Liberty: Roman
Tsk .
Ich sitze vor der Princess-Boutique, trinke Cola und lese Zeitung, während Claire mit ihrem großen Bauch wieder hinter dem Ladentisch steht. Das Geräusch seines Motorrads auf der Rengua Road kenne ich ganz genau – ich habe deshalb nie den Kopf drehen müssen. Jetzt fährt er vor den Laden und stellt den Motor ab, allerdings steigt er nicht ab.
»Glückwunsch zu dem Job im Golden Shower«, sagt Christian. Ich blicke nicht von meiner Zeitung auf.
»Ich bin gefeuert«, sage ich. Christian seufzt, er glaubt, der Suff hätte mich meinen Job gekostet. Ich sehe ihn an und erkläre es ihm: »Die Geschichte ist bekannt. Erst klaut Benson mein Wissen, um die Diskothek aufzubauen. Dann tritt der weiße Mann mich in meinen schwarzen Arsch, ab durch die Tür.«
Christian wendet den Blick ab, startet das Motorrad mit einem Tritt und fährt. Niemand sonst sieht es: Das Blut läuft bereits wie aus einem undichten Wasserhahn aus ihm heraus. Schon bald wird er ausgetrocknet sein, fertig.
»Wer was das?«, fragt Claire.
»Christian.«
»Was wollte er?«
»Gerettet werden.«
»Wovor?«
»Sich selbst«, sage ich. Christian fährt davon.
Christian
Ich versuche, nicht an die Unzufriedenheit des Hotelbesitzers mit unserer Diskothek zu denken. Wenn ich dieses Hotel nur hätte kaufen können. Ich muss das Kohlebecken anfeuern, um Kaffeewasser zu kochen. Rachel kommt mit Halima nach Hause. Klatschnass. Wir helfen uns beim Kochen. Es regnet bis zum Abend, die Nacht hindurch, bis zum nächsten Morgen. Konstant. Die Telefonleitungen sind tot – der Strom ist ausgefallen. Kein Wasser im Hahn, aber reichlich von oben. Halima hustet. Rachel redet so gut wie nicht mit mir.
Am Nachmittag kommt Rogarth auf dem Motorrad – vollkommen verdreckt. Hinter ihm schiebt sich ein Taxi vorsichtig durch den Strom von Schlamm und Wasser.
»Gut für die Bauern«, sage ich mit einem Grinsen in Richtung Himmel.
»Nein, es ist zu viel«, entgegnet Rogarth. »Die Maiskörner, die sie gesät haben, werden aus der Erde gespült.« Wir wissen genau, dass heute Abend niemand kommen wird, aber die Diskothek muss stattfinden. Wir schleppen die Anlage und die Platten ins Taxi. Ich packe trockene Sachen für Rogarth in eine Tasche, damit er sich im Royal Crown umziehen kann. Das Taxi schleicht vorsichtig zur Lima Road und fährt in einem seichten Fluss zur Stadt. Das Wasser fließt vom Berg herab, sammelt sich in Strömen, Wasserläufen, Flüssen und findet einen Weg nach unten.
Unterwegs holen wir Firestone in Swahilitown ab. Wir laden ihn ein und fahren über die Mawenzi Road zum Clocktower-Kreisel. Als die Straße kurz vor dem Postamt leicht abschüssig wird, liegt vor uns ein Fluss – die ehemalige Straße. Der Parkplatz vor dem Royal Crown ist ein See.
»Halt einfach am Straßenrand«, sage ich. Ich fürchte, auf dem Parkplatz würde der Wagen bei all den Sägespänen und dem Morast einsinken. »Firestone, du musst eine Plastikplane aus dem Restaurant holen, damit die Anlage nicht nass wird.« Firestone läuft hinein und kommt mit einer Wachsdecke zurück, in die wir die Ausrüstung wickeln, bevor wir sie ins Trockene tragen.
Wir bauen auf. Es gibt keinen Strom. Ich werfe den Generator an, um zu sehen, ob er funktioniert, und kontrolliere den Dieselstand. Noch sind keine Gäste da. Wir essen eine Mahlzeit aus der Hotelküche, alles ist über Holzkohle gegrillt. Langsam kommen vereinzelt ein paar Leute, aber es regnet weiter. Wir starten den Generator, schalten ein bisschen Licht ein, spielen ruhige Musik – sehnsuchtsvoll. Ein paar Damen sind da, die es sich an der Bar gemütlich machen; keine Aussicht auf trockenes Wetter, keine Hoffnung auf Einnahmen.
Ich stehe mit Rogarth am Eingang, wir rauchen und schauen in den strömenden Regen. Der Parkplatz ist sumpfig, es bilden sich große Pfützen, obwohl wir die Gräben vom Schlamm gesäubert haben. Ich höre die Maschinen, bevor ich die drei Scheinwerfer durch die Dunkelheit und den Regen sehen kann. Sie biegen von der Straße ab. Off-road-Motorräder. Aufkäufer aus Merelani Hills, den Tansanit-Minen. Die Burschen stoppen die Maschinen vor dem Eingang, bleiben aber sitzen, ohne ein Wort zu sagen. Sie sind durchnässt und verdreckt – die Gesichter verschlossen, bis auf einen, dessen Augen wild in die Gegend starren. Ich weiß nicht, warum, aber wir gehen hinaus in den Regen und begrüßen sie.
Einer der Burschen macht einen ganz ruhigen Eindruck, ich kann keinerlei Regung erkennen.
»Ich
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