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Licht

Titel: Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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gefährlichste. Als er ihr das sagte, zuckte sie die Achseln. »Das Allerschlimmste ist, dass du mich nicht mal mehr zu töten brauchst«, sagte sie.
    »Willst du das denn? Dass ich dich töte?«
    »Nein!«
    »Was dann?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Fick mich einfach mal richtig. Bitte!«
    Sie hatten beide ihre Probleme damit. Anna, auf der Stelle nass, hielt ihm sofort den Po hin; Kearney war nicht so sicher, wie genau er vorzugehen hatte. Als es ihm schließlich gelang sie zu penetrieren, fand er es unglaublich heiß in ihr. Sie fingen an mit dem, was sie kannten, doch bald schon warf Anna sich herum und bedrängte ihn. »So bitte. So bitte. Ich will dich sehen, ich will dein Gesicht dabei sehen.« Dann: »Ist das besser so? Bin ich besser als sie?« Eine Sekunde lang hörte er das Gelächter seiner Cousinen; Stechginsterland tat sich auf, dann krängte es und verflackerte für alle Zeiten. Er lachte. »Ja«, sagte er. »Ja!« Es dauerte nicht lange, aber sie seufzte und umarmte ihn und tat noch ein paar warme kleine lächelnde Seufzer, wie sie es noch nie getan hatte. Sie lagen eine Weile vor dem Kamin, dann ermutigte sie ihn, es wieder zu versuchen.
    »Meine Güte«, sagte er versuchsweise. »Du bist vielleicht nass.«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    Im Duster über ihnen zirpte der Fernseher ganz leise vor sich hin. Werbung zog über den Schirm, wurde durch das Logo einer naturwissenschaftlichen Sendung abgelöst, dann ein großartiges Bild rosaroter Staub- und Gasfahnen, übersät mit aktinischen Sternen, bewölkt und eingehüllt von samtener Schwärze, reich an jener schönen falschen Klarheit, mit der das Hubble-Teleskop bestach. »The Kefahuchi Tract«, sagte der Off-Kommentar, »named after its discoverer, may upset all our…« Dann war es, als laufe der Bildschirm plötzlich voll und quelle über. Stumme Funken ergossen sich ins Zimmer, hüpften und schäumten über die bloßen Dielen auf den Kamin zu, wo sie auf Anna Kearney trafen, die sich auf die Unterlippe biss und verträumt und nach innen gekehrt den Kopf hin- und herbewegte. Sie flossen ihr ins Haar, die geröteten Wangen hinunter, über ihr Brustbein. Da sie sie für etwas nahm, was sie hätten sein können, stöhnte sie ein bisschen und verrieb sie mit vollen Händen auf Gesicht und Hals.
    »Funken«, flüsterte sie. »In allem sind Funken.«
    Kearney öffnete, als er das hörte, die Augen und ließ entsetzt von ihr ab. Er riss das Messer an sich, stand nackt und unentschlossen da. »Anna!«, sagte er. »Anna!« Fraktales Licht ergoss sich aus dem Fernsehschirm, es erinnerte an das Rad eines Pfaus. Kearney lief einen Moment lang ziellos umher, bis er die Würfel des Shranders in ihrem geschmeidigen Hodensack gefunden hatte. Dann blickte er auf Anna, blickte auf das Messer. Er glaubte zu hören, dass sie ihn warnte: »Er kommt, er kommt.« Dann: »Ja, töte mich! Rasch!« Endgültig von sich angeekelt, warf er das Messer fort und stürzte aus dem Haus. Etwas Riesiges brauste aus der Nacht auf ihn herab, wie ein Schatten aus dem Himmel. Hinter sich hörte er Anna lachen.
    »Funken. In allem sind Funken«, hörte er sie murmeln…
     
    Als Anna Kearney am nächsten Morgen aufwachte, war sie allein. Es war halb sechs. Das Feuer war heruntergebrannt, das Strandhaus kalt. Der Fernseher summte vor sich hin, CNN berichtete von aktuellen Ereignissen: Krieg im Nahen Osten. Übergriffe in Fernost, Afrika und Albanien. Gewalt und Entbehrungen überall. Sie rieb sich das Gesicht, stand auf und sammelte nackt und frierend ihre verstreute Unterwäsche ein, nicht ohne zu lächeln. Hab ich ihn also doch noch dazu gebracht, dachte sie, konnte sich aber nur vage daran erinnern. »Michael?«, rief sie. Das Strandhaus hatte nur eine Außentür, und die hatte er offen gelassen. Ein Gerinnsel aus strahlend weißem Sand lag diesseits der Schwelle. »Michael?« Sie zog Jeans und Pullover an.
    Draußen am Strand war es bereits taghell. Möwen stießen herab und balgten sich auf einem Haufen Treibgut. Oben auf den Dünen fand Anna flach gedrücktes Helmgras, den Rückstand eines chemischen Geruchs und eine lange, flache Mulde, als habe sich hier etwas Gewaltiges niedergelassen. Sie blickte zum Monster Beach hinunter: keine Spuren.
    »Michael!«, rief sie.
    Nur die Schreie der Möwen.
    Sie packte sich um die Oberarme, um sich gegen die kühle anlandige Brise zu wappnen, dann kehrte sie zum Haus zurück, wo sie Eier und Würstchen briet, um sie mit Appetit zu essen.

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