Liberty: Roman
Wahrheit des Blicks zu verbergen.
Später kommt Katriina in bwana Knudsens Nissan Patrol in die Uru Road.
»Marcus, komm mit, es gibt da jemanden, den du treffen solltest.«
»Augenblick.« Ich gehe ins Haus und sage dem Hausmädchen, sie soll ganz schnell meine Schuhe putzen, aber gründlich. Ich ziehe mein neuestes Hemd und eine saubere Hose an. Die Schuhe sehen besser aus. Aufbruch. Katriina fährt zu ihrem Haus an der Kilimanjaro Road, nicht weit entfernt vom Uhuru Hostel. Wir biegen in die Einfahrt. Tita sitzt in einem der Liegestühle an dem Tisch, der direkt vor der Tür steht. Das Schokoladenmädchen spielt mit dem Hund. Eeehhh , ich kann fast nicht aussteigen, so steif sind meine Beine. Tita ist aufgestanden. Sie ringt die Hände.
»Hej, Marcus«, sagt sie.
»Hej.« Ich gucke das Kind an, dann Tita, dann wieder das Kind. Es ist wie ich – die Chagga-Züge, gute Knochen, die Muskeln sitzen perfekt, weiße, starke Zähne, eine etwas abgeflachte Nase und volle Lippen. Aber goldbraun und Sommersprossen über dem ganzen Gesicht. Katriina ist ins Haus gegangen.
»Sie heißt Eeva«, sagt Tita und ruft das Kind auf Finnisch. Eeva kommt und umklammert die Beine ihrer Mutter, schaut scheu zu mir auf. Katriina stellt ein Tablett mit Cola auf den kleinen Tisch, verschwindet aber sofort wieder. Eeva – die erste Frau auf der Welt; denn Gott schuf den Mann und entdeckte, dass er verkehrt war, also nahm Gott ein Stück dieser schlechten Schöpfung und formte sein Meisterwerk.
»Eeva weiß nichts«, sagt Tita und guckt hinunter auf das Kind. »Sie ist noch nicht alt genug, um es zu verstehen.« Ich sehe mir Eeva an und lächele, so gut ich kann, aber die Lippen kleben mir an den Zähnen. Tita sagt: »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, aber ich finde …« Sie hält inne, schaut immer noch zu Boden. Dann blickt sie auf. »Ich fand, du solltest sie sehen.« Ich setze mich. Ich öffne eine Cola und reiche sie Eeva. Sie schaut fragend zu ihrer Mutter, bevor sie die Flasche nimmt. Ich öffne eine für mich und trinke einen Schluck. Eeva streckt mir ihre Flasche hin und guckt. Wir stoßen an. Sie lacht – ihre Augen sind dunkle Sterne. Es geht mir so nah, dass ich mir rasch die Augen auswischen und sie hinter der Sonnenbrille verstecken muss.
Ich zünde mir eine Zigarette an und betrachte Tita. Sie ist fein. So fein. Etwas älter, hängendere Brüste, aber sehr fein. Und das Kind ist fein. Alles ist fein. Nur … sie hätte eher kommen müssen. Vielleicht hätten wir … aber das ist zu spät.
»Ich bin froh«, sage ich.
»Gut«, sagt Tita. Ich bin eine merkwürdige Art von malaya – ich liefere meinen Samen ab, erhalte keinen Lohn, und trotzdem bin ich glücklich.
»Verstehst du«, sage ich. »Ich bin froh, dass dieses feine Mädchen in Finnland aufwächst und nicht in Afrika – dem Arschloch der Welt. Wenn sie mich kennenlernen möchte, ist es gut; ich würde sie gern wiedersehen. Wenn sie es nicht will, ist es auch gut.«
Eeva trinkt einen Schluck Cola, stellt die Flasche auf den Tisch und läuft wieder zu dem Hund.
»Ich bin froh, dass du es so siehst, Marcus«, sagt Tita. Ich denke daran, wie es in Afrika ist. Wenn eine schwarze Frau einen weißen Mann in die Finger bekommt, ist ihre ganze Familie glücklich, denn der Regen beginnt zu fallen. Wenn sie Kinder bekommen, haben die Kinder die Farbe von Schokolade. Aber wenn ein schwarzer Mann seine Finger an einer weißen Frau hat – eeehhh , das ist schlimm, denn die Frau hat Geld, der schwarze Mann wird ihr Sklave, und alle Tansanianer sehen auf einen solchen Mann herab. Du siehst die tansanischen Ärzte im KCMC , die in Moskau studiert und russische Krankenschwestern mit nach Hause gebracht haben – niemand mag sich das ansehen, ihre Kinder haben die Farbe von Dreck. Und die Russenfrauen haben nicht einmal Geld. Das ist das Schlimmste: Wenn man sieht, wie die weiße Frau den schwarzen Mann beherrscht, denn er sollte der Kaiser in seinem eigenen Heim sein. Aber ich kann lächeln. Eeva hat das Schwarze von mir, und das macht sie hübsch – meine Tochter.
»Ich hole meine Kamera«, sagt Tita. Ich sehe mir das Kind an, das weiterspielt und ein paar Mal zu mir herüberschaut, aber ohne etwas zu sagen. Sie kennt die englische Sprache nicht. Tita kommt zurück. Sie gibt mir einen Umschlag.
»Es sind Fotografien von Eeva«, sagt sie. »Darf ich dich fotografieren?« Ich nicke. Stelle mich vor die üppigen Büsche. Nehme die Sonnenbrille ab.
»Eeva?«,
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