Liberty: Roman
ruft Tita und redet mit ihr auf Finnisch. Eeva stellt sich mit dem Rücken zu mir vor mich. Ich lege meine Hände auf ihre Schultern. Sie bleibt stehen. Es gibt nur die dünnen Träger des Kleidchens und die Haut, die sich unter meinen Handflächen warm anfühlt; darunter sind gute Muskeln und starke Knochen auf eine wundersame Weise angeordnet. Tita knipst.
»Okay«, sagt sie, und Eeva läuft zum Tisch, um einen Schluck zu trinken und wieder in den Garten zu rennen. Tita setzt sich und schaut von der Kamera zu mir: »Es ist nur … wenn sie es wissen will … Okay?«
»Ja. Wenn du meinst.«
»Ich finde schon.«
»Wie ist es mit einer Mulattin in Finnland?«, frage ich, als ich mich wieder setze.
»Es geht gut«, sagt Tita. Aber ich sehe es: Es geht nicht gut.
»Keine Probleme?«
»Na ja … ein paar Jungen im Kindergarten nennen sie Negerkuss. Und sagen, sie hätte …« Tita schmunzelt und hält die Hand vor den Mund. »… Schamhaare auf dem Kopf.«
» Tsk. Tsk .« Ich schüttele den Kopf.
»Aber sie versteht es nicht. Und das ist nicht weiter schlimm.«
»Und Asko?«
»Der ist in Nicaragua«, sagt Tita. Sie erkundigt sich nach mir und dem Unfall. Ob ich zurechtkomme?
»Ja. Es ist okay.« Katriina kommt zu uns und fragt mich, ob ich Christian in letzter Zeit gesehen hätte? Ob alles in Ordnung wäre zwischen uns?
»Ja, kein Problem«, sage ich. Gegenüber dem Sohn ihres neuen Mannes muss Katriina loyal bleiben können. Und der Knudsen-Mann hat ein schlechtes Gewissen, weil mama Knudsen auf eine Art und Weise verschwunden ist, die bwana Knudsen in den Augen aller lächerlich gemacht hat; außerdem behielt er seinen Sohn in Afrika und schuf diesen verwirrten Jungen, Christian. Tsk , totales Chaos.
»Bleibst du und isst mit uns?«, fragt Katriina.
»Nein, danke. Ich komme bereits zu spät zu einer Verabredung«, sage ich. Wenn ich mit Katriina, Tita und dem Schokoladenmädchen zu Mittag essen sollte – es wäre zu viel für mich.
Christian
Es ist morgens um halb acht, als ich zurück bin. Firestone schläft in einem Stuhl auf der Veranda. Ich stoße ihn an. Er lächelt und springt auf.
»Psst«, zische ich und schleiche mich hinein, um Rachel zu wecken. Die Anlage steht nicht im Wohnzimmer. Ich gehe hinaus zu Firestone. »Wo ist die Anlage?«, frage ich ihn.
»Ah-ah-ah-ah-ah …«, beginnt er.
»Abdullah hat sie zu Hause in seinem Zimmer?«, helfe ich ihm. Firestone nickt. »Kümmert er sich ums Geschäft, wie abgemacht?« Firestone zuckt die Achseln und nickt. Was bedeutet das? Ich gehe ins Haus und wecke Rachel.
»Mein mzungu «, sagt sie und zieht mich zu sich ins Bett. Sie ist warm und weich.
»Was ist mit der Anlage?«, frage ich sie. »Wieso steht sie nicht hier?«
»Sie ist zu Hause bei Abdullah. Er sagt, er wolle nicht jede Nacht damit hierherfahren. Und Rogarth kommt jeden Tag und fragt nach dir«, erzählt Rachel.
»Wieso?«
»Ich glaube, es gibt ein paar Probleme mit Abdullah.«
»Wie … Probleme?«
»Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, er nimmt sich mehr Geld, als gedacht war.« Ich bin total müde, aber mein Adrenalin schießt. Ich küsse Rachel, küsse Halima, gebe Rachel ein großes Päckchen mit Kleidern, Parfüm, Nagellack und einem Walkman. Dann schiebe ich das Motorrad aus dem Wohnzimmer und fahre zu Abdullah – klopfe ihn wach. Er öffnet die Tür in Boxershorts. Es ist wahrscheinlich erst vier Stunden her, seit er die Nacht im Royal Crown beendet hat.
»Ah, Christian, mein Freund. Gut, dich zu sehen«, begrüßt er mich. Umarmt mich. Ich frage, wie es gelaufen ist. »Alles ist gut. Abdullah hat den ganzen Laden geschmissen – keine Probleme.« Er streckt sich und gähnt, die Muskeln rollen unter seiner Haut. »Magst du einen Kaffee?«, fragt er.
»Nein, nein, ich will nur hören, ob es irgendwelche Katastrophen gegeben hat.« Er gibt mir das Geld – es ist nicht alles, aber der Diebstahl ist so moderat, dass ich seine Erklärung schlucken werde, wie immer sie auch ausfällt. Das weiß er, denn der Mann ist nicht ganz dumm. Ich werde nicht darum bitten, mir die Abrechnungen sofort ansehen zu wollen. Es würde ihn beleidigen, und er scheint sehr selbstsicher zu sein. Ich sehe, dass die Anlage an der Wand des kleinen Raums gestapelt ist. Ich gebe ihm seine Geschenke: einen Walkman und ein Hemd. Gehe vorsichtig vor.
»Kommen immer noch Leute ins Royal Crown?«
»Massenweise«, erklärt Abdullah. »Entspann dich einfach nach deiner Reise. Ich habe alles im
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