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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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plötzlich in dich gefahren ist«, sagt er und ruft ein Taxi, das seine Platten und den Rekorder transportieren soll, während er auf dem Motorrad hinterherfährt.
    »Zwei Wochen«, sage ich.
    FALSCH
    Abends kommt Claires Schwester Patricia. Auch sie ist Mitglied der Pfingstkirche in Majengo.
    »Christian war da und hat die Sachen aus Europa abgeholt. Eine Menge großer Kisten, sie haben kaum ins Auto gepasst.«
    »Es ist angekommen?!«
    »Ja«, sagt Patricia.
    »Wann hat er die Sachen abgeholt?«
    »Vorgestern Morgen«, sagt sie. Eeehhh , die Anlage ist bereits in seinem Haus, aber er versucht, das Geld in die Finger zu bekommen, das ich im Laufe des Sommers verdient habe, um damit die falschen Zollbehörden in Dar zu bezahlen. Jetzt bin ich sauer. Ich stecke mir ein Bündel Geld in die Tasche. Nehme sofort den Bus nach Arusha. Ich besuche den wazungu Mick, der fast ein Afrikaner ist, denn er hat sein ganzes Leben hier gewohnt und von mir Kassetten gekauft, damals, als er auf die ISM ging. Jetzt hat er eine Autowerkstatt in Arusha. Sehr tüchtig.
    »Wie läuft’s mit Christian?«, fragt Mick.
    Ich erkläre ihm die Situation. »Der Junge macht einen sehr verwirrten Eindruck«, sage ich.
    »Ja. Er versteht nicht, dass man sich weiterbewegen muss, wenn man lebt.« Ich verstehe nicht, was er meint, aber es ist richtig, man muss sich weiterbewegen.
    »Ja. Am Ende wird er sich nach Europa bewegen und ein Chaos in Tansania hinterlassen, mit arbeitslosen Mitarbeitern und einem eingeborenen Mädchen ohne Dach über dem Kopf.«
    » Tsk «, sagt Mick und verkauft mir ein billiges Yamaha-Motorrad. Ich fahre zurück nach Moshi. Ich brauche die Maschine, um mich selbst zu retten.
    Am nächsten Abend kommt Christian mit Big Man Ibrahim als eine Art Leibwächter. Er ist direkt zu Ibrahim gegangen, wie ein kleiner Junge, der eine Ohrfeige bekommen hat. Ibrahim, der mir das Leben gerettet hat, will nun bei meiner Vernichtung helfen.
    »Es ist wichtig, die Ausrüstung sofort aus Dar zu holen«, sagt Christian. »Denk an das viele Geld, das wir verdienen können.« Christian versucht, ein freundliches Gesicht zu machen, als wäre ich ein Kind, dem alles langsam erklärt werden muss.
    »Du bekommst das Geld nicht, das ich im Sommer verdient habe, um damit falsche Zollbeamte in Dar zu bezahlen. Du hast bereits das gesamte Geld, das wir zusammen verdient haben. Fast ein Vermögen. Und die LP s gehören nicht alle dir. Einige waren von mir, andere haben wir zusammen gekauft – wir müssen sie aufteilen. Und die Anlage, mit der die Kassetten überspielt wurden und die wir bei den kleinen Discos eingesetzt haben, gehört zu fünfzig Prozent mir. Im Grunde bin ich es eigentlich, der Geld von dir zu bekommen hätte. Und in der Praxis – wer hat gearbeitet? Ich. Eeehhh .« Ibrahim tritt einen Schritt vor.
    »Wenn du das Geld jetzt nicht ablieferst, werde ich dich zerquetschen«, sagt er. Ich gucke Ibrahim nicht an, nur Christian.
    »Wir setzen uns zusammen und reden, wenn meine Ferien vorbei sind.«
    »Ich glaube, wir haben nichts mehr zu bereden«, sagt Christian.
    »Christians Vater möchte gern mit dir reden«, sagt Konrad eines Morgens. »Du sollst heute Abend um sieben zum Uhuru Hostel kommen.« Eeehhh , der kleine Bengel ist zum Vater gegangen, um ihm behilflich zu sein, den schlimmen Neger zu gängeln. »Was ist mit dir und Christian?«, fragt Konrad.
    »Wieso?«
    »Na ja, Knudsen – er klang sehr besorgt, als er nach dir fragte.«
    Ich treffe bwana Knudsen im Uhuru Hostel. Ich gehe zu seinem Tisch. Knudsen ist wie … er scheint sehr beschäftigt zu sein, als wäre er in einem Fernsehsender und alle Zuschauer würden ihn beobachten. Er benimmt sich mir gegenüber eigenartig.
    »Setz dich, Marcus. Ich muss nur noch …« Er zündet sich eine Zigarette an und geht auf die Toilette, kommt zurück und ruft die Kellnerin, um mehr Kaffee zu bestellen. Aber uns beobachtet niemand. Er setzt sich schwerfällig, seufzt und atmet tief ein.
    »Was ist mit eurem Geschäft, Marcus? Was ist zwischen dir und Christian? Warum streitet ihr euch?« Ich schüttele den Kopf.
    »Ich streite mich nicht. Ich habe überhaupt nicht gestritten. Ich habe Christian gesagt, dass wir uns zusammensetzen und diskutieren müssen, wie wir das Geschäft betreiben. Zusammen. Wie es weitergehen soll. Damit wir wissen, wie wir es machen wollen. Ist das Streit?«
    »Okay. Christian sagt, du würdest um Geld bitten.« Ich bin schockiert.
    »Das ist gelogen«, sage ich –

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