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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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er dich ordentlich?«
    »Das meiste haben wir gespart, um die Fracht für eine große Diskothekenausrüstung aus Dänemark zu bezahlen, damit wir richtig Geld verdienen können.«
    »Bekommst du keinen Lohn?«
    »Nein, wir sind Partner«, sage ich, aber irgendwie klingt das komisch. Partner? Mein Part sind die Räder, aber wer fährt das Auto?
    »Christian sagt, du arbeitest für ihn.«
    » Tsk .«
    »Er hat immer viel Geld in der Tasche. Geld für Bier, Geld für sein schwarzes Mädchen«, sagt Konrad. So reden die Weißen: Hat man ein Problem erkannt, greift man zu seiner Waffe – bereit zum Krieg. In Tansania ist es schwierig, etwas so direkt über einen anderen Mann zu sagen, zumal, wenn man darüber hinaus abhängig von ihm ist.
    »Ja. Ich verstehe, er betrügt mich, aber ich habe keine Wahl. Keine Papiere von der Schule, keinen mabwana makubwa in der Familie. Ich muss dem weißen Jungen ein heuchlerisches Lächeln zeigen, um mir einen Vorteil zu verschaffen.«
    »Während er dich bescheißt? Wieso kommst du nicht mit auf die Farm?«
    »Ich bin kein Bauer. Ich kann nichts anbauen«, lüge ich, denn das Sklavenleben auf den Feldern will ich nicht führen.
    An manchen Tagen widersetze ich mich. Ich trage nur die Hälfte der LP s in den Laden. Aber normalerweise nehme ich die Platten, den Rekorder und Soljas Walkman mit – beides kann ich mit dem Plattenspieler und dem Verstärker verbinden, so dass ich zwei Kassetten gleichzeitig überspielen kann. Ja. Zurzeit läuft das Geschäft nicht so gut wie früher, weil die ISM geschlossen ist; die allermeisten Weißen sind in den Ferien. Es ist mau. Dennoch – während der Ferien verdiene ich ordentlich, und ich diszipliniere mich. Ich habe Geld.
    BREMSE
    Der Tag, an dem Christian nach Moshi zurückkommt. Er fährt mit dem Motorrad direkt zum Laden.
    »Wie viel hast du verdient?«, fragt er.
    Ich nenne ihm den Betrag – beinahe ehrlich.
    »Gut. Es sieht ganz so aus, als bekämen wir die große Anlage ins Land. Sie ist bei den Zollbehörden in Daressalaam gelandet. Mit diesem Geld kann ich nach Dar fahren, die Leute vom Zoll schmieren und die Sachen auslösen.« Ich gehe auf seine diebische Idee nicht ein.
    »Das Geld ist nicht hier. Ich habe es auf der Bank.«
    »Dann heben wir es ab«, sagt Christian.
    »Nein, jetzt nicht. Wir machen es folgendermaßen: Du bist jetzt zurück aus den Ferien, und ich habe die ganze Zeit gearbeitet. Gib mir zwei Wochen Ferien. Und hinterher setzen wir uns hin und reden über die Dinge.«
    »Aber es ist wichtig, die Ausrüstung so schnell wie möglich herauszubekommen. Und ich habe jede Menge neue LP s aus Kenia mitgebracht, außerdem sind die Schüler zurück in der ISM – ein guter Zeitpunkt, um Geld zu verdienen.«
    »Nein. Jetzt ist es genug. Ich brauche eine Pause.«
    »Okay. Dann gib mir das Geld, damit ich daran arbeiten kann, die Ausrüstung beim Zoll auszulösen, während du Urlaub machst.«
    »Stopp. Du hörst nicht zu. Wir wollen eine Pause einlegen und hinterher reden. Und das Geld habe ich verdient, als du weg warst. Wir werden auch darüber reden – wir werden es zusammenzählen. Auch das Geld, das wir mit den Discos verdient haben. Alles Geld wird zusammengezählt.«
    »Einverstanden«, sagt er. »Ich habe alle Einnahmen und Ausgaben aufgeschrieben, und du hast die Bücher mit den Abrechnungen.«
    »Ja, es wird höchste Zeit. Ich habe bisher noch nicht einen Schilling gesehen. Lohn. Wir müssen diskutieren: Wie hoch ist die Miete für den Laden? Wie sehen die Zukunftspläne aus? Welchen Arbeitslohn bekomme ich, welchen du? Damit wir das Geld aus dem Geschäft respektieren.«
    »Das ist in Ordnung, Marcus. Aber ich brauche das Geld, das du verdient hast, um die große Anlage auszulösen.«
    »Nein. Erst, wenn wir alles besprochen haben. In zwei Wochen.«
    Sein Gesicht wird lang. Oh, oh, oh, ohhh. Habe ich einen großen Fehler begangen?
    »Dann nehme ich die Anlage mit nach Hause«, sagt er. »Sie kann nicht hier stehen bleiben.« Er fängt an, die Kabel herauszuziehen. Ich helfe ihm nicht. Er will Soljas Walkman einpacken.
    »Nein«, sage ich. »Der gehört Solja. Ich habe ihn mir von ihr geliehen.«
    »Sie will ihn gern zurückhaben.«
    »Ich liefere ihn selbst ab.« Er fängt an, die Platten einzupacken.
    »Nein«, sage ich. »Meine Platten können hierbleiben. Und meine Ausrüstung ebenfalls.« Er sagt nichts. Schließlich nimmt er lediglich seine Platten und seinen Kassettenrekorder mit.
    »Ich verstehe nicht, was

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