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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Hausmädchen.«
    Ich höre die Stimme meines Vaters: »Nun beruhigt euch doch erst einmal.« Marcus öffnet die Tür und schleicht sich auf die Hintertreppe.
    »Nein, ich will nicht!«, schreit Katriina in der Küche. »Er denkt doch an nichts anderes, als sämtliche schwarzen Mädchen zu vögeln!« Marcus entdeckt mich in der Dämmerung.
    »Sie hat das Hausmädchen gefeuert«, erklärt er leise.
    »Wir kriegen das schon hin mit dem Essen«, sagt Vater in der Küche. Ich höre die Stimme meiner Mutter: »Was ist denn los?«
    »Nuttenficker«, schluchzt Katriina.
    »Teufel noch mal!«, brüllt Jonas. Es läuft keine Musik – auf der Veranda müssen alle ihr Geschrei gehört haben. Dann fällt der Strom aus. Kerzen werden angezündet, eine Sturmlaterne. Jonas trottet aus der Verandatür zu seinem Motorrad, steigt auf und sagt: »Ich brauche diesen ganzen Scheißkram nicht.« Er fährt, bestimmt in den Club. Die Gäste stehen wortlos auf der Veranda. Katriina heult in der Küche. Mutter tröstet sie. Solja habe ich nicht gesehen, sie muss bei Freunden sein. Mein Vater kommt auf die Veranda.
    »Sieht nicht so aus, als gäbe es ein Fest«, sagt er zu den anderen Gästen. »Gehen wir in den Club«, schlägt einer von ihnen vor. Und ein anderer meint: »Es gibt nichts zu essen? Aber wir sind doch gerade erst gekommen. Ist sie krank?«
    »Es gibt nichts zu essen«, sagt Vater. »Es gibt keinen Strom. Und es gibt ein paar Probleme. Ich glaube, es ist das Beste, wenn wir einfach wieder fahren.« Die Leute trinken aus und schlendern zu ihren Autos. Unterhalten sich leise. Fahren. Ich stehe noch immer mit Marcus vor der Küchentür – wir sind still.
    »Ich will in den Club«, erklärt Katriina verbissen auf der Veranda.
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee?«, fragt Vater.
    »Er hat nicht über mein Leben zu entscheiden.« Mutter legt ihr einen Arm um die Schulter.
    »Lasst uns dorthin fahren«, sagt Vater. Sie gehen zum Auto. Und ich? Niemand ruft oder denkt überhaupt daran, dass ich auch noch hier bin. Katriina ruft Marcus zu: »Pass auf Rebekka auf!«
    »Werde ich tun!«, ruft er zurück. Wieso verlässt Katriina einen schlafenden Säugling? Aber Mutter lässt Annemette ja auch bei mama Brian. Wo ist Solja?
    »Bis bald«, sage ich zu Marcus, gehe zum Wagen und setze mich auf den Rücksitz neben Katriina, die Marcus zuruft: »Denk dran, Solja kommt um neun nach Hause!«
    »Ja!«, ruft er zurück. Okay – sie ist also bei irgendwelchen Freunden.
    Wir fahren zum Club. Sämtliche Gäste des abgeblasenen Fests sind da. Sitzen in der Bar und schreien nach gegrilltem Fleisch und Fritten aus der Küche. Jonas sitzt mürrisch am Tresen und unterhält sich mit Asko, trinkt Bier. Tita ist nicht hier. Als wir zur Tür hereinkommen, wirft Jonas uns nur einen kurzen Blick zu – er ignoriert Katriina. Ich bin zu jung, um in die Bar zu dürfen, also gehe ich in den Pool-Raum dahinter. Ich lasse die Tür ein Stück offen stehen und behalte die Bar im Auge. Jonas sitzt noch immer mit Asko zusammen, sie schweigen. Jonas gibt dem Barkeeper ein Zeichen, worauf er zwei Gläser mit Bier füllt. Jonas gibt ein weiteres Zeichen, und der Barkeeper greift hinter sich nach einer Flasche Konyagi und einem Messbecher und gießt zwei Zentiliter in die Biergläser. Katriina steht zusammen mit meiner Mutter ein wenig abseits. Neben ihr stehen Gösta und Stina – sie sind gerade aus Schweden gekommen, und heute Abend sollte ein Willkommensfest für sie stattfinden. Katriina greift nach Stinas Arm.
    »Stell eine alte Frau als Hausmädchen ein«, sagt sie. Stina sieht sie verständnislos an. »Oder ein hässliches Mädchen. Damit dein Mann nicht auf dumme Gedanken kommt. Die jungen schwarzen Mädchen … sie …« Katriina fängt wieder an zu weinen, mitten in der Bar. Mutter umarmt sie, streicht ihr übers Haar. Die indischen Männer starren sie böse an; schlimm genug, dass die weißen Frauen in die Bar kommen, müssen sie sich jetzt auch noch so aufführen? Jonas erhebt sich von seinem Barhocker, geht hinaus. Ich gehe zur gegenüberliegenden Seite des Pool-Raums und sehe, wie er auf seinem Motorrad davonfährt. Gehe zurück zur Tür. Katriina weint noch immer. Asko steht auf, geht ebenfalls hinaus. Zu seinem Auto. Ich überlege, ob ich hinterherlaufen und ihn bitten soll, mich zu Marcus mitzunehmen, aber ich habe keine Lust, mit Asko zu fahren. Ich gehe zu Mutter.
    »Wollen wir nicht mal was essen?«, frage ich sie.
    »Nicht jetzt,

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