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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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trinke Eiskaffee. Ich muss mir etwas überlegen, wie wir den Laden in Schwung bringen können. Wir verdienen zu wenig, und ich bin mit Savio und den Tansanit-Steinen keinen Schritt weitergekommen. Ich brauche Geld, um die Fracht für die Anlage des Hasseris Gymnasiums bezahlen zu können. Sonst läuft hier gar nichts. Und ich brauche einen Ort zum Wohnen. Katriinas Gastfreundschaft ist allmählich verbraucht. Oder wie man auf Swahili sagt: Nach drei Tagen fangen die Gäste an zu riechen. Sie hat bisher nichts gesagt, aber … Natürlich ist sie mit Vater einer Meinung, dass ich in Dänemark sein sollte, um etwas zu lernen. Und nun habe ich die Hälfte der Zeit auch noch Marianne im Nacken. Wir sollen die Neger vor ihnen selbst retten. Blödsinn. Im Augenblick scheint alles ein wenig schwierig. Ich trinke aus, bezahle. Gehe zu Roots Rock.
    Rachel! Rachel sitzt auf einem Stuhl neben dem Kühlschrank des Kaufmannsladens. Hier arbeitet sie jetzt. Sie steht auf, als sie mich sieht. Lächelt.
    »Hej, was machst du hier?«, fragt sie. »Ich dachte, du wärst fort.« Sie nimmt meine Hand. Hält sie locker mit ein paar Fingern – tansanische Gewohnheit, wenn man sich von Mann zu Mann unterhält. Mädchen machen es eher selten.
    »Ich komme, um dich zu sehen«, antworte ich und schaue sie mir von oben bis unten an. Sie lacht. »Ich hoffe, du hattest nicht allzu viele Probleme mit deinem Freund«, füge ich hinzu.
    »Meinem Freund? Was meinst du?«
    »Als ich dich den Abend im Liberty traf«, sage ich.
    »Ach so.« Sie schaut auf den Fußweg, ein wenig verlegen, scheint mir. »Nein, er ist nicht mein Freund. Ich habe keinen Freund.« Sie lächelt mich an.
    »Gut«, sage ich und schaue auf ihre Hand. Die Nägel sind goldbraun gefärbt. Ich lasse meine Finger darübergleiten. »Was ist das?«
    »Eine Henna-Tätowierung.«
    »Und wie macht man das?«
    »Es besteht aus Rinde, die zu Pulver zerstampft wird, und dann mischt man das Pulver mit Tee, damit es feucht wird. Danach lässt man es eine Weile in die Nägel einwirken.«
    »Das ist mwafrika Nagellack«, sage ich. Sie kichert, hebt meine Hand und zeichnet mit einem Finger Muster in meine Handfläche.
    »Man kann es auch dazu benutzen, Muster auf die Hände oder die Finger zu malen, so, wie es die Inder machen«, erklärt sie.
    Katriina fährt in ihrem Nissan Patrol vorbei – auf dem Beifahrersitz Marianne. Ich glaube, Rachel weiß nichts von Marianne. Es sei denn, sie hat gehört, dass ich mit einem weißen Mädchen in der Stadt gewesen bin. Aber das könnte auch meine Schwester oder jemand ganz anderes gewesen sein.
    »Bis bald«, verabschiede ich mich von Rachel, lasse ihre Hand los und gehe zu dem Wagen, der am Straßenrand hält. Katriina sieht mich nicht an, sagt nichts. Das Auto steht, aber Marianne öffnet die Tür nicht. Auch sie schaut stur geradeaus. Ich halte ihr die Tür auf. Marianne steigt langsam aus und schließt die Tür, wobei sie sich zu dem offenen Seitenfenster hinunterbeugt und »bis bald« sagt, bevor Katriina losfährt. Dann geht Marianne zum Clocktower-Kreisel, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    »Was ist?«, rufe ich und gehe ihr nach.
    »Ich habe euch genau gesehen.«
    »Wen hast du genau gesehen?«
    »Dich und … dieses Mädchen.«
    »Sie heißt Rachel«, sage ich, »Jemand, die ich kenne.«
    »Ja, das glaube ich dir gern.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe genau gesehen, wie du ihre Hand gehalten hast.«
    »Jetzt hör mal zu. Sogar Männer halten sich hier an den Händen, wenn sie spazieren gehen oder sich unterhalten. Das ist kein Vorspiel für Sex.«
    »Ja. Und die Frauen halten sich auch an den Händen. Aber nicht Männer und Frauen.«
    »Manchmal schon, es kommt vor.«
    »Tja, das sehe ich.«
Marcus
    DER FALSCHE TOURIST
    Die Leute von der Einwanderungsbehörde kommen in den Laden.
    »Wo ist dieser mzungu ?«, fragt der Mann.
    »Der mzungu ? Ich glaube, bei seinem Vater und seiner Familie.«
    »Aber er arbeitet mit dir zusammen. Wann kommt er?«
    »Nein, nein, nein, er arbeitet nicht. Er ist nur Gast seines Vaters. Und er ist auch mein Gast. Und der Vater lebt hier – er arbeitet für Nordic Project. Sie haben viele Jahre hier gewohnt.«
    »Aber der junge mzungu ist kein richtiger Tourist«, sagt der Mann. Und die Frau erklärt: »Wir sehen ihn hier jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend. Er kommt im Auto, er holt Kisten, und er bringt Kisten. Das ist ein Geschäft.«
    Das Immigrationsbüro liegt genau gegenüber an der Boma

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