Licht über den Klippen
den Bund fürs Leben zu schließen?«
Ich sah Daniel an, dankbar dafür, dass er mir die Möglichkeit
verschafft hatte, die Worte laut auszusprechen. »Ja.«
»Dann lassen Sie uns beginnen.«
Der Ring, den ich bis dahin an der Rechten getragen hatte,
war ungewohnt an meiner linken Hand. Immer wieder drehte ich daran, bis Daniel
seine Finger mit den meinen verschränkte und sie nicht mehr losließ.
Wir wählten den längeren Weg zurück über die Felder, über denen
gerade die Sonne aufging.
Daniel hatte recht behalten: Unser Treueschwur war mir in der Kirche
sehr viel bindender erschienen als unter vier Augen. Die Zeremonie hallte noch
in mir nach und ließ mich schweigen, bis Daniel leicht meine Hand drückte.
»Du wirkst geistesabwesend. Verrätst du mir, was du denkst?«
»Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen.«
»Was gibt es da zu ordnen?«
»Ich frage mich, wie wir mit der Situation zurechtkommen werden.«
»Wie jedes andere Ehepaar. Warum?«
»Aber wir sind nicht wie jedes andere Ehepaar«, wandte ich ein. »Wir
können keine Pläne für die Zukunft schmieden.«
»Warum nicht?«
»Wir können von Glück sagen, wenn es uns gelingt, miteinander zu
Abend zu essen, ohne dass ich vorher verschwinde.«
»Das Leben ist nun einmal unsicher«, meinte Daniel mit einem
Schulterzucken. »Wir dürfen uns von der Angst davor, was passieren könnte,
nicht davon abhalten lassen, so zu leben, wie wir es uns wünschen.«
»Immerhin habe ich mich nicht in der Kirche in Luft aufgelöst.«
»Stimmt.« Er blieb stehen. »Und auch nicht auf der Sally .«
Mir war klar, dass seine Gedanken in die gleiche Richtung gingen wie
die meinen.
»Das ist mir ebenfalls aufgefallen«, sagte ich. »Was geschieht,
scheint an Trelowarth gebunden zu sein.« Ich erzählte ihm von der grauen Frau,
die Jahre vor mir verschwunden war.
Daniel überlegte. »Wenn du Trelowarth verlassen würdest, wäre das
wahrscheinlich das Ende deiner Zeitreisen.«
»Möglich, aber sicher weiß ich es nicht. Es ist nur eine Theorie.«
»Theorien kann man überprüfen. Wir sollten eine Weile nach Bristol
oder Plymouth gehen. Du hast doch gesagt, du würdest immer zu dem Augenblick in
deiner eigenen Zeit zurückkehren, an dem du verschwunden bist. Dann besteht
keinerlei Gefahr. Wenn wir uns täuschen, kehrst du so zurück, als wären wir
hiergeblieben. Aber wenn wir uns nicht täuschen …« Er musste den Satz nicht zu
Ende führen.
»Nach einer einzigen Reise an einen anderen Ort können wir nicht
sicher sein«, wandte ich ein. »Wir haben keine Garantie.«
»Richtig. Doch wir können das Experiment wiederholen. Ich würde gern
mit dir anderswo leben, wenn du dann bei mir bliebest.«
Ich überlegte. Wir standen an der Stelle, an der sich dreihundert
Jahre später der ummauerte Ruhige Garten mit Marks geliebten Rosen befinden würde,
aber im Augenblick war hier lediglich eine Blumenwiese, auf der sich das Gras
im Wind wiegte.
»Du würdest Trelowarth verlassen?«, fragte ich.
»Ich kann dem Duke of Ormonde und dem König an Bord der Sally genauso gut dienen wie von
Land aus, möglicherweise sogar besser. Rebellionen enden alle irgendwann.« Mit
einem Lächeln strich er mir das Haar aus dem Gesicht, das der Wind mir in die
Stirn geweht hatte. »Ich habe auf jeden Fall vor, am Leben zu bleiben und zu
sehen, wie die Sache ausgeht. Angeblich will King James, falls dieser Versuch,
ihn auf den Thron zu bringen, fehlschlägt, den Duke of Ormonde zum spanischen
Hof schicken, um Hilfe zu erbitten. Folglich würde der Duke dort Beistand
gebrauchen können.«
»In Spanien.«
»Warst du da auch schon?«, fragte er belustigt.
»Ja.«
»Hat es dir gefallen?«
Ich hob das Kinn. »Sogar sehr.«
»Dann werden wir es Schritt für Schritt angehen. Lass uns in Bristol
anfangen.«
Er zog mich näher zu sich heran, um mich zu küssen, und umfasste
meine Taille. Dabei berührte meine Hand den Griff des Dolchs in seinem Gürtel.
Ich wich erstaunt zurück.
»Was ist?«, fragte Daniel.
Es war nicht dasselbe Messer. Dieses hatte einen Knochengriff und
war gröber gearbeitet als das andere. »Du hast ein neues Messer«, stellte ich
fest.
»Ja. Meinen Lieblingsdolch habe ich verlegt, aber das ist nicht
wichtig. Wahrscheinlich ist er irgendwo auf der Sally .«
Sollte ich ihm sagen, wo er war? Das konnte ich nicht, weil er ihn
dann aus der Höhle holen und Mark ihn nicht finden würde. Und was würde noch
geschehen, wenn ich hier etwas
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