Liberty: Roman
dem Stock Bekanntschaft machen kann?«
»So bist du zu den Larsson-Kindern nicht gewesen«, sagt Christian.
»Nein, ich war gut zu ihnen. Und jetzt bekomme ich sie nicht mehr zu sehen, obwohl sie gleich um die Ecke wohnen.«
»Du kannst sie doch einfach besuchen«, sagt Christian. Dieser Junge weiß gar nichts.
»Was willst du hier?«
»Ich komme, weil …«, fängt er an und stockt.
»Weshalb? Um mich in meiner Armut zu sehen, wie ich im Gestank von Hühnerscheiße Schweinefutter fresse?«
»Nein, können wir nicht einfach …«
»Können wir nicht einfach Freunde sein, nachdem du mich bestohlen, mich betrogen und mich in den Staub getreten hast?« Ich werde wütend: »Dich sollte ich ins Schlafzimmer mitnehmen, damit du mit dem Stock Bekanntschaft machen kannst, bis du aufhörst mit diesem Kuddelmuddel!«
Christian steht auf und verlässt das Haus. Ich höre, wie er das Motorrad aufschließt, startet und wegfährt. Tsk ! Idiotie.
KINDSKOPF
Steven ist jeden Tag bei uns. Nach ein paar Monaten Skepsis ist er sehr lebhaft und redselig.
»Er ist sehr wild«, sagt Claire.
»Nein. Nicht wild, sondern glücklich. Wir ziehen unsere Kinder nicht auf die afrikanische Art mit dem Stock groß, damit sie Angst vor uns haben. Wir müssen zusammenleben und glücklich sein, damit die Kinder leben können.«
Gleichzeitig wächst Claires Bauch jeden einzelnen Tag. Endlich lächelt das Glück unserer Familie zu.
Jeden Samstag kommt Rhema und holt Steven ab; Sonntagabend bringt sie ihn zurück. Doch dieser Samstag ist anders.
»Wenn du das Kind zurückwillst, musst du mich bezahlen«, sagt sie.
»Was meinst du?«
»Wenn ich morgen Abend mit ihm zurückkommen soll, musst du mich bezahlen.«
»Aber wieso?«
»So ist es einfach«, sagt Rhema. »Das Kind gehört mir.«
»Ich habe mich jetzt einige Monate um ihn gekümmert, okay«, sage ich. »Ich würde mich gern auch den Rest der Zeit um ihn kümmern, bis er erwachsen ist. Er muss für viele Jahre in eine Schule, und du kannst es mir überlassen, für ihn zu sorgen. Aber ich denke nicht daran, mein eigenes Kind zu kaufen.«
»Wenn du mir kein Geld bezahlst, wirst du den Jungen niemals wiedersehen.« Sie nimmt das Kind. Was soll ich machen? Das Gesetz sagt, das Kind gehört der Mutter, wenn es unter achtzehn ist. Und ich habe nie schriftlich eingeräumt, den Jungen gesät zu haben.
KATHARSIS
Der Mulatte David holt mich am Kiosk ab. »Mein Vater will mit dir reden«, sagt er. Bwana Benson hat keine Gäste im Golden Shower, weil der weiße Junge das Royal Crown Hotel gut bespielt. Vielleicht will Benson einen Rat, um Rache zu nehmen? Aber Benson hat einen anderen Plan.
»Ich habe eine Genehmigung besorgt, mit der du nach Kenia fahren kannst. Kauf eine Disco-Anlage für mich. David fährt mit. Wenn ihr zurückkommt, wirst du meine Nummer eins als DJ .« Er bietet mir sogar einen Vorschuss.
»Ich bin dabei«, sage ich. Wir fahren zur Grenze, die Papiere funktionieren. Direkt nach Nairobi. David trägt Dollar bei sich. Wir laufen in der Stadt herum, finden Maschinen für einen Supersound. Wir finden Licht, wir finden Musik. Zurück nach Moshi. Ich fange auf der Stelle an. Wir merken es sofort. Bei Christians Disco im Royal Crown findest du kaum noch einen guten Menschen. Seine Ausrüstung ist erneuerungsbedürftig. Und gute Menschen wollen einen guten Sound – das Golden Shower hat ihn wieder. Und ich habe den Saal als DJ noch immer im Griff: Die Stimmung muss nach und nach mit Tönen zu einem lustigen Fest aufgebaut werden, fröhlich, lang und durstig. Keiner von Christians Leuten kann das. Außerdem gelingt es Benson, die schmutzigen Mädchen fernzuhalten; sie dürfen ihre Krankheiten im Royal Crown verbreiten. Das Golden Shower hat nur tüchtige Damen, die dich vergessen lassen, wie das Geld die Hände wechselt.
Jetzt wird Christian mich vermissen. Seine Probleme mit der Einwanderungsbehörde habe ich lange, bevor sie ihn ernsthaft betrafen, gesehen und erkannt. Und die Probleme mit den armen Schluckern aus Swahilitown. Mit meiner Freundschaft konnte er all die Katastrophen umschiffen. Aber Christian wollte mein Boss sein, und ich durfte nicht einmal das Geld behalten, um einfach nur ein paar Bier zu trinken. Aber er muss ja ständig mirungi kauen, bhangi rauchen, Konyagi trinken und seine malaya pumpen. Er hat sein Bett gemacht, jetzt kann er auf der mit Steinen und Dornen gefüllten Matratze liegen.
Und in noch eine Dunkelheit scheint das Licht. Ich kümmere
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