Licht (Gone) (German Edition)
Gaia quält sie höllisch und jagt ihnen Angst ein.«
»Macht sie das bei Caine?«, fragte Dekka.
Diana nickte. »Ich denke schon. Und bei mir auch. Bei allen außer bei Lana.«
»Wieso nicht bei Lana?«, wollte Astrid wissen.
»Gaia hasst Lana, weil sie es geschafft hat, sie auszusperren. Noch etwas …«, sagte Diana und vermied es, Astrid anzusehen. »Gaias Kräfte sind nur geliehen, ein Derivat oder wie auch immer ihr das nennen wollt. Sie gehören ihr nicht. Sie sagt, wenn sie Sam und Caine tötet, verliert sie deren Kräfte. Deshalb will sie die beiden erst ganz zum Schluss auslöschen.«
»Jetzt verstehe ich endlich, weshalb sie die beiden nicht getötet hat, als sie die Möglichkeit dazu hatte«, sagte Astrid. Wenn sie jetzt eingriff, konnte sie die Debatte vielleicht noch steuern. »Also: Vorschläge, Ideen?«
»Der kleine Pete«, sagte Diana.
»Was ist mit ihm?«
Diana wollte aufstehen, zuckte aber unter den Schmerzen ihres übel zugerichteten Körpers zusammen und blieb sitzen. »Er ist Nemesis. So nennt Gaia ihn. Er ist der Einzige, den sie wirklich fürchtet. Und der Grund, warum sie alle tötet. Sie will verhindern, dass er sich auch einen Körper nimmt.«
»Ich weiß nicht, ob uns das weiterbringt«, erwiderte Astrid scharf. »Vielleicht ist Gaia einfach nur verrückt.« Selbst in ihren Ohren klang ihre Stimme schrill.
»Was genau ist der kleine Pete jetzt?«, fragte Dekka. »Woher wissen wir, dass es ihn überhaupt noch gibt?«
Wieder ruhten alle Blicke auf Astrid. »Diana, wie steht es um Gaias Gefühle für dich?«
Die angespannte Stille, die jetzt folgte, wurde von Dekka durchbrochen. »Astrid, das ist wirklich nicht der richtige Moment, um dich als Petes beschützende große Schwester aufzuspielen.«
Astrid wurde zornig. »Ich will wissen, was Gaia für Diana empfindet. Es könnte eine Schwachstelle sein.«
Edilio hatte bisher nichts gesagt, doch nun mischte er sich ein: »Diese Kreatur hat Dutzende von uns ermordet. Sie hat Roger getötet. Wir müssen alles wissen. Keine Geheimnisse, keine Ausreden, keine Lügen.«
Astrid starrte ihn aufgebracht an, wandte aber schließlich den Blick ab.
»Diana hat uns gesagt, was sie weiß«, bemerkte Albert kühl. »Jetzt bist du dran, Astrid.«
»Ich habe Pete ins Verderben gestürzt«, sagte sie leise. »Ich tat, was ich tun musste. Nur so konnte ich ihn dazu zwingen, die Käfer zu vernichten. Ich habe ihn einmal umgebracht. Und jetzt soll ich …«
»Wir haben alle jemanden verloren«, wandte Quinn besänftigend ein. »Keiner von uns ist verschont worden und jeder von uns hat irgendwann versagt.«
»Wir verhalten uns wie Schafe, die den Wolf wittern«, schimpfte Albert. »Die Frage lautet: Kommt hier irgendwer lebend raus?«
»Vielleicht solltest du ganz schnell auf deine Insel zurück«, sagte Astrid mit einem bösartigen Unterton. Als sie den Kopfhob und ihr Blick auf Edilio fiel, erschrak sie. Sein Gesicht war dunkel vor Wut.
»Astrid«, zischte er. »Rede endlich.«
Sie schluckte. Ihr fiel nichts mehr ein, womit sie ihn abwimmeln konnte. Sie war nicht stark genug, um sich Edilio zu widersetzen.
»Okay«, flüsterte sie. »Pete lebt. Ich weiß keine Erklärung dafür, echt nicht, das müsst ihr mir glauben. Als ich mit Cigar durch die Dunkelheit irrte und er wegen Penny immer wieder zu schreien anfing, sprach Pete mit mir.«
»In deiner Einbildung«, warf Albert ein.
Astrid schüttelte den Kopf. »Nein. Manchmal spüre ich ihn auch jetzt noch. Cigar konnte ihn sehen, zumindest schemenhaft.«
»Gaia ist überzeugt, dass er lebt«, sagte Diana. »Sie meint, er wird schwächer, seit er keinen Körper mehr hat.«
»Wir müssen den kleinen Pete also dazu bringen, sich einen Körper zuzulegen«, dachte Albert laut nach. »In Ordnung. Aber wie stellen wir das an?«
Astrid konnte Edilio ansehen, wie er innerlich erschrak. Sie war dieser Logik bereits bis an ihr Ende gefolgt. Er nicht. Und die Konsequenz schien ihm genauso wenig zu gefallen wie ihr.
Diana meldete sich nun mit einem Anflug ihrer alten Überheblichkeit zu Wort. »Habe ich das richtig verstanden: Astrid soll ihrem kleinen Bruder sagen, dass er einem Opferlamm die Seele austreibt und dann das Kind tötet, das ich geboren habe?«
Daraufhin herrschte betroffenes Schweigen.
Astrid wagte kaum zu denken, aus Angst, jemand könnte ihre Gedanken lesen. Denn es gab keinen anderen Weg. Wenn Caine und Sam starben …
Sie konzentrierte sich auf Edilio, damit er sie ansah. Er
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