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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Batik hat zwei Seiten. Sie sorgt fürs Überleben, aber gleichzeitig tötet die Produktion unsere Familie. Jetzt wissen wir es. Dann kommt meine Neugierde, weil ich das weiße Land ja nie erreicht habe.
    »Wie geht es Doktor Freeman und Vicky?«, frage ich, denn ich habe meine gierige Freundin von der Polizeischule nie wieder in Tansania gesehen.
    »Vicky hat Freeman wegen eines anderen Manns verlassen.«
    »Was macht der andere Mann?«
    »Er ist der Direktor von Freemans Krankenhaus.«
    »Reicher als Freeman?«
    »Sehr viel reicher.«
    »Selbstverständlich«, sage ich.
    »Wieso sagst du das?«, fragt Doktor Strangler.
    »Freeman war reich hier, und er gab Vicky das Ticket ins weiße Land. Aber als sie ankam, entdeckte sie, dass Freeman nur ein kleiner Fisch war. Andere Fische waren größer, deshalb ist sie angeln gegangen.«
    »Ach, so einfach ist es bestimmt nicht«, sagt Strangler.
    »Nein, ich mache nur Spaß«, sage ich und halte den Mund über das System. Doktor Strangler kann naiv leben und sterben.
Christian
    Und dann kam mein Vater und begann mich über meine Beziehung zu Rachel auszufragen. Ich habe ihn gebeten, sich nicht einzumischen. »Ich mische mich ja auch nicht ein, mit wem du zusammen bist – warum und wieso.« Er hat Ruhe gegeben.
    Rachel ist im Bad. Der große Augenblick ist gekommen, obwohl sie es nicht weiß. Ich höre die Badezimmertür und ihre Füße auf dem Flur zum Schlafzimmer. Ich gehe hinein. Sie hat sich eine kanga umgelegt und wühlt in ihrem Haar. Ich schalte die Deckenlampe ein. Sie dreht sich um.
    »Was ist?«
    »Zieh sie aus«, sage ich ernst und zeige auf die kanga .
    »Warum?« Sie versucht zu lächeln, aber es wirkt nicht überzeugend.
    »Ich möchte deine Bohne lecken«, sage ich auf Swahili.
    »Aber …« Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Ich kann mich nicht mehr zurückhalten.
    »Ich habe heute mit dem Arzt gesprochen. Es ist alles okay.« Rachels Mund steht offen.
    »Wirklich?«
    »Wir sind gesund – unser Blut ist perfekt.« Und dann liegen wir ineinander.
    Die Grenze zu Kenia ist wieder geöffnet. Da niemand weiß, wie lange es so sein wird, schlage ich Rachel vor, in die Ferien zu fahren.
    »Wir fahren in dein Dorf, dann lerne ich deine Familie kennen. Hinterher fahren wir nach Mombasa, und auf dem Rückweg setze ich dich im Dorf ab, dann kannst du zusammen mit Halima den Bus nach Moshi nehmen.« Rachel lächelt.
    »Du musst wissen, dass sie arm sind«, bereitet Rachel mich unterwegs vor. »Das Haus ist sehr schlecht. Sie leben auf die traditionelle Art, mit den Kühen im Haus.« Rachel macht sich Sorgen, wie sie uns unterbringen sollen.
    »Das ist sicher kein Problem«, antworte ich. Natürlich können wir sie tagsüber im Dorf besuchen und in einem Guesthouse in der nächstgrößeren Stadt übernachten, aber es wäre eine Beleidigung, und das weiß sie genau.
    Rachel hat zwei jüngere Schwestern aus der ersten Ehe ihrer Stiefmutter. Das Motorrad ist mit unseren Taschen, Schlafsäcken und Geschenken für die Familie beladen – überwiegend Kleidung.
    Wir sitzen an einem Tisch und essen.
    »Glaubst du, dein Vater serviert mbege ?«, frage ich sie, denn ich möchte gern mental darauf vorbereitet sein, lauwarmes Hirse-Bier zu trinken.
    »Nein, er trinkt nicht – das ist gegen Allah.«
    »Ich dachte, du seist mkristo ?«
    »Zu Hause bin ich mwislamu , aus Respekt vor meinem Vater, der mich Zaina nennt. Aber in Moshi bin ich mkristo , weil meine Tante in der Kirche ist«, erklärt Rachel. Wir grinsen.
    »Ein Gott und sein Prophet: Allah und Mohammed, Gott und Jesus«, sage ich.
    »Es ist fast dasselbe.«
    »Ja.«
    Als wir ankommen, läuft ein Haufen Menschen zusammen, um den weißen Mann zu sehen, der mit Rachel auf einem Motorrad kommt. Aber die meisten gehen, als wir hinter der Einzäunung des Hauses von Rachels Vater verschwinden. Der Vater gibt mir die Hand. Ich grüße und unterhalte mich im höflichsten Swahili, das ich gelernt habe. Frage nach den Feldern und den Haustieren. Rachel hat mir erzählt, dass er eine Kuh verkaufen musste, um Halimas Medizin bezahlen zu können. Rachel liefert die Geschenke ab, die sie für ihre Familie in Moshi gekauft hat, dann geht sie in die Küchenhütte, um ihrer Stiefmutter beim Kochen zu helfen. Halima starrt mich unverwandt aus großen Augen an. Wenn ich hinsehe, lacht sie und läuft auf ihren kleinen dicken Beinen zu Rachel und ihrer Stiefmutter.
    »Sie hat noch nie zuvor einen richtigen mzungu gesehen«,

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