Liberty: Roman
essen und ist nur noch ein Skelett mit Haut. Jeden Abend quält mich Claire. Heulerei und Hysterie, fast so wie damals, als die kleine Rebekka krank war. Nach kurzer Zeit stirbt Dickson. An der Beerdigung muss ich nicht teilnehmen. Er war ein Mistkerl – und jetzt ist er unterirdisch.
Ich nehme Claire mit ins KCMC und bettele einen Arzt an, unser Blut zu testen und uns eine ehrliche Antwort zu geben. Er übernimmt die Aufgabe. Wir sollen drei Wochen warten und uns dann die Antwort abholen. Claire hat Tag und Nacht Angst. Schließlich sitzen wir im Büro des Arztes.
»Nein, ihr habt kein Problem. Das Blut ist gut«, sagt er mit einem breiten Lächeln in seinem schwarzen Gesicht.
Lieber Gott im Himmel, werde ich in dieser Nacht gepumpt; ich blute beinahe.
1989
Marcus
LÜGENGEWEBE
Nach einem Jahre sehe ich Rhema auf dem Markt, wo sie mirungi an Araber und Somalier verkauft. Sie hat große Angst vor mir, weil sie Claire mit bösen Gedanken bedacht hat. Rhema glaubt, die Hexerei ihrer Großmutter hätte meine Tochter Rebekka unter die Erde gebracht. Ich frage sie nach meinem unbekannten Sohn, Steven.
»Es ist sehr schwierig für mich, wegen des Geldes.« Ich will ihr kein Geld geben, ich will meinen Sohn kennenlernen.
»Steven könnte bei uns wohnen, anders kann ich dir nicht helfen. Ich sorge dafür, dass es ihm an nichts fehlt, und ich schicke ihn zur Schule, wenn er größer ist.«
Rhema ist einverstanden. Claire holt den Jungen. Wir leben mit Steven in unserem Haus. Es ist eigenartig, denn wir sind Fremde. Aber der Junge mag uns. Das ist gut. Am Wochenende kann Rhema den Sohn abholen, um ihn zu sehen.
Endlich pflanze ich meinen Samen, und Claire wächst. Das weckt die satanischen Gedanken bei Rhema; ich sehe ihre Furcht, wenn sie Steven samstags abholt. Ich rede mit Phantom.
» Eeehhh «, sagt er. »Rhema glaubt an Lügengewebe: Sie glaubt, Schuld an Rebekkas Tod zu haben, weil sie glaubt, dass sie dir und Claire mit ihrer wahnsinnigen Großmutter böse Geister geschickt hat. Bald bekommt Claire ihr eigenes Kind, und nun denkt Rhema, Claire würde Rhemas Kind umbringen, um ihr die Bosheit heimzuzahlen.«
»Aber ich will meinen Sohn doch in die Schule schicken und alles für ihn tun?«
»Ja, aber Rhemas Familie lebt mit Mystik und Geistern. Sie ist sicher, dass Claire ihren Sohn aus Rache töten wird; Rhema kann gar nicht anders denken«, sagt Phantom.
Christian
»Wenn ihr das ganze Wochenende im Hotel Krach macht, kann ich die Zimmer nicht vermieten«, erklärt der pensionierte Polizist, dem das Royal Crown gehört. »Das ist ein großer Verlust meiner Einnahmen.« Bevor wir gekommen sind, hatte er weder Gäste in den Zimmern noch in der Bar. Jetzt ist die Bar jeden Freitag, Samstag und Sonntag gestopft voll mit Menschen. Er schaufelt das Geld. Aber er will mehr. Er will seinen Anteil an den Eintrittsgeldern von zwanzig auf vierzig Prozent erhöhen. Wir einigen uns bei dreißig Prozent. Und gleichzeitig fängt der Bar-Chef an, die Zimmer als Bumsgelegenheiten zu vermieten. Ich kriege nicht heraus, ob der Besitzer davon weiß. Ich sage zu dem Bar-Chef, wir müssen uns mit dem Besitzer zusammensetzen und darüber reden, weil das zu mehr Ärger führt – ordentliche Leute werden nicht mehr kommen, und der Eigentümer ist ein alter Mann, der um seinen Ruf besorgt ist. Wir dürfen es nicht zulassen, dass sich der Laden in die falsche Richtung entwickelt.
»Nein, nein«, sagt der Bar-Chef. »Es kommt nicht wieder vor.« Der Besitzer wusste nichts davon, das Geld ist direkt in die Tasche des Bar-Chefs geflossen. Aber er hört damit auf. Das Royal Crown wird die angesagteste Location der Stadt, und da es der angesagteste Ort ist, passiert nach und nach auch das, was überall sonst auch passiert: Es gibt Schlägereien, Saufereien, Drogen, malaya … alles. Aber wenn man keine Betrunkenen mag, darf man keine Bar betreiben.
Es ist unter Kontrolle. Der Besitzer ist auf unserer Seite, denn endlich verdient er mit seiner Investition Geld. Ich beschäftige einen Mann an der Tür, einen Rausschmeißer, einen DJ , einen Parkplatzwächter und mich. Der Eigentümer hat nur zwei Leute an der Bar. Er erntet reichlich als Ergänzung seiner Polizeipension.
Wenn es eine Prügelei in oder außerhalb der Diskothek gibt, kommt die Polizei. Und das ist genial, denn der Besitzer ist ihr alter Chef, den sie respektieren. Alles läuft gut.
Aber es ist verdammt anstrengend. Ich kaue mirungi mit Juicy-Fruit-Kaugummi, um mich das
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