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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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erfülle lediglich Titas Befehle: wie eine schwarze Maschine in der feinen weißen Papaya.
    SUMPF
    Im Larsson-Haus bekommen die Merkwürdigkeiten eine neue Dimension. Seit der Geburt ist Doktor Freeman ein, zwei, drei Mal vorbeigekommen. »Geht es gut?«, erkundigt er sich und betrachtet die kleine Rebekka als Entschuldigung für die Gesellschaft Katriinas. Sie reden und reden über eine Unmenge Dinge.
    »All diese Besuche sind doch nicht nötig«, sagt Katriina. »Ich rufe an, wenn etwas sein sollte.« Doktor Freeman ist ein nasser Hund – mit einem Tritt verjagt. Dieser weiße Doktor hätte Zugang zu allen schwarzen Krankenschwestern im KCMC , aber er will nicht ins Dunkle. Lieber versucht er, einem anderen weißen Mann die Frau auszuspannen, weil auch er die menschliche Nähe einer Frau erleben will, das gegenseitige Verständnis – und nicht nur so etwas wie Jonas Larssons schwarze Pumpfabrik.
    Katriina kann abends nicht mitgehen, wenn Jonas aufbricht; Rebekka wacht auf, schreit und will an den Brüsten saugen.
    Am Abend schleiche ich mich als Marabustorch in die Küche.
    »Bist du es, Marcus?«, ruft Katriina aus dem Wohnzimmer.
    »Ja«, sage ich. »Ich hole mir nur ein Stück Brot.«
    »Nimm den Teller mit Fleisch und Kartoffeln, der im Kühlschrank steht, und komm herein«, ruft sie. Ich öffne den Kühlschrank, dort steht ein Teller mit Essen, angerichtet wie im Restaurant. Ich weiß sofort, dass er auf Jonas wartet, aber es ist schon spät – und Jonas ist nicht da. Im Wohnzimmer sehe ich sofort die Flasche mit Gin, die von Katriina zügig geleert wird; aber ihre Augen sind klar wie Glas. »Setz dich und iss«, sagt sie und zeigt auf den Esstisch.
    »Ja.«
    »Weißt du, dass ich aus Finnland stamme? Meine ganze Familie sind Flüchtlinge aus Finnland. Wir sind Finnland-Schweden. Das heißt, die Schweden meinen, wir seien schlechtere Menschen als sie. Aber Jonas, er ist ein richtiger Schwede. Jonas wuchs in einer reichen Familie auf. Sein Vater besitzt gewaltig viel Wald in Schweden – er ist ein richtiger bwana mkubwa . Und Jonas ist der verlorene Sohn. Verstehst du?«
    »Was ist mit deinem Vater?«
    »Mein Vater arbeitete in diesem Wald«, sagt Katriina. Eeehhh , Katriina hat den großen Fisch geangelt, den Sohn des Bosses. Aber jetzt ist der Fisch unappetitlich geworden.
    »Ja«, sage ich und esse, wobei ich nicke, obwohl die wichtigste Frage unbeantwortet bleibt. Welche Rolle hat Katriina in dieser Familie? Katriina tut nichts – sie trinkt Gin und hat ein Hausmädchen, das Kindermädchen Marcus, den Gärtner, die Nachtwache, alles. In der tansanischen Familie sorgt die Frau für die Kinder, das Heim und die Felder – auch wenn der Mann verschwindet. Schwarze Frauen kommen allein zurecht, und es wird hart für die Männer, wenn die Frauen es entdecken. Aber Katriina, ich glaube nicht, dass sie für sich selbst sorgen kann.
    »Die ältere Schwester von Jonas Larssons Vater kommt bald zu Besuch, um sich das Baby anzusehen«, sagt Katriina. Ich mag nicht fragen, ob Jonas’ Vater auch kommt – es steht mir nicht zu, so direkt zu sein, denn Katriina ist betrunken und wird mir von allein vom Chaos ihres Mannes erzählen, obwohl ich nicht mal gefragt habe. »Aber Jonas’ Vater will seine Enkelkinder nicht sehen«, sagt Katriina, greift nach ihrem Glas und trinkt einen großen Schluck. »Verstehst du?« Ja, ich verstehe diese Mechanismen gut. Jonas will am West-Kilimandscharo zum Waldkönig werden, um es seinem Vater zu zeigen.
    »Danke fürs Essen«, sage ich und sehe zu, dass ich in mein Ghetto komme. Wie soll ich die Probleme einer ganzen schwedischen Familie in meinem Kopf wälzen, wenn ich nicht einmal mit meinem eigenen Leben zurechtkomme. Ich versuche, mich zu verstecken, aber diese wazungu ziehen mich in ihren Sumpf.

1982

Marcus
    PUMPENFABRIK
    Asko kommt nach Tansania zurück und bremst damit meine harte Arbeit als Gratis- malaya für Tita. Endlich kann ich ein bisschen verschnaufen. Mit Asko ist ein neuer Schwede für das Projekt gekommen, Gösta, und dessen Frau Stina. Meine erste Aufgabe ist es, im Larsson-Haus ein Willkommensfest zu organisieren.
    Ich nehme das Projekt-Motorrad und kaufe Hühnchen fürs Barbecue. Als ich zum Haus zurückkomme, steht das Hausmädchen vor dem Tor und weint.
    »Marcus, Marcus!«, ruft sie. Ich halte an. Sie hat Tüten und Taschen in der Hand und ist außer sich: » Mama sagt, ich bin gefeuert, aber …«
    »Wieso hat sie dich gefeuert?« Das Hausmädchen ist

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