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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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›Halt den Stumpf fest‹ gehört zu den Sätzen, die ich eigentlich niemals hören wollte.« Trotzdem ging er um das Bett herum, stieg über Lanas Beine und hielt den Stumpf fest.
    Lana setzte das Messer an und schnitt eine dünne Scheibe ab.
    Taylor wandte den Kopf, um zuzusehen, zeigte aber keinerlei Anzeichen, ob es ihr wehtat oder unangenehm war.
    Dafür wurde Sanjit grün im Gesicht.
    Lana hob das ovale Stück ins Licht und betrachtete es von allen Seiten. Dann legte sie es beiseite und schnitt vom Handgelenk ebenfalls eine Scheibe ab. Als Nächstes drückte sie die beiden frisch angeschnittenen Stümpfe aneinander.
    »Ich brauche Klebeband«, sagte sie.
    »Was?«
    »Klebeband«, wiederholte sie ungeduldig. »Tesa. Heftklammern. Was du finden kannst.«
    Zwanzig Minuten später kehrte Sanjit mit einer Rolle weißem Klettverschluss zurück.
    »Wie soll das gehen?«
    »Die Unterseite ist selbstklebend. Klebeband konnte ich nirgends finden, dafür einen Tacker, aber das wäre noch krasser.«
    »Hosenscheißer. Gib mir eine Zigarette.«
    Sanjit klaubte eine halbe Zigarette aus seiner Hosentasche, schob sie ihr zwischen die Lippen und gab ihr Feuer.
    Dann entrollte er einen halben Meter Klettverschluss und wickelte die beiden Stümpfe sorgfältig damit ein.
    Eine Stunde später entfernten sie das Klebeband.
    »Hey, es wächst an!«, staunte Lana. »Ein wenig zumindest. Mann, ist ja irre! Denkst du, du könntest für mich in die Stadt gehen?«
    »Warum? Damit du deine Kippen finden kannst, während ich weg bin?«
    »Ja, das auch. Aber vor allem dachte ich, wir sollten Sinder herholen. Vielleicht steht sie ja an der Barriere und spielt Winke-Winke. Falls nicht, soll sie jemand vom See holen. Sie hat einen grünen Daumen.«
    »Ich spüre ihn nicht«, sagte Sam.
    Caine schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht.«
    Sie standen am Eingang zum Minenschacht. Dass ihre Suche hier beginnen würde, war von Anfang an klar gewesen. Darüber mussten sie nicht einmal ein Wort verlieren.
    In diesem Schacht hatte der Gaiaphage jahrelang gelegen, hier war er immer größer und immer bösartiger geworden. Der Stollen war sein Zuhause, der Ursprung ihres Erzfeindes.
    »Sollen wir nachsehen?«
    »Nein«, erwiderte Caine. »Ich war da schon mal drin. Kein angenehmes Gefühl.«
    »Ich weiß. Ich ja auch.«
    »Aber dich hat er nicht berührt.«
    Caine spürte Sams Ungeduld. Sein Bruder wollte weiter, doch er war von dieser finsteren, nichtssagenden Öffnung wie gefesselt.
    Früher hatten massive Holzbalken den Eingang gestützt. Jetzt war hier nur noch eine verschüttete Felsscharte, ein schief grinsendes Maul mit spitzen Zähnen.
    Die Erinnerung daran … dieses Grauen, das ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen würde. Diese Schmerzen. Diese Angst.
    Diese Einsamkeit.
    »Lana kennt das Gefühl«, sagte Caine schließlich. »Und Diana inzwischen auch.« Dieser Gedanke, diese längst überfällige Erkenntnis, erschütterte ihn.
    Als er diesen schrecklichen Ort auf allen vieren verlassen hatte und innerlich gebrochen und wahnsinnig im Kopf nach Coates zurückgekehrt war, hatte Diana ihm geholfen. Aber wer hatte ihr geholfen?
    »Wenn er deinen Verstand berührt hat … wenn er einmal in deinem Kopf war, so richtig, dann lässt er dich nie wieder los.«
    »Lana hat ihn bekämpft«, sagte Sam.
    »Ich vielleicht nicht?«, schnappte Caine. Er beruhigte sich jedoch gleich wieder. »Ich versuche es immer noch. Er ist bis heute in meinem Kopf, berührt mich hin und wieder.«
    Mit hängendem Kopf fügte er noch hinzu: » Hungrig im Dunkeln. «
    Caine hatte ihn bekämpft. Aber nicht allein. Ihm war geholfen worden.
    Was war bloß los mit ihm? Seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und er musste schlucken, um nicht laut zu schluchzen. Diana hatte ihn mit dem Löffel gefüttert, ihn beschützt und sauber gemacht. Und er? Er war in seinem Perdido Beach geblieben und hatte sich selbst bedauert, während sie hier war. Bei ihm .
    »Wird das deine Erklärung sein, falls wir es hier rausschaffen?«, fragte Sam. »Dass dich der Gaiaphage gezwungen hat, das alles zu tun? Ich kauf dir das nämlich nicht ab.«
    Sollte Sam mit einer erbosten Antwort gerechnet haben, wurde er enttäuscht. Im Moment war ihm Sam vollkommen egal.
    Das Abendlicht warf bereits lange Schatten. Sie mussten sich langsam überlegen, wo sie die Nacht verbringen sollten.
    »Was ich erzähle, wird keine Rolle spielen«, sagte Caine leise. »Außerdem werde nicht ich die

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