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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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ein Zeichen. Wir gehen auf das Tor zu. Savio probiert es – abgeschlossen. Wir bewegen uns ein Stück den Zaun entlang. Er steckt den Revolver ins Schulterholster. Ohne ein Wort zu sagen, baut Conte eine Räuberleiter für Savio, der mir Zeichen gibt, ihm zu folgen. Wir klettern beide über den Zaun. Savio ist bereits bei ein paar leeren Öltonnen, die er an den Zaun trägt. Ich bin rasch bei ihm. Er klettert auf eine der Tonnen, zeigt auf die andere. Ich soll sie ihm reichen. Er wirft sie hinüber, das Gepolter beim Aufprall ist infernalisch. Ich schaue mich hektisch um. Conte steigt auf die Tonne und springt über den Zaun. Wir hocken in der Dunkelheit, halb verborgen hinter einem Bretterstapel – wahrscheinlich, um Leitern daraus zu bauen. Der überdachte Minenschacht ist im Sternenlicht deutlich zu sehen. Aus dem Holzschuppen dringt das gleichmäßige Geräusch des Generators, der den Kompressor antreibt. Savio zieht sein Hosenbein hoch und zieht eine kleine Pistole aus einem Wadenholster. Er gibt die Pistole Conte und redet schnell und leise auf ihn ein. Es sind keine Arbeiter zu sehen – alle sind in die Mine gestiegen, um Steine zu sammeln.
    »Wer bist du?«, zischt Savio in die Dunkelheit. Erst jetzt sehe ich eine Gestalt, die unweit von uns auf der Erde sitzt. Der Zaun hat im Sternenlicht seinen Schatten über ihn geworfen.
    »Ich bin’s, der Koch«, sagt der Mann und steht auf, damit das Sternenlicht auf ihn fällt.
    »Was ist passiert?«
    » Mama wollte hinunter und den Fund sehen.«
    »Sie kommt doch da nicht runter«, sagt Savio.
    »Nein«, bestätigt der Koch. »Sie ist gefallen.«
    »Ist sie tot?«
    »Glaub ich nicht«, sagt der Koch.
    »Und Makamba?«, will Savio wissen.
    »Er ist unten.«
    »Hilft er ihr?«
    »Darüber weiß der Koch nichts.«
    »Bleib hier!«, befiehlt Savio und schleicht zum Schacht, verschwindet. Wir warten. Nach einer Weile taucht er wieder auf und kommt zu uns.
    »Was ist da los?«, flüstere ich.
    »Die ficken sie.«
    »Ficken sie?«, frage ich. Savio lacht kurz und gemein.
    »Afrika«, sagt er. »Es ist eine Strafaktion.«
    Ein paar Jungen kommen aus dem Schacht. Savio gibt Zeichen, uns zu verstecken und still zu sein. Die Jungen laufen zum Tor, es ist verschlossen. Sie holen sich Hacken und zerschlagen die Schlösser.
    »Wir haben mama zur Hölle geschickt«, sagt einer von ihnen.
    »Ja, sie hat unsere Liebe zu spüren gekriegt.«
    »Jetzt werden die Schlangen in ihr wachsen und sie bis in alle Ewigkeiten quälen.« Schließlich können sie das Tor ein Stück aufschieben und sich durchquetschen.
    »Was machen wir?«, flüstere ich.
    »Wir warten auf mamas rechte Hand.« Der Klang von Savios Stimme ist eine Mischung aus intensiver Wut, Gleichgültigkeit und purem Hass. Ich bin still. Wir warten. Ein paar Jungen stürzen an uns vorbei, hinaus. Weitere tauchen auf und laufen auf den Holzschuppen zu, vermutlich mamas Haus.
    »Verschwindet!«, ruft Savio ihnen zu. Sie bleiben stehen und rennen dann zum Tor hinaus. Wir warten eine Weile.
    Ich spüre, wie angespannt Savio neben mir ist. Er behält den Schacht im Auge. Ein erwachsener Mann kommt heraus, kräftiger als die Jungen, die davongelaufen sind.
    »Makamba!«, ruft Savio laut und erhebt sich, den Revolver in der Hand. Der Mann bleibt stehen. »Wo ist mama ?«
    »Sie ist die Leiter hinuntergefallen. Sie ist tot.«
    »Und wer kümmert sich um ihre Mine?«
    »Sie wollten mich umbringen … die Arbeiter, die Schlangen«, jammert der Mann. »Du musst mir helfen, die Mine zu schützen.«
    »Du siehst nicht tot aus.«
    Der Mann verstummt.
    »Wo ist deine Waffe?«
    »Die hat Moses«, behauptet der Mann.
    Savio zielt mit ausgestrecktem Arm auf ihn. Der Mann läuft los. Savio schießt. Der Mann fällt. Savio geht zu ihm. Ich bleibe sitzen. Ich zittere. Ich sehe, wie Savio erst die Taschen und dann die Stiefel des Mannes durchsucht und etwas herausnimmt. Conte legt eine Hand auf meine Schulter.
    »Komm«, sagt er. Savio steht auf. Der Mann liegt am Boden und stöhnt in der Dunkelheit. Es klingt, als würde er gurgeln.
    »Du stellst dich da rüber«, sagt Savio zu Conte und zeigt auf einen Holzschuppen. »Wenn sich jemand dem Haus nähert, schickst du ihn weg. Wenn er nicht will, erschießt du ihn.«
    »Warum?«, fragt Conte. Ich glaube, er will lieber hinunter in die Mine.
    »Möglicherweise kommen ein paar von den Jungs zurück, wenn sie einen Moment nachgedacht haben. Sie werden dann eine ganz andere Angst haben und versuchen, den

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