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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Wochenende über auf den Beinen zu halten.
    »Es sind nur ein paar Wochen«, erkläre ich Rachel. »Du kommst beim nächsten Mal mit.« Ich schaue Halima an und füge hinzu: »Ihr kommt mit.«
    Sie dreht mir den Rücken zu, verschränkt die Arme und schaut aus dem Fenster in den staubigen Garten. Natürlich will sie gern nach Dänemark, aber Mutter bezahlt nur mein Ticket – nicht mehr.
    »Was ist denn?«, frage ich sie. Sie dreht sich mit Tränen in den Augen um, ihr Blick ist hart.
    »Kommst du zurück?«
    »Aber natürlich.« Ich stehe auf und umarme sie. Halima beginnt zu weinen. Ich lasse Rachel los und nehme Halima auf den Arm, gehe zurück zu Rachel. »Ja, selbstverständlich komme ich zurück. Hast du davor Angst?«
    »Ja«, gibt sie zur Antwort. Ich lache angestrengt, lasse meinen Blick schweifen.
    »Schau mal, all meine Sachen sind hier. Die Anlage, das Motorrad, meine Rachel und meine Halima.« Sie zieht die Nase hoch und küsst mich – sie hat Angst. Marcus hat mal erzählt, dass Claires Schwester Patricia mit einem Australier zusammen gewesen ist, der nach Hause geflogen ist, um Ausrüstung für eine Fabrik in Moshi zu kaufen, und nie wiederkam.
    »Du darfst mich nicht allein in der Welt zurücklassen«, flüstert sie. »Das darfst du nicht, Christian.«
    Ich habe meine Mutter ein paar Jahre nicht gesehen. Sie hat das Haus in Hasseris für die Zeit gemietet, in der Lene und ihr Mann mit dem Auto in der Provence sind. »Du benimmst dich anständig gegenüber deiner Mutter«, ermahnt mich Vater, als wir am Abend vor meinem Abflug telefonieren. Ich lande in Kopenhagen eine Woche vor unserem Treffen in Aalborg. In Kopenhagen kann ich bei Vaters großem Bruder Jørgen in Østerbro wohnen. Er ist inzwischen geschieden, noch immer Ministerialdirektor im Innenministerium und nie zu Hause. Aber er gibt mir einen Schlüssel, und ich darf mir auch etwas zu essen nehmen, allerdings ist so gut wie nie etwas da.
    Ich habe ein paar geschliffene Tansanit-Steine mit Zertifikat, gekauft bei einem autorisierten Inder in Arusha. Außerdem habe ich eine Handvoll ungeschliffener Steine, die ich von Savio gekauft habe. Und schließlich den großen Stein, den ich nach der Nacht in Zaire bekam. Ich schaue ins Telefonbuch und suche mir ein paar Juweliere heraus. Unternehme einen Spaziergang durch Kopenhagen und sehe mir die Fassaden der Geschäfte an, bin nervös. Wie macht man so etwas? Ich gehe nach Hause. Ziehe meinen hellen Anzug an und denke an Rachel – ich vermisse sie, bin aber auch froh, dass sie nicht hier ist. Was sollte ich hier mit ihr anfangen? Ich benutze das Aftershave meines Onkels. Gehe zu dem Juwelier, den ich mir ausgesucht habe.
    »Die könnten gestohlen sein«, sagt der Mann zu den Steinen, für die ich ein Zertifikat habe. Ich zeige auf die Dokumente. »Die Dokumente könnten gefälscht sein«, meint er.
    »Haben Sie Diamanten von De Beers?«, frage ich ihn.
    »Ja, natürlich«, antwortet der Mann und richtet sich auf.
    »Das Apartheid-Regime in Südafrika: Vom Staat organisierte Sklaverei ist okay, aber meine Steine, die ich legal in Tansania gekauft habe, wollen Sie nicht.«
    »Die Apartheid ist vorbei«, sagt er.
    »Ja, aber das ist sicher nicht Ihr Verdienst«, erwidere ich und verlasse das Geschäft. Spüre, dass ich die Handlungshoheit zu verlieren beginne. Trinke an einem Kiosk eine Cola. Sie schmeckt nach Moshi. Gehe zum nächsten Juwelier.
    »Haben Sie Interesse an Tansanit-Steinen?«
    »Das … das könnte schon sein«, sagt der Mann vorsichtig. »Wenn sie autorisiert sind. Haben Sie die Steine dabei?«
    »Können wir uns setzen?«
    »Selbstverständlich.« Er führt mich ins Hinterzimmer. Ich ziehe die Schachtel mit den geschliffenen Steinen aus der Tasche und lege die Papiere daneben. Der Mann sieht sie sich nicht an. Er stülpt sich eine Lupe über den Schädel, schaltet eine Lampe ein und knirscht mit den Zähnen, während er einen Stein nach dem anderen untersucht – mit einem großen prüfenden Auge hinter der Lupe.
    »Ja«, sagt er und nimmt die Lupe ab, schaut in die Zertifikate. »Sie sind so, wie sie sein sollen. Nicht die feinste Qualität im Schliff.« Er nennt seinen Preis. Der Preis ist okay, aber es reicht nicht. Ich bitte um mehr.
    »Sie müssen verstehen«, argumentiert er. »Wir ziehen es vor, die Steine selbst zu schleifen, damit sie unseren Wünschen entsprechen.«
    »Das verstehe ich.«
    »Können Sie zu dem Preis noch mehr besorgen?«, will er wissen.
    »Ja. So viele Sie

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