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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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sehr schnell. »Abdullah hat viel mirungi ge-ge-gekaut. Er ist wild. A-a-a-Emmanuel ist draußen, ver-ver-versucht, ihn zu stoppen.«
    Am Ende der Treppe wird die Tür aufgerissen, Abdullah ist zu erkennen. Er nimmt zwei Stufen der schmalen Treppe auf einmal, durch den dunklen Treppenschacht stürzen weiße Augen und gebleckte Zähne auf mich zu. Firestone tritt zur Seite, drückt sich gegen die Wand, die Luft zittert, ich trete zurück, hebe meine Hände – es gibt keine Möglichkeit auszuweichen. Jetzt werde ich verprügelt. Ich treffe auf Abdullahs Faust wie auf einen fahrenden Zug, mein Hinterkopf knallt an die Wand hinter mir – dann bricht er zusammen. Firestone springt ihm in die Seite, und Abdullah fällt in einer Art Zeitlupe, über die Plattenspieler, auf die Platte, die sich auf dem Teller dreht, die Musik bricht ab, ich höre die Nadel, den Arm, die Platte zerbrechen; der Tisch, auf dem die Anlage steht, bricht unter dem Gewicht Abdullahs zusammen, dann splittert das Glas des kleinen DJ -Käfigs – die kleine Kommandobrücke, die über der Bar hängt, wird von Abdullahs Schulter durchstoßen, und Abdullah fällt lautlos in einem Regen glitzernder Glasscherben nach unten. An der Bar starren die Leute hinauf zum DJ -Käfig, in dem die Musik still geworden ist, sie hören, wie das Glas splittert, sie sehen den fallenden Körper. Springen hektisch zur Seite. DUFF – Abdullahs Körper schafft sich Platz. BAM – Abdullah trifft auf den Boden, um ihn herum klirren Glasscherben. Mädchen schreien, die Leute sammeln sich um den Körper, er stöhnt vor Schmerz, ich schaue auf ihn herab. Registriere, dass Emmanuel neben mir steht – er ist im Augenblick der Rausschmeißer. Er blutet an der Lippe.
    »Ich konnte ihn nicht stoppen«, sagt Emmanuel. Ich renne die Treppe hinunter und schiebe mich durch die Menge. Abdullah hat sich aufgesetzt, versucht aufzustehen. Ich stehe vor ihm und zittere innerlich.
    »Pass auf«, erkläre ich. »Du verhältst dich jetzt ganz ruhig.«
    »Bleib sitzen«, fährt Emmanuel Abdullah an. »Oder ich trete dich.«
    »Ich bin ruhig«, antwortet Abdullah tränenerstickt und hält die Hände vor sich.
    »Was willst du hier?«, frage ich ihn. Er sieht total mies aus.
    »Stell mich wieder an.«
    »Du hast mich bestohlen.«
    »Ja, aber ich habe alles verloren«, jammert er. »Sie haben das Material für mein Haus genommen. Die Familie meiner Freundin. Sie haben …« Er bricht ab. Ich könnte ihm die Aufsicht über den Parkplatz übertragen. Ich würde es tun, aber die anderen wollen nicht mit ihm arbeiten. Er hat sie eine Menge Geld gekostet, und er ist unzuverlässig. Es geht ausschließlich ums Geschäft. »Sonst muss ich Träger auf dem Berg werden«, sagt er.
    »Ich will dich nicht wiederhaben«, antworte ich. Abdullah springt auf, ein Schlag mit der Handwurzel landet in meinem Gesicht; ich spüre aufplatzende Haut, ein Knacken im Nasenbein. Ich taumele zurück. Metallischer Geschmack fließt mir über die Zunge, heiß und klebrig, kurz bevor sein Fuß hochfliegt, mich an der Schulter trifft und ich rücklings zu Boden falle. Emmanuel springt auf Abdullahs Rücken, packt und schubst ihn, bis beide zu Boden gehen. Firestone wirft sich auf sie. Blut läuft mir übers Kinn, als ich mich zwinge aufzustehen. Emmanuel liegt auf dem Rücken, mit den Armen hat er Abdullahs Brustkasten umschlungen. Er versucht, ihn festzuhalten, während Abdullah mit den Armen ausschlägt und Firestone zur Seite fliegt. Ich bin an der Bar, greife nach einer Bierflasche und zerschlage sie am Rand der Theke, dann gehe ich vor den kämpfenden Leibern in die Knie und halte die zerbrochene Flasche vor Abdullahs Gesicht.
    »Stopp!«, brülle ich. Er erstarrt, glotzt ängstlich auf die scharfen Zacken der Flasche. »Jetzt verschwindest du, und zwar in aller Ruhe«, zische ich durch die Schmerzen in meinem Mund. Meine Oberschenkel zittern. Plötzlich höre ich die Leute – sie johlen und lachen um uns herum.
    Abdullah beginnt zu flennen.
    »Ich werde dich vernichten, du Scheiß mzungu . Ich komme mit meinen Freunden. Warte nur.«
    »Das hast du auch beim letzten Mal gesagt«, erwidere ich. »Ich warte immer noch.« Wie in einem schlechten Film. Emmanuel, Firestone und ich führen ihn aus dem Raum in den Flur, vorbei an Rogarth, der auf seinem Posten an der Eintrittskasse sitzt. Wir treten auf die Verandabar, und Abdullah trottet die Stufen zu dem staubigen Parkplatz vor dem Liberty hinunter – hinaus in die

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