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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Castro; ich habe über ihn in der Schule gelesen – ein guter Freund Angolas und des afrikanischen Sozialismus. Jonas geht zum Aschenbecher und nimmt den Erdklumpen aus dem Mund. Er taucht ihn in die dicke Asche der Zigarre und schiebt ihn wieder unter die Lippe; sieht zufrieden aus. Dieser Mann kann den Tod fressen. Bwana Knudsen grinst ihn an: »Na, musste wohl ein bisschen verlängert werden?« Jonas nickt und geht. Bwana Knudsen wendet sich mir zu: »Also du bist das, der so viel über Musik weiß.«
    »Ja«, sage ich und sehe mich im Wohnzimmer um. Die Dänen haben keine Stereoanlage, obwohl viele LP s im Regal stehen und die Wohnung so vornehm ist.
    Ich frage: »Hört ihr keine Musik?« Bwana Knudsen zeigt auf eine Skulptur im Wohnzimmer.
    »Dort ist die Musik«, sagt er. Ich kann sie nicht sehen. Christian lacht. Auf dem Regal steht ein Stück Holz mit Metall und farbigem Glas – sehr glatt und eben. Europäische Makonde. Ich gehe hin und sehe es mir an. Es gibt rote Lichter in der Skulptur. Christian nimmt einen kleinen Kasten in die Hand und drückt drauf: Große Musik springt in den Raum. Es ist ein Stereosystem, das B&O heißt, scharfer Sound, Fernbedienung, eine Musik-Makonde – du schaust eine halbe Stunde drauf und weißt noch immer nicht, welchen Knopf du drücken musst, um einzuschalten, denn es gibt keinen Knopf.
    Ich sehe es Jonas an, es irritiert ihn, dass der Fahrer sich unter die richtigen Menschen mischt. Ich werde hinausgehen.
    »Nimm dir erst noch etwas zu essen«, sagt bwana Knudsen und breitet die Arme aus.
    »Wenn wir das nächste Mal zu Besuch kommen, bringe ich ein paar leere Kassetten mit«, sagt Christian.
    »Ich werde jetzt wieder rausgehen.«
    »Du darfst gern bleiben«, sagt Christian.
    »Nein, ich muss auf das Auto aufpassen.«
    »Aber unser Wachmann passt darauf auf.«
    »Ja, aber ich habe es Jonas versprochen.«
    »Ach, das ist doch Blödsinn«, sagt Christian.
    »Wir sehen uns in Moshi, denk an die Kassetten.« Ich schlängele mich schnell hinaus und nehme mir zusammen mit dem Wachmann an der Küchentür von dem Essen, wie kleine Affen.
    Die weißen Menschen und die einheimischen mabwana makubwa von der TPC reden, tanzen und trinken im Wohnzimmer und auf der Veranda, wobei die schönsten Töne aus der Makonde-Anlage fließen. Ich bin kein Teil davon, und ich sehe auch nicht gern zu. Ich gehe neben das Haus und setze mich auf die Stoßstange des Land Cruisers, zünde mir eine Sportsman an und denke: Wie komme ich zu einem Leben mit dieser Art von Festen, vornehmem Essen, Flaschenbier, Makonde-Stereo und Frauen, die wie Blumen duften? Heute kann ich zusehen, darf aber nichts anfassen.
    »Hej, Marcus. Hier sitzt du?« Eeehhh , es ist Tita, die mir im Dunklen in einem dünnen Kleid entgegenkommt – so wenig Stoff hat der Schneider verbraucht, dass ihre titi beinahe herausspringen. Ich stehe auf. Sie kommt zu mir. Ihre Haut ist eine Lampe in der Nacht.
    »Willst du nicht reinkommen und mit mir tanzen, Marcus?«
    »Ich bin nur als Fahrer mitgekommen«, sage ich. Tita schwingt vor mir die Hüften und hebt die Arme über den Kopf. Ihre Haut leuchtet, während sie tanzt.
    »Ach, komm schon.« Der Geruch aus ihrem Mund – Gin, Tonic und Limettenjuice.
    »Jonas mag es nicht, wenn ich hereinkomme.«
    »Jonas ist ein alter Idiot«, sagt sie. »Aber wir können ja einfach hier draußen tanzen.« Sie tanzt näher auf mich zu. Ich schaue rasch von einer Seite zur anderen und stehe ganz still. Sie legt den Kopf schief und lächelt. »Du musst nicht nervös sein, Marcus.«
    »Wenn Asko mich sieht, so dicht bei seiner Frau, bekomme ich einen Tritt.«
    »Wieso besuchst du mich eigentlich nicht mehr?«, will Tita wissen.
    »Die Sauna ist schon lange fertig.«
    »Du darfst gern mal vorbeischauen«, sagt Tita und blinzelt mir mit einem Auge zu. Ich schlucke meinen Speichel. Ich habe Angst, dass sie mich umarmt und die Pumpe spürt, hart wie Stein. »Katriina hat mir versprochen, dass du vorbeikommst und mir bei ein paar Sachen hilfst.«
    »Möchtest du eine Zigarette?«, frage ich und greife in die Hemdtasche, um das Päckchen herauszuholen. Vielleicht kann ich sie mit Rauchen beschäftigen, damit sie nicht noch näher kommt. Ich schaue hinüber zum Haus. Und hüpfe fast auf der Stelle – Christian steht an der Ecke und schaut uns zu. »Jetzt könnte ich Ärger bekommen.« Tita dreht sich um, aber er ist weg.
    »Was?«, sagt sie. Ich schüttele eine Zigarette heraus.
    »Der Junge aus dem Haus,

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