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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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aber jemand möchte euch sehen.«
    »Wer?«, fragte Diana.
    Die Schwester warf einen Blick über die Schulter, als befürchtete sie, gehört zu werden. »Eine junge Frau. Ließ sich nicht abwimmeln. Ich war drauf und dran, die Polizei zu rufen.«
    Astrid und Diana wechselten einen Blick.
    »Schwarz oder weiß?«, fragte Astrid.
    »Weiß.«
    »Lana!«, riefen Astrid und Diana im Chor.
    »Lassen Sie sie lieber herein«, meinte Diana. »Lana etwas abzuschlagen, wäre … äh … leichtsinnig.«
    »Außerdem hat sie mehr Leben gerettet als alle in diesem Krankenhaus zusammen«, fügte Astrid hinzu.
    Gleich darauf betrat Lana das Zimmer. Sie hatte sich die Haare schneiden lassen und machte einen sonderbar gepflegten Eindruck. Keine verdreckten, zerrissenen oder geflickten Klamotten mehr, keine Pistole im Gürtel und auch keine Zigarette im Mundwinkel.
    »Oh mein Gott!«, rief Diana aus. »Lana ist ein Mädchen!«
    »Witzig. Ich lach mich gleich tot«, knurrte Lana in vertrauter Manier. »Wieso gibt’s hier nur einen Stuhl?«
    »Hast du schon einen der anderen getroffen?«, fragte Astrid.
    »Ja, Dekka. Sie ist bei ihren Leuten. Zu behaupten, sie sei nicht gerade glücklich darüber, wäre noch untertrieben. Siemöchte Sam sehen. Alle wollen Sam sehen. Mit Edilio habe ich telefoniert. Er versteckt sich. Hat Angst vor der Fremdenpolizei.«
    »Das darf nicht wahr sein!«, erboste sich Astrid. »Edilio muss Angst haben, dass sie ihn aus dem Land werfen? Unser Edilio?«
    »Er hat einen Anwalt, der ihn kostenlos vertritt.«
    Aber Astrid war noch nicht fertig. »Sie sollten Denkmäler für ihn aufstellen. Schulen nach dem Jungen benennen – nein, für mich ist er kein Junge mehr. Wenn er kein Mann ist, dann bin ich noch nie einem begegnet.«
    Lana nickte zustimmend, sie teilte Astrids Empörung.
    »Und für dich sollten sie auch gleich ein Denkmal errichten«, sagte Astrid. »Nein, Lana, wink nicht ab.«
    »Doch, weil es etwas anderes ist. Ich hatte rein zufällig eine Kraft – und die habe ich eingesetzt. Das ist doch nichts Besonderes.«
    »Du kannst es nicht mehr, oder?«, fragte Diana mit einem Nicken auf Astrids Verbände.
    Lana schüttelte den Kopf. Nicht bedauernd, sondern erleichtert. »Nein, das funktioniert nicht mehr. Ich bin nicht länger die Heilerin. Ich bin Lana Arwen Lazar. Ende der Durchsage. Bloß irgendein Mädchen mit einem sonderbaren Namen. Ich dachte, dass es mir vielleicht fehlen würde. Ist aber nicht so. Nicht die Spur. Wisst ihr, was ich jetzt tue? Ich esse. Und schlafe. Und werfe Stöckchen für Patrick. Und dann fange ich wieder von vorne an. So sieht der Plan für den Rest meines Lebens aus: essen, schlafen, mit dem Hund spielen.«
    »Nerven sie dich auch mit den Irrenärzten?«, fragte Diana.
    »Sie haben’s versucht.« Lanas Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Ich glaube nicht, dass die in nächster Zeit noch mal wiederkommen.«
    Jetzt lachten sie alle drei.
    Dann wurde Diana wieder ernst. »Ehrlich gesagt, mir macht die Therapie nichts aus. Ich … äh … ich weiß nicht. Ich find’s okay. Für mich wenigstens.«
    Eine Zeit lang war nur das Quietschen der Krankenbahren im Flur zu hören, ein Kind, das irgendwo weinte, ein Mann und eine Frau, die miteinander lachten.
    Astrid warf einen Blick auf Lana, die am Fenster lehnte, und dann auf Diana, die ihren eigenen Gedanken nachhing.
    Sie musste daran denken, wie sehr sie Diana manchmal gehasst hatte. Sam hatte sie sogar geraten, sie, wenn nötig, zu töten. Und für Lana hatte sie auch nicht viel übriggehabt, sie für eine launische Kuh gehalten, die ihre Privilegien ausnutzte.
    Sie ließ zu, dass ihre Gedanken weiterwanderten. Zu Orc, anfangs ein unberechenbarer Säufer und am Ende ein Held, der mit seinem Tod viele gerettet hatte.
    Mary, eine Heilige, die sich aufopfernd um die Kleinsten gekümmert hatte und daran zerbrochen war.
    Quinn, zu Beginn ein gewissenloser Feigling und schon bald eine ihrer wichtigsten Stützen.
    Albert. Sie wusste immer noch nicht, was sie von ihm halten sollte, aber eines war klar: Ohne ihn wären noch viel weniger Kinder lebend herausgekommen.
    Wenn ihre eigenen Gefühle schon so widersprüchlich waren, wie sollte da erst der Rest der Welt wissen, wie sie mit den Überlebenden umgehen sollten?
    »Tut mir leid, wenn ich die Stimmung versaut habe«, sagte Diana.
    »Ich werde darüber schreiben«, sagte Astrid.
    »Wie meinst du das?«, fragte Lana.
    »Ich will über uns schreiben. Alles aufschreiben, was

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