Licht (Gone) (German Edition)
hoch. Die mit dem Baseballschläger zugefügte Wunde in ihrer Brust war nichts im Vergleich zu demBauchschuss. Noch viel schlimmer war jedoch das zerfetzte Loch an der Seite, wo die Kugel wieder ausgetreten war. Sie drückte ihre Hand darauf und konzentrierte sich.
Dann blinzelte sie ihre Tränen weg und warf einen Blick zum Highway. Die beiden noch lebenden Kids rannten in Richtung Perdido Beach, sie würde sie nicht mehr erwischen.
Alle in der FAYZ zu töten, erwies sich als viel schwieriger, als sie gedacht hatte.
Am Leben zu bleiben ebenfalls.
Warum war das alles so schwierig? Das war so gemein! Sie war der Gaiaphage! Und die da, was waren sie schon? Schwächlinge aus Fleisch und Blut.
Wie du, Dunkelheit, so wie du.
Gaia erschrak. Die Stimme war in ihrem Kopf. Seine Stimme. Nemesis. Er sah alles. Er lernte, begriff, dass es ein Fehler war, sich einen Körper zuzulegen.
Genau, Nemesis. Sieh nur, wie schwach dich ein Körper macht.
Das sollte ihn verwirren. Ihn aufhalten. Hoffte sie zumindest. Trotzdem konnte Nemesis jeden Moment zuschlagen, und dann wäre »schwierig« gar kein Ausdruck mehr. Sie hatte keine Zeit, um sich zu erholen. Außerdem waren da noch Sam und Caine …
Und die Außenwelt? Ihre Eroberung könnte zu einem noch viel größeren Problem werden, vor allem, wenn die da draußen bereits auf sie vorbereitet wären. List und Tarnung waren gefragt. Sie musste diesen Ort unerkannt verlassen. Wenn sie erst draußen wäre, würde ihre Macht wachsen. Siewürde sich vermehren, schließlich war sie eine Art Virus. Sie würde Anhänger finden. Sie würde die Kontrolle über andere Leute haben. Ihren Machtbereich Stück für Stück ausweiten.
Gaia, der fleischgewordene Gaiaphage, lag auf dem Rücken und starrte in den blauen Himmel.
Irgendwo da oben, jenseits dieses unbedeutenden Sonnensystems und in der unvorstellbaren Weite der Galaxie, befand sich der Ort, an dem der Gaiaphage erdacht worden war.
Er hatte diesen unglaublich weiten Weg, wofür er Lichtjahre gebraucht hatte, nicht zurückgelegt, um am Ende in dieser menschlichen Hülle einfach zugrunde zu gehen.
Nein. Der Gaiaphage war zu Höherem bestimmt. Seine bloße Existenz hatte die physikalischen Gesetze dieses Planeten bereits verändert. So durfte es nicht enden.
»Du bist also wieder da«, sagte Astrid zu Albert.
»So ist es. Und damit du Bescheid weißt: Es kommen bereits die ersten Lieferungen von den Feldern. Ein paar Teams sind zurück, aber ich habe noch weitere losgeschickt.«
Astrid nickte. »Ja, das ist wahrscheinlich gut so.«
»Wahrscheinlich?«
»Gaia wird uns angreifen. Das kann morgen passieren oder in den nächsten zehn Sekunden. Je mehr sich die Leute verteilen, umso schwieriger wird es für sie, uns alle zu töten.«
Sie hatten sich im ehemaligen Büro des Bürgermeisters versammelt. Gekommen waren Albert, Edilio, Dekka, Quinn und Diana. Jack hätte sie auch gerne dabeigehabt, weil sie seine Intelligenz schätzte. Und Lana. Sie war jedoch unabkömmlich.
Mehr als alles andere wünschte sich Astrid, dass auch Sam hier wäre. Und sogar Caine, der Mistkerl. Sie standen vor ihrer vermutlich letzten Schlacht, und bis auf Dekka und Orc hatten sie keine Krieger mit Kräften. Dekka war stark und mutig, Orc sowieso. Aber gegen Gaia waren sie machtlos.
Astrid musste daran denken, dass sie sich bereits Gedanken über die Zeit danach gemacht und zu planen begonnen hatte. Jetzt fürchtete sie allen Ernstes, dass es kein Danach geben würde. Die Barriere würde fallen und die Einzige, die hier rausginge, wäre Gaia.
Lediglich auf Diana hätte Astrid liebend gern verzichtet. Und wie nicht anders zu erwarten, sprach Albert ausgerechnet sie als Erste an.
»Diana, du warst mit Gaia zusammen. Erzähl uns alles, was du über sie weißt.«
Diana warf Astrid einen Blick zu, was Albert natürlich nicht entging. Und Dekka auch nicht.
Als sich Dianas Schweigen in die Länge zog, wurden auch Quinn und Edilio aufmerksam.
»Hey«, sagte Quinn. »Keine Geheimnisse.«
»Erzähl ihnen alles, Diana«, sagte Astrid und bemühte sich, so gelassen wie möglich zu wirken.
»Gaia wächst sehr schnell heran«, begann Diana. »Sie braucht ständig Nahrung und es ist ihr völlig egal, wo sie sie herbekommt. Sie dürfte keine eigenen Kräfte haben, abgesehen von der, die sie schon als Gaiaphage besaß: die Kraft, in den Verstand anderer einzudringen. Vor allem bei den Mutanten und bei Leuten, mit denen sie schon mal irgendwie inVerbindung stand.
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