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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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Vor ihrer letzten … was eigentlich? Denn eine Mutation war das nicht, aber was war es dann? Davor war sie jedenfalls in der Lage gewesen, sich an jede beliebige Stelle innerhalb der FAYZ zu teleportieren. Sie musste nur an einen Ort denken und schon war sie dort. Sie hatte es »beamen« genannt. Vielleicht konnte sie es immer noch, nur würde es ihr dann schwerfallen, auf die Beine zu kommen.
    Lana schob den Riegel zurück.
    »Taylor, ich bin’s.«
    Sie öffnete die Tür. Im Zimmer war es hell. Durch die Fenster fielen die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne herein. Es war ein anderes Gold als das metallische Schimmern von Taylors Haut.
    Taylor saß aufrecht im Bett. Sie stützte sich auf den Stumpf ihres einen Arms, während der andere in ihrem Schoß lag. Von ihren Beinen, die sonst immer auf dem Bett neben ihr lagen, war eines heruntergefallen und lag jetzt auf dem Fußboden.
    Die schlüssigste Erklärung für Taylors Zustand war der kleine Pete. Niemand unterstellte ihm böse Absichten – dazu wäre er gar nicht fähig. Er mochte zwar der mächtigste Menschin der FAYZ sein, aber er war immer noch und trotz allem ein fünfjähriger autistischer Junge. Wahrscheinlich hatte er nur gespielt.
    Lana musste an einen Satz aus Star Wars denken: Große Macht bringt große Verantwortung . Nur nicht bei einem Fünfjährigen.
    »Wir versuchen es noch mal mit der Hand«, sagte Lana. »Wo ist sie?«
    Vielleicht verstand Taylor, was sie sagte, vielleicht auch nicht. Ihre Ohren wirkten normal, bloß wusste niemand, wie es in ihnen drin aussah. Oder was in ihrem Gehirn vor sich ging. Und ob sie überhaupt noch ein Gehirn hatte.
    Die Hand war nirgends zu sehen. Das war beunruhigend, denn soweit sie wusste, konnte Taylor ihr Bett nicht verlassen.
    Lana fand sie schließlich am anderen Ende des Zimmers hinter dem Fernseher. Bewegten sich Taylors Körperteile womöglich von selbst? Von Brianna wusste Lana, dass Drake sich wieder zusammenbauen konnte. Als führten seine Körperteile ein Eigenleben. War Taylor jetzt so eine Art Drake?
    Nein. Drake hatte sich äußerlich nicht verändert. Taylor hingegen … Ach was, selbst wenn es da eine Ähnlichkeit gab, blieb es immer noch ein Rätsel – unheimlich und gespenstisch.
    Lana hob das kalte Ding auf, kehrte damit zurück zum Bett und drückte es auf Taylors Stumpf. Sie konzentrierte sich darauf, den Arm zu heilen. Wäre Taylor ein normales menschliches Wesen, müsste es eigentlich funktionieren. Es wäre nicht der erste Arm, den Lana wieder anwachsen ließ. Wie bei allen bisherigen Versuchen, klappte es auch diesmal nicht.
    »Was mache ich nur mit dir?«, fragte sie Taylor. »Was bist du? Sicher kein Mensch …«
    Ihr kam ein Gedanke: Was, wenn Taylor auch kein Tier war?
    Und dann ging ihr ein ganz anderer, wenn auch perverser Gedanke durch den Kopf: Was, wenn sie Taylor auf den Balkon hinausschleppte und sie den Gaffern da draußen vor die Kameras hielt? Im Sinne von: Hey, seht alle mal her! Das sollte eure Albträume eine Zeit lang bei Laune halten.
    Sie fragte sich, ob die Mächtigen der FAYZ  – Sam, Caine, Edilio und Astrid – auch darüber nachdachten, wie die Außenwelt die Dinge hier drin wahrnahm.
    Die Realität in der FAYZ war viel schräger, als es sich die Menschen da draußen je würden vorstellen können. Sie waren nicht bloß eine Schar Kinder, die in einer Kuppel gefangen waren. Was hier geschah, war noch nie da gewesen. Die Barriere war nicht das Einzige, was sie von der Außenwelt trennte – hier passierten Dinge, die es den Naturgesetzen nach nicht geben dürfte. Zum Beispiel ein Mädchen, das durch Handauflegen heilen konnte.
    »Eben. Und deshalb fangen wir gar nicht erst an, darüber nachzudenken«, sagte sie laut. Sie betrachtete Taylor – dieses hübsche Mädchen mit den toten Augen, der goldenen Haut und dem schwarzen Haar, das aussah, als wäre es aus Kautschuk, und sich auch so anfühlte. »Bist du vielleicht eher eine Pflanze?«
    Keine Antwort.
    »Bist du aus Knetmasse?«
    Jemand pochte leise an die Tür. »Darf ich reinkommen?«
    »Meinetwegen«, antwortete sie mürrisch.
    Sanjit betrat den Raum. »Irgendeine Veränderung?«
    Lana verneinte. »Was, wenn sie kein Tier ist, sondern eine Pflanze? Was würden wir tun, wenn wir einen abgeknickten Stamm wieder anwachsen lassen wollten? Bring mir ein Messer. Das große, scharfe.«
    »Eine Pflanze?«
    Er holte das Messer.
    »Halt den Stumpf fest.«
    Sanjit erschauderte. »Weißt du, Lana,

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