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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Sache.
    »Wenn du uns ein wenig helfen könntest, wäre das gut. Wir können deine Papiere in Ordnung bringen, und du könntest hierbleiben«, erklärt die Frau.
    »Wie lange könnt ihr mir geben?«
    »Wenn du uns helfen kannst, könnte es möglicherweise ein Jahr sein«, gibt Lukas zur Antwort.
    »Und wie kann ich euch helfen?« Selbstverständlich mit Geld, aber ich weiß nicht, wie viel. Die Frau schaut mich direkt an, beugt sich vor uns sagt: »Wir brauchen fünfhundert Dollar.«
    Die habe ich. Es ist alles, was ich habe. Aber es ist nicht einmal unangemessen. Ein paar Monatslöhne für jeden. Normal. Von dem Monatslohn kann man ohnehin nicht leben.
    »Okay«, stimme ich zu. »Gebt mir zwei Tage. Wo wollt ihr euer … Geschenk entgegennehmen?«
    »Du könntest uns übermorgen zum Abendessen einladen«, schlägt die Frau vor.
    »Einverstanden. Wo würdest du gern essen?«
    »Im New Castle Hotel, oben auf der Dachterrasse.«
    »Ja.« Ich bin einverstanden und rufe nach der Kellnerin. Bezahle die Rechnung. Stoße mit ihnen an, trinke aus. Fahre heim zu Rachel.
    »Wie ist es gelaufen?«, will sie wissen.
    »Wenn die Hunde hungrig sind, beißen sie«, erwidere ich.

1990

Christian
    Wir hatten einen guten Namen. Wir hatten eine Anlage. Im Golden Shower und im Royal Crown haben wir massenhaft Gäste angezogen. Aber die Möglichkeiten schrumpfen.
    »Was ist mit Jacksons in Majengo?«, frage ich Rogarth. Er schüttelt den Kopf.
    »Ich habe mit ihm geredet. Er will nicht, dass die Leute Eintritt zahlen. Er sagt, der Platz soll für Leute genutzt werden, die trinken. Wenn der Platz als Tanzfläche genutzt wird, dann tanzen die Leute. Und trinken nicht so viel.«
    »Aber es kommen doch mehr Gäste, wenn sie tanzen können«, wende ich ein.
    »Er sagt, es ist voll genug. Sie müssen nicht auch noch tanzen.«
    »Gibt’s andere Läden mit Platz für eine Tanzfläche?«
    »Amands am KCMC , die haben einen kleinen Saal.«
    Wir fahren mit dem Motorrad dorthin. Eine Bar mit einem kleinen Saal, ein kleiner Garten zum Sitzen. Eigentlich ziemlich gut. Die Besitzerin ist eine Tansanianerin, die mit einem Schweden verheiratet war, der an der Krankheit gestorben ist. Er hieß Åmand, aber alle nennen den Laden Amands, ein arabischer Name. Nördlich des KCMC gibt es auch Dörfer auf dem Berg. Die zur Party herunterkommen können. Wir werden uns einig und fangen an. Niemand kommt. Niemand. Vielleicht muss sich die Nachricht erst einmal herumsprechen. Die Trockenheit ist mitverantwortlich für die Katastrophe. Die Leute haben andere Sorgen; sie wollen ihr Geld nicht für den Eintritt verschwenden, jeder Schilling soll in Alkohol umgesetzt werden.
    Wir sind mehrere Wochen dort, und es kommen auch ein paar Gäste, aber meist sind sie sehr jung – es erinnert an eine Scheißlimonadendisco. Meine Tansanit-Dollar sind alle. Am frühen Freitag- und Samstagabend tauchen Internatsschüler der ISM auf. Ungezogene Jugendliche, so wie ich früher; sie trinken Bier und rauchen bhangi . Vizeschulinspekteur Thompson erscheint Sonntagvormittag bei mir.
    »Wir mögen es nicht, wenn die Schüler zu dir kommen und trinken«, erklärt er. Dieser Mann war mitverantwortlich, dass Samantha die Schule zu verlassen hatte – und den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurde.
    »Verschwinden Sie, Thompson, oder ich hetze die Hunde auf Sie«, antworte ich ihm. Er lacht angestrengt, als würde ich scherzen. Ich will mich nicht einmal mit ihm streiten. Ich gehe ins Haus und schließe die Tür, lasse ihn in der brennenden Sonne stehen. Als ich etwas später nachsehe, ist er verschwunden.
    Das Amands liegt zu abseits; es liegt nicht nur außerhalb der Stadt, es ist auch zu weit von der Hauptstraße entfernt. Das Golden Shower läuft wieder, alle gehen dorthin. Benson schaufelt das Geld. Ich verdiene zu wenig, eine Unmenge Rechnungen und eine Menge Menschen sind zu bezahlen, aber es gibt keine Einnahmen. Wenn es gut läuft, gehören alle zur Firma. Dann sagen sie: »Genauso, wie wir die Arbeit teilen, teilen wir auch den Gewinn.« Wenn es aber nicht gut läuft, ist das ganze Geschäft mein Problem. »Wir können nicht arbeiten, wenn du uns keinen Lohn bezahlen kannst.« Zweieinhalb Monate. Ich bin nahezu bankrott. Ich habe keine Verwendung mehr für Big Man Ibrahim. Was soll man mit einem Rausschmeißer, wenn man keine Gäste hat? Aber ich kann ihn nicht wegschicken. Er ist zu stark, und er ist wütend, weil seine Familie ihn bestohlen hat. Ich habe Glück im Unglück, als

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