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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Schlangenschuppen den Schutz der Vorfahren beschwört. Die Vorfahren können die Reinheit des Körpers sicherstellen, doch die Hexe möchte ihn öffnen, um bösen Geistern Einlass zu gewähren. Aber sind die Vorfahren gut? Mein Vater ist nicht gut, er ist ein Gefangener des Alkohols und des Wahnsinns. Ich fege den Boden.
    »Wie soll das Kind heißen?«, fragt Claires Mutter. Ein Name kann die Seele des Kindes vor den Zerstörungen des Lebens nicht schützen. Man kann nur hoffen.
    »Redemption«, sage ich.
Christian
    Es wird trocken. Die kurze Regenzeit kam nicht, nur ein einziger enormer Wolkenbruch, der alle Felder ausspülte, so dass die Leute ihre Samen noch einmal pflanzen und säen müssen. Aber die lange Regenzeit fängt auch nicht an. Der Boden beginnt auszutrocknen. Es fällt nicht ein Tropfen. Die Leute sind gereizt, die Luft ist trocken und heiß. Wenn der Wind auffrischt, ist sie voller Staub. So weit man sehen kann, ist der Himmel unendlich blau. Die gesamte Vegetation ist verwelkt und grau. Die Sonne backt die Erde, bis sie steinhart ist und Risse bekommt. Wasser kommt vom Berg, Haustiere und Menschen können trinken, aber selbst die Wasserläufe des Bergs versiegen, und draußen auf der Massai-Ebene fängt das Vieh an, vor Durst zu sterben. Es kommen weit weniger Gäste ins Royal Crown, und bei denjenigen, die kommen, liegen die Nerven blank. Sobald sie Alkohol getrunken haben, liegt nur noch Aggression in der Luft.
    Prügelei. Hocker fliegen durch die Luft, Geschrei und Gebrüll, Schläge, Tritte, zerbrochene Flaschen. Bier spritzt, Fäuste treffen auf Fleisch, während sich die Sirenen vom YMCA -Kreisel her nähern, wo immer ein Wagen der Verkehrspolizei steht. Ein junger Mann liegt auf dem Boden – im Stroboskoplicht glänzt sein Hinterkopf wieder und wieder rot vor Blut. Eddy Grant dröhnt aus den Lautsprechern. Ich spüre einen Griff an meinem Arm. Die Musik wird abgestellt, die Leuchtstoffröhren eingeschaltet: umgestürzte Tische, zerbrochenes Glas, Chaos. Ich sehe einen Polizisten.
    »Komm her!«, fordert er mich auf.
    »Wieso denn. Ich habe nichts getan.«
    »Du trägst die Verantwortung für eine Schlägerei, wenn du die Diskothek betreibst«, erklärt mir der Polizist.
    »Das ist nicht meine Diskothek, ich bin nur zu Besuch hier«, behaupte ich und zeige auf Rogarth – das haben wir verabredet, er unterschreibt, wenn wir für die Discolizenz bezahlen. »Es ist seine Diskothek. Ich bin nur zu Besuch hier und helfe ein bisschen.«
    »Ich weiß, dass es dein Geschäft ist«, entgegnet der Polizist. »Dieser Laufbursche besitzt keine große Discoanlage.« Ich gehe mit ihm zum Wagen. Der Polizist zeigt auf mich. »Und du trägst das Hemd. Gelb. Rebel Rock Sound System.« Dazu sage ich nichts. Vier Polizeiwagen halten vor dem Royal Crown. Normalerweise kommen sie lediglich mit dem Fahrzeug, das sonst am YMCA -Kreisel steht. Vier Wagen – sie sind gekauft und bezahlt: Benson. Rogarth wird von einem anderen Polizisten zu einem der Autos gebracht.
    Sie bringen uns aufs Revier, dort werden wir in das Büro eines höherrangigen Polizisten geführt – weit mehr Abzeichen an der Uniform. Rogarth führt das Wort.
    »Ich habe getan, was ich konnte, um Krawallmacher außen vor zu halten. Aber was sollen meine Rausschmeißer machen, wenn schlechte Leute kommen, die sich einschleichen und die Mädchen wie Tiere behandeln? Wir versuchen, sie zu stoppen, aber wir sind nicht die Polizei, wir haben nicht die ganze Welt im Griff.« Das ist die Wahrheit – im Grunde hat die Polizei keinen Fall. Eine Schlägerei, das ist völlig normal.
    » Tsk «, schnalzt der Polizeibeamte. »Der mzungu arbeitet mit einer Diskothek in Tansania, und gleichzeitig sagt er, er sei Tourist. Aber er ist kein Tansanier. Er darf hier nicht arbeiten. Wo ist seine Erlaubnis? Wo sind die Papiere, die zeigen, dass alles in Ordnung ist? Er darf kein Geschäft betreiben.«
    »Es ist nicht mein Geschäft«, behaupte ich.
    »Nein, es ist mein Geschäft«, sagt Rogarth. »Christian ist ein Freund aus alten Tagen. Er ist zu Besuch und hilft mir ein bisschen.«
    »Du lügst«, erklärt der Polizeibeamte Rogarth. »Wir wissen, dass der mzungu seit Langem hier ist. Er wohnt mit einer afrikanischen Frau in Shanty Town. Er lebt hier beinahe wie ein Afrikaner, aber seine Papiere sind nicht in Ordnung.«
    »Lassen Sie mich nach Hause gehen und meinen Pass holen, dann sehen Sie, dass die Stempel okay sind. Ich bin vor ein paar Monaten gekommen. Ich

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