der eine Hand neben sich auf die Erde stützt, bereit aufzuspringen. Regungslos sitzt er da und horcht in die Nacht hinein.
»Ist sie tot?«, ruft ein anderer.
»Ich weiß nicht!«, ertönt die Antwort des Ersten. Savio steht auf, wobei er seiner rechten Hand Conte einen Blick zuwirft.
»Alle bleiben hier«, befiehlt er gedämpft den Burschen am Feuer. Er sieht mich an, redet Englisch mit mir: »Du kommst mit. Halt dich dicht neben mir. Hier ist es jetzt gefährlich.« Er bewegt sich rasch auf das Tor zu. Ich laufe ihm hinterher. Conte ist bereits dort, schließt auf und öffnet eine kleine Tür im Tor. Der Revolver in Savios Hand leuchtet matt, während er seinen großen Körper durch die Tür schiebt. Wir schleichen zusammen durch die Dunkelheit zu der Bretterwand, von der die Nachbarmine umgeben ist. Wir kommen an ihr Tor. Es ist sternenklar, und ich sehe deutlich, wie Savio seine Hand hebt, um mir ein Zeichen zu geben, still zu sein. Wir lauschen.
»… viele Steine« »… die große Ader« »… atmet noch …« »sie stirbt bald.« Das Geräusch von Füßen, die sich rasch über die Schlacke auf der Erde bewegen. Savio gibt mir wieder
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