Licht (Gone) (German Edition)
Hälfte?«
»Themawechsel«, sagte Sanjit. »Da draußen tut sich etwas, was uns beunruhigen sollte.«
»Ehrlich, Mann? Das ist die FAYZ . Hier passiert ständig etwas Beunruhigendes. Als Nächstes wahrscheinlich dir. Ich überlege mir nämlich gerade, ob ich dir ein Auge wegpusten soll.«
Sanjit ignorierte sie und zog die Vorhänge auf.
Lana blinzelte. »Stimmt, Tageslicht ist beunruhigend.« Von der halben Zigarette war praktisch nichts mehr da, aber sie war fest entschlossen, noch einen Zug rauszuholen, selbst wenn sie sich die Finger dabei verbrannte.
Am Ende gewann ihre Neugier die Oberhand. Sie schwang die Beine aus dem Bett, stand ächzend auf und schlurfte zur Schiebetür des Balkons.
Sanjit öffnete ihr die Tür und ging einen Schritt beiseite.
Kaum war Lana ins Freie getreten, erstarrte sie.
Der Balkon ging aufs Meer hinaus. Bis vor zwei Tagen war links von ihr nur die perlgraue Barriere zu sehen gewesen. Seit sie durchsichtig geworden war, konnte Lana wieder auf den Ozean blicken und natürlich auch auf das restliche Hotel, wo zum Glück noch niemand aufgetaucht war.
Doch jetzt standen auf dem Balkon neben ihr, keine zwei Meter von ihr entfernt, mindestens sechs Leute.
Und sie richteten alle gleichzeitig ihre Kameras auf sie – von kleinen Smartphones bis hin zu gewaltigen Apparaten mit riesigen Objektiven.
Lanas Haare standen wirr vom Kopf ab, über ihren Boxershorts trug sie ein zerschlissenes lilafarbenes T-Shirt mit der Aufschrift Fuck und sie sog gerade an einer Kippe, deren Glut an ihren Lippen zu kleben schien.
Nicht zu vergessen: die automatische Pistole in ihrer rechten Hand.
Lana kehrte ins Zimmer zurück. »Okay, wo sind meine Scheißzigaretten?«
»Wie ist das passiert?«, fragte der Rothaarige erstaunt.
Er sah hinüber zu seinem Kumpel auf der anderen Seite, dann holte er aus, hieb mit der Hand auf die Barriere ein und bekam einen elektrischen Schlag verpasst.
Der verblüffte Gesichtsausdruck seines Freundes deutete die gleiche Frage an. Jetzt zog er sein Handy hervor und fing an zu filmen.
Diana war nicht weniger baff. »Was hast du gemacht, Gaia?«
Das kleine Mädchen wirkte nicht die Spur überrascht. Höchstens beunruhigt. »Ich habe Nemesis geschlagen«, sagte es, als wäre damit alles klar. »Aber das war keine gute Idee.« Gaia knabberte an ihrem Daumennagel, eine nervöse Angewohnheit, die Diana von Caine kannte.
»Er ist stärker, als ich dachte«, fuhr Gaia fort. »Ich glaube, ihm ist gerade etwas bewusst geworden. Kann sein, dass ich mich nun doch beeilen muss.« Sie seufzte und schien sich dann über das Geräusch zu wundern. »Aber wenigstens habe ich jetzt zu essen. Um diesen Körper zu füttern, den du für mich geschaffen hast.«
»Mann, ist ja irre.« Der Rothaarige stand auf und streckte Diana die Hand hin. »Bin ich der Erste hier drin?«
Gaia trat dazwischen, packte den Mann mit der einen Hand am Gelenk und mit der anderen am Oberarm und riss ihm mit einem Ruck den Arm aus der Schulter – so als löste sie die Keule von einem gegrillten Hähnchen.
»Gaia!«, rief Diana erschrocken.
Der Mann begann gellend zu schreien. Es klang gespenstisch und ging ihr durch Mark und Bein.
Blut spritzte aus seiner Schulter und dem abgetrennten Arm. Er fiel schreiend auf den Rücken und versprühte Blut wie ein leck gewordener Gartenschlauch.
Diana ging neben ihm in die Knie. »Scheiße!«
Unterdessen legte Gaia ihre Beute seelenruhig auf einen flachen Felsen. Danach feuerte sie einen gleißenden Lichtstrahl aus ihrer Handfläche und ließ ihn den Arm rauf- und runterwandern.
Nicht, um ihn zu verbrennen, sondern um ihn zu braten.
Der Mann lag zuckend da und schrie.
»Gaia, er stirbt!«
»Kann sein«, erwiderte Gaia und betrachtete den gebratenen Arm. »Eine Menge Blut …«
»Gaia!«
Jenseits der Barriere war der Mund des anderen zu einem stummen Schrei aufgerissen. Seine Augen sprangen ihm fast aus den Höhlen und seine Hand schlotterte so sehr, dass er kaum noch das Smartphone festhalten konnte.
Hastig öffnete Diana den kleinen Rucksack des Mannes, zerrte ein T-Shirt heraus und versuchte, es zwischen die Hautfetzen an seiner Schulter zu stopfen, um die Blutung zu stoppen.
Der Mann verdrehte die Augen und verlor das Bewusstsein.
»Gaia, so hilf ihm doch!«, flehte Diana. Als sie den Blick hob, sah sie, wie Gaia mit ihren Milchzähnen ein Stück Bizeps von dem noch qualmenden Arm abbiss.
»Du hast Recht, ich sollte ihn retten«, antwortete Gaia mit
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