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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Familie, so dass nun auch noch Abdullahs Investitionen an Baumaterial verloren sind. Was für ein Idiot.
    »Setz dich«, fordere ich ihn auf. »Willst du einen Kaffee?« Er bleibt stehen.
    »Abdullah möchte, dass ihr weiterhin Freunde seid.«
    »Ich habe keinen Krach mit Abdullah«, erkläre ich. »Aber er hat seine Kollegen bestohlen. Weißt du, wo er ist?« Ich könnte versuchen, mit ihm zu reden. Ich hab ihn nicht gern zum Feind.
    »Vielleicht weiß ich es«, erwidert Mohammed.
    »Abdullah hat noch immer einen Job, wenn er will.«
    »Abdullah sagt, so wie du ihn behandelt hast, will er nur zurückkommen, wenn du dich entschuldigst.«
    Ich lache: »Soll ich mich entschuldigen, weil Abdullah mein Geld genommen hat, um ein Haus in Swahilitown zu bauen?«
    »Es ist Abdullahs Geld. Er hat dafür gearbeitet«, behauptet Vetter Mohammed.
    »Hör mal zu. Abdullah kann herzlich gern mit mir reden, wenn er will. Aber die Entschuldigung muss von seiner Seite kommen.«
    »Es wird Abdullah sehr leid tun, das zu hören. Kennst du Abdullah, wenn ihm etwas wirklich leid tut?«
    »Geh jetzt.«
    »Wart’s nur ab«, sagt er und geht.
    Ich stehe wieder hinter den Plattenspielern. Habe zwei Einschilling-münzen auf den Kopf des Tonarms gelegt, damit die Nadel nicht aus der Rille springt, wenn die Tanzfläche im Royal Crown bebt. Der Plattenspieler hüpft, der Tonarm springt aus der Rille und rutscht mit einem kreischenden Geräusch über die LP , die Münzen fallen zu Boden. Die ganze Anlage wackelt. Einzelne Schreie. Ich stehe von dem Stuhl auf, auf dem ich gesessen habe. Der Boden bebt ebenfalls – nichts steht still. Dann fällt der Strom aus, und ein gewaltiger Schrei entlädt sich aus der Menschenmenge. Ein Erdbeben. Die Leute fangen an zu rennen. Ich halte den Tisch fest. Er hört auf zu wackeln, vom Eingang her höre ich Schreie – die Menschen werden von hinten eingeklemmt, vermute ich. Dann wird es ganz still. Nicht einmal die Zikaden lärmen draußen. Alles Leben hält den Atem an. Der Kilimandscharo – in ihm lebt es. Der Strom geht wieder an. Ich überprüfe den Plattenspieler, greife nach Bob Marley, lege Survival auf. Drehe den Bass auf – fett, dass der Boden vibriert. Alle sind erleichtert, die Leute lachen, beginnen zu tanzen, der Boden bebt – wir sind der Grund. Alle besaufen sich. Nur ich kann mich nicht betrinken. Ich habe Bauchschmerzen. Abdullah macht mir Sorgen. Ich habe Big Man Ibrahim wieder als Türsteher angestellt und bin sicher vor Abdullah. Aber Ibrahim bereitet mir ebenfalls Sorgen. Er hat Probleme mit seiner Familie, die ihm offenbar sein gesamtes Vermögen aus den Tansanit-Minen abgenommen haben. Aber ich brauche Ibrahim.
    »Ibrahim ist schlecht«, erklärt Rogarth. »Er verkauft brown sugar .«
    »Hier?«
    »Ja. Seine Taschen sind voll davon, eingepackt in Geldscheine. Das macht die Leute wild.« Und der Irrsinn wächst. Die Männer vögeln mit den Frauen anderer Männer, die Mädchen sind zusammen mit den Freunden anderer Mädchen. Wer hat eine schicke Uhr? Wer raspelt Süßholz über deinen kurvigen Körper? Der Bursche, der das Hotel für den Besitzer betrieben hat, wurde hinausgeworfen, weil er es wie ein Bordell betrieben hat. Und nun hört der Besitzer, dass sein Hotel als übles Loch bezeichnet wird. Ich habe Benson in Verdacht. Er könnte uns bei dem Besitzer, einem sehr alten Mann, verleumdet haben. Das Royal Crown Hotel sollte die Goldgrube seines Rentenalters werden, und nun bereitet es ihm Kopfschmerzen.
    »Ihr bringt all diese malaya in mein Haus«, klagt er.
    » Malaya ?«, sage ich. »Wir bringen keine malaya hierher.«
    »Wie ich gehört habe, heuerst du jedes Wochenende ein Taxi an, mit dem du einen Haufen malaya aus der Innenstadt und Majengo zur Disco hier in mein Hotel transportierst. Das ist sehr schlecht.«
    »Wer sagt das?«, will ich wissen. »Das stimmt einfach nicht.« Er hat natürlich recht, wir holen Bar-Mädchen aus der Innenstadt, weil sie sich in der Dunkelheit nicht auf den Weg zum Royal Crown machen wollen und sich kein Taxi leisten können. Die Bar-Mädchen brauchen wir, wenn die Disco ein Erfolg sein soll. Sie sind hübsch anzusehen, führen angenehme Gespräche, tanzen gut. Okay, manchmal vögeln sie auch, und vielleicht nehmen sie auch ein bisschen Geld dafür – es ist ihre Entscheidung.
    »Und die Leute sagen, dass dein Türsteher illegale Drogen verkauft«, erklärt der Besitzer. Er ist wütend, denn wenn du in Tansania ein alter Mann bist, ist es

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