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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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allen Prozeduren in den Büros Tansanias.
    »Du fängst am Montag auf der Holzschule des FITI an«, sagt Jonas, als ich meine Examensurkunde erhalten habe.
    Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und gute Noten bekommen, obwohl ich wie ein Kaninchen für die Larsson-Familie und das FITI herumgesprungen bin; alles parallel zur Schule und ohne, dass ich einen einzigen Schilling Lohn erhalten hätte. Und nun will der weiße Mann mich auf eine Schule bringen, die mich in den Wald bringt, wo ich wie ein Idiot Holz sägen soll.
    Nach ein paar Wochen sage ich es Jonas ins Gesicht: »Ich habe keine Lust zu dieser Arbeit, ich verstehe nichts von Waldmaschinen und Holzproduktion. Ich will weiter zur Schule gehen.« Das sage ich und denke mir: Mein schwarzer Arsch soll nicht am West-Kilimandscharo erfrieren – er soll nach Schweden, um in dem weißen Land eine Attraktion zu sein.
    LIEBESPAAR
    Ich erfinde die Lüge, dass ich in die Berge zu meiner Familie muss, und gehe zu einem teuren Fest bei meinem Klassenkameraden Nechi. Der Job seines großen Bruders als Chef der Polizeischule öffnet viele Kassen, aus denen die langen Rüssel der Familie saugen können. Alle meine Freunde kommen: die hübsche Rosie und ihre stille Freundin Claire, der Akrobat Edson und Big Man Ibrahim aus Swahilitown. Wir haben einen großen ngoma, und plötzlich habe ich zwei Zungen in meinem Mund – Rosies und meine. Mit der Hand darf ich das Allerheiligste berühren.
    »Jetzt sind wir ein Liebespaar«, flüstert mir Rosie ins Ohr.
    »Ja«, sage ich. »Ich liebe dich sehr.«
Christian
    »Geh raus, Golf spielen«, sagt Vater, als ich ihn frage, ob ich ihm helfen soll, unsere Sachen auf der TPC zu packen. Im Schlafzimmer stehen zwei große Pappkartons, in die er die Dinge meiner Mutter gepackt hat. Wer weiß, ob sie kommt und sie abholt. Ich habe sie nicht gesehen, seit ich vollkommen verdreckt mit der Schwimmbrille in der Stirn auf der Simba Farm stand. Irene darf ihre Sachen anprobieren.
    Ich spiele eine Runde mit Rogarth. Verliere. Gebe Emmanuel alles, was ich habe, als Trinkgeld. Gehe zurück zum Haus. Dort hält ein Nordic Project Land Rover, und Vater schleppt zusammen mit Thorleif Kisten und Tüten in den Wagen.
    »Na, bist du bereit für die Großstadt, Christian«, fragt mich Thorleif.
    »Na klar.« Ich freue mich auf Moshi. Das wird stark. Ich gehe ins Haus.
    »Ich glaube, ich hab alles«, sagt Vater. Ich werfe einen Blick ins Schlafzimmer. Die beiden Pappkisten stehen noch immer dort – geschlossen. Offenbar nehmen wir sie nicht mit.
    »Was passiert mit den beiden Kisten?«
    Vater breitet vage die Arme aus: »Das ist … ich weiß es nicht.«
    »Irene!«, rufe ich.
    »Was ist?«
    »Komm mal her.« Irene kommt leider nicht mit nach Moshi. Der Mærsk-Mitarbeiter, der Vaters Job übernimmt, kommt mit Frau und zwei Kindern nach Afrika. Sie werden sie behalten. Sie wird gut angezogen sein.
    Vater wechselt ein paar Worte mit dem Nachtwächter, der in der Dienstbotenwohnung wohnt, und gibt ihm ein bisschen Geld, dann fahren wir.
    Bei dem Haus in Moshi handelt es sich um eine alte Villa im Kolonialstil, die an der Straßengabelung der Kilimanjaro Road liegt, genau in der Mitte zwischen dem Zentrum und der Schule – nicht weit vom Uhuru Hostel. Ich bekomme ein großes Zimmer, und wir erben von den ehemaligen Bewohnern einen guten älteren Koch mit dem Namen Juliaz. Ich freue mich, in Moshi zu wohnen.
    In der Fußballmannschaft der Schule lerne ich Sharif kennen. Stürmer, die Eltern emigriert aus dem Jemen, sie wohnen in Mwanza. Sharif wohnt bei seinem Onkel. Kräftiges, halb langes, schwarz glänzendes Haar. Flink. Die Mädchen sind verrückt nach ihm. Vor allem die Finnin Katja, das Mädchen mit den hübschesten Brüsten der Schule. Er wird nach dem Fußballtraining von einem jüngeren Onkel abgeholt, der mich bis zur Lena Road an der Ecke zur Kilimanjaro Road mitnimmt, wo sie wohnen.
    »Komm mal vorbei. Ich wohne da drüben an der Gabelung«, sage ich. »Du kannst mit uns essen.«
    »Du weißt, dass ich Moslem bin? Ich esse kein Schweinefleisch.«
    »Wir essen auch nicht ständig Schwein.«
    »Nein, nein«, erwidert er. Es vergeht einige Zeit, bis er an einem Samstagnachmittag erscheint. Ich höre ihn von der Straße aus rufen: »Christian? Bist du zu Hause?«
    »Ja!«
    Juliaz hat frei. Er kam am Morgen und hat ein warmes Mittagessen gekocht. Für das Abendessen müssen wir selbst sorgen.
    »Kann Sharif bleiben und mit uns essen?«, frage ich den

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