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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Griff.«
    »Du solltest lieber schlafen gehen.«
    »Was willst du denn jetzt machen?«, erkundigt er sich, ein wenig misstrauisch, habe ich das Gefühl.
    »Ich werde ins Shukran Hotel fahren und einen ordentlichen Juice trinken.«
    »Christian …«, sagt er und sieht mich ernst an. Jetzt kommt es. Er schüttelt den Kopf. »Rogarth hat mir Probleme gemacht. Eine Menge Probleme.«
    »Wie?«
    »Er sagt, wenn du weg bist, muss er mehr Geld bekommen. Also sage ich zu ihm, es ist falsch, dein Geld zu stehlen. Und dann will er das Geld aus der Kasse nehmen, obwohl Emmanuel dort sitzt. Und Emmanuel weiß nicht, wie er sich Rogarth gegenüber verhalten soll, und lässt ihn das Geld nehmen. Also sage ich zu Rogarth, er soll verschwinden.«
    »Was meinst du?«
    »Ich leite das Geschäft. Er ist ein Dieb. Ich feuere ihn.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Kurz, nachdem du geflogen bist.«
    »Und wer ist der DJ ?«, frage ich ihn, denn Abdullah kann keine Platten auflegen.
    »Mein Vetter Mohammed.« Ich kenne keinen Mohammed.
    »Okay.« Mir fehlen Informationen. »Treffen wir uns morgen und reden – wenn wir geschlafen haben.«
    »Ja«, stimmt Abdullah zu. »Aber wenn du mit Rogarth und Emmanuel redest, musst du wissen, dass sie lügen. Sie wollen mehr Geld, weil du weg bist. Aber ich will ihnen nicht dein Geld geben. Sie sagen, ich wäre ein Dieb.«
    »Hast du Emmanuel auch gefeuert?«
    »Nein. Aber er redet schlecht über mich. Ich kann nicht mit ihm arbeiten. Aber ich warte, bis mein Partner aus Europa nach Hause kommt, dann klären wir das zusammen.«
    »Wir reden morgen darüber.« Ich klopfe ihm auf die Schulter – ich bin nicht sein Partner.
    »Du und ich«, sagt er. »Wir betreiben den Laden zusammen – kein Problem.« Ich versuche, keine Miene zu verziehen und ein möglichst ausdrucksloses Gesicht zu machen, während Abdullahs Blick mich abtastet. Es ist, verdammt noch mal, nicht sein Laden. Dieses dumme Schwein.
    Ich fahre zu Rogarths Mutter in Old Moshi, doch die Nachbarn erzählen mir, dass sie tot ist und die Kinder bei irgendwelchen Familienangehörigen in Dodoma untergebracht sind. »Was ist mit Rogarth?«
    »Er ist in Moshi«, heißt es, aber niemand weiß, wo. Fuck. Er hat keine Wohnung, kein Geld, nichts. Ich fahre den weiten Weg hinaus zur TPC – benommen vor Müdigkeit. In dem Landarbeiterdorf finde ich Emmanuel vor dem kleinen Haus seiner Eltern. Noch bevor ich das Motorrad abstelle, schüttelt er traurig den Kopf:
    »Abdullah ist der größte Dieb.«
    Er erzählt mir die ganze Geschichte. Emmanuel hat Lohn erhalten, aber nur die Hälfte dessen, was er zu bekommen hatte. Die Aufteilung des Gewinns wurde von einem Tag auf den anderen abgeschafft, gleichzeitig hat Abdullah Rogarth hinausgeschmissen. »Ich habe mich umgehört. Abdullah braucht das Geld, um Baumaterial zu kaufen, er will ein Haus in Swahilitown bauen.«
    Abdullah – ein Riesenidiot. Ich gebe Emmanuel Geld für ein matatu und sage ihm, er soll morgen zu mir kommen. Fahre nach Hause.
    Rogarth steht auf der Terrasse, als ich durchs Tor fahre. Er lächelt angestrengt – die Haut sieht aus, als hätte man sie ihm über den Schädel gespannt, verfärbt. An der Wand steht ein alter Rucksack. Ich klappe den Stützfuß aus, steige ab.
    »Rogarth!«
    »Christian.« Er umarmt mich. Ich sehe gerade noch, wie dreckig seine Sachen sind. Er riecht nach Rauch, Staub und trockenem Schweiß.
    Abdullah hat den Sozialismus afrikanischer Prägung abgeschafft und den Gewinn für seinen Hausbau in Swahilitown verwendet – das ist der entscheidende Punkt. Damit könnte ich leben, ich könnte ihn herunterputzen und eine Weile leiden lassen, denn eigentlich ist er ein guter Mann. Das sage ich auch zu Rogarth. Aber er schüttelt den Kopf.
    »Ich will nicht mehr mit Abdullah arbeiten.«
    »Warum nicht?« Rogarth wendet den Blick ab.
    »Am ersten Abend, nachdem du abgeflogen bist, wollte Abdullah die Anlage mit zu sich nach Hause nehmen und uns keinen Lohn auszahlen – mir, Emmanuel und Firestone. Er behauptet, wir seien Diebe, aber eigentlich ist er der Dieb.«
    Sie haben einfach darauf gewartet, dass ich wieder nach Hause komme und die Sache in Ordnung bringe. Ich muss mich entscheiden: entweder Abdullah vergessen oder ihn behalten und eine ganz neue Truppe mit den Freunden eines Diebs aufbauen. Das wäre ein Signal für Abdullah, es wäre okay, wenn er mich in den Arsch fickt, bis ich blute.
    »Firestone. Kannst du nach Hause gehen? Wir sehen uns dann

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