Liberty: Roman
Hand nimmt und sich aus der Tür drückt. Der Staub rieselt auf mich herab. Warum ist Samantha nicht hier? Ich würde jetzt gern mit ihr reden. Ich brauche sie. Vielleicht weiß sie, was passieren wird, sie hat Erfahrung in diesen Dingen. Ich vermisse sie. Jetzt bin ich beinahe so, wie sie gewesen ist – bin ich am Ziel?
Ich sitze auf dem Motorrad. Rauche. Die Zigarette wird nass von den laufenden Tränen. Ich werfe sie fort, zünde mir eine neue an. Versuche, ruhig zu atmen. Ich muss etwas … unternehmen. Fange an, mich anzuziehen. Höre in der Ferne ein hupendes Auto. Es nähert sich, ununterbrochen hupend. Dann hält es, nicht sehr weit entfernt. Es hupt noch immer. Rufe. Was? Ich öffne die Tür einen Spalt.
»Ein Brand, ein Brand, im Liberty brennt es …«, höre ich die Stimme, weitere Stimmen mischen sich ein. Fuck. Ich sammele hektisch den Revolver auf und stecke ihn in die Hose, dann die Zigaretten; ich schiebe das Motorrad aus der Tür, trete den Kickstarter und rolle durch den Laubengang, um die Ecke an der Rezeption vorbei, die Stufen hinunter und los. Autos und Menschen auf Fahrrädern mit Beifahrern auf den Gepäckträgern – alle bewegen sich in Richtung Zentrum. Niemand will sich den Brand entgehen lassen. Ich rase durch Wellen aus Staub und Abgaswolken, schlängele mich zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern hindurch, und sehe in der Ferne den Lichtschein am Himmel. Über die Eisenbahngleise in Richtung Innenstadt. Der Rauch brennt in der Nase. Das Liberty steht in Flammen. Ich muss mitten auf der Straße halten, weil eine Menschenmenge die Weiterfahrt unmöglich werden lässt. Die Flammen sind von der Holzhalle in den Hof des Gebäudes gesprungen, und von dort auf das Dach des Backsteingebäudes. Dort hat sich das Feuer festgesetzt und erleuchtet die Nacht– wie Feuerfliegen steigt die Glut in die Luft. Die Feuerwehr ist gekommen, aber nur mit einem Fahrzeug, und der Wasserstrahl aus dem Schlauch ist so schwach, dass er das Dach nicht erreicht. Ich schiebe das Motorrad durch die Zuschauer und sehe den Schlauch, der sich über die feuchte Erde schlängelt. Der Schlauch ist mürbe und hat eine Unzahl von Flicken: Aus Schläuchen von Autoreifen geschnittene Streifen sind darum gewickelt. Über die gesamte Länge spritzen feine Wasserstrahlen heraus, das Wasser läuft über die steinharte Erde, ohne einzusickern.
Ich sehe den Polizisten. Er sieht mich. Ich bleibe mit dem Motorrad stehen. Er kann ruhig kommen. Ich habe nichts mehr, was mir jemand noch nehmen könnte. Aber er kommt nicht. Er schaut wieder auf die Flammen. Ich klappe den Stützfuß aus, ziehe den Schlüssel aus der Zündung, gehe auf ihn zu.
» Shikamoo mzee «, grüße ich. »Was wollen Sie von mir?«
»Von dir? Ich will nichts von dir.«
»Ich habe gehört, dass Sie nach mir suchen.« Er lacht laut auf.
» Eeehhh , du bist voller Lügen. Deinen eigenen und denen anderer Leute. Und deine Freunde haben dich satt. Das ist sehr gefährlich.« Er wendet sich von mir ab und redet mit ein paar Feuerwehrleuten, die sich den Scheiterhaufen ansehen. Ich ziehe mein Päckchen Zigaretten aus der Tasche. Der alte Nachtwächter des Liberty kommt auf mich zugeschlurft.
» Bwana Christian«, sagt er lächelnd. Gibt es etwas zu lächeln? Ich gebe ihm eine Zigarette. Das war seine Absicht. Zum Teufel. Ich gebe ihm Feuer. Er zieht gierig.
»Meine ganze Ausrüstung«, murmele ich. »Verbrannt.« Der alte Wachmann sieht mich überrascht an: »Nein, sie sind vor dem Brand mit der Anlage weggefahren.«
»Was?«
»Der Brand fing in den Zimmern an, also schrien sie, es würde brennen. Alle Menschen laufen raus, und dann haben sie schnell deine Anlage aus der Hintertür in ein Taxi auf der Kaunda Street geschafft«, erzählt er und lächelt mich an. »Du hast viel Glück gehabt.«
»Ja«, antworte ich. Gehe zum Motorrad und werfe es an. Fahre auf den dunklen Straßen nach Hause. In allen Fenstern ist Licht. In der Einfahrt hält ein Taxi. Was habe ich zu erwarten? Ich stoppe die Maschine ein paar Meter von der Veranda entfernt. Dort sitzen Rogarth und Firestone auf den Stühlen, während Tariq an der Wand lehnt. Ich schalte den Motor ab.
»Christian, Christian«, ruft Halima aus dem Wohnzimmer. Ich höre Rachels gedämpfte Stimme, Halima beginnt zu weinen, dann werden die Geräusche leiser. Rachel ist mit dem Mädchen ins Schlafzimmer gegangen und hat die Tür hinter sich geschlossen.
»Hör mal«, sagt Rogarth und kommt auf mich zu, die Arme
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