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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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wenn sich nicht dicke Regenwolken über uns zusammengeballt
hätten.
    Mark stand als Erster auf, sicherer auf den Beinen als ich, und
hielt mir die Hand hin, um mir aufzuhelfen. »Komm«, sagte er. »Gehen wir
zurück.«
    Ich folgte Mark, der das leere Kästchen trug, über das Feld und den
Zaunübertritt, mit dem ich des Alkohols wegen meine liebe Mühe hatte, und
schließlich in den Wald, wo es kühl und ruhig war zwischen den Farnen, Bäumen
und Blumen, die ich auf dem Hinweg nicht bemerkt hatte. Entlang des Pfads
wuchsen kleine weiße Wildblumen, deren Namen ich nicht bei Mark erfragte, weil
er mir den langen lateinischen Ausdruck genannt hätte. Mir waren die
volkstümlichen Bezeichnungen lieber, die ich von meiner Mutter gelernt hatte,
wie zum Beispiel »Wiesenschaumkraut«.
    Früher war es leicht gewesen, um diese Jahreszeit Wiesenschaumkraut
zu finden. Ich sah mich danach um, als wir uns der Lichtung mit Claires Cottage
näherten, dessen Fenster weit geöffnet waren.
    Mark klopfte. Keine Reaktion.
    »Sie ist unterwegs«, stellte ich fest.
    »Wahrscheinlich.« Er holte seinen Schlüssel aus der Tasche, trat ein
und rief vom Eingang aus etwas, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich
nicht da war. »Wahrscheinlich zeichnet sie irgendwo Skizzen«, meinte er. »Das
tut sie gern.« Mit einem Blick zum Himmel fügte er hinzu: »Ich mach die Fenster
zu, bevor es zu regnen anfängt. Geh du schon mal voraus. Wir müssen ja nicht
beide nass werden.«
    Der erste Regentropfen auf meiner Schulter überzeugte mich.
    Ich hastete durch den Wald, vielleicht ein wenig zu schnell, denn
bereits nach der Hälfte des Wegs wurde mir schwindelig, und ich musste stehen
bleiben und kurz die Augen schließen, um mich zu fangen. Als ich sie wieder
öffnete, verschwammen die Bäume zu grünen und braunen Schatten. Scheiß Scrumpy,
dachte ich.
    Der Weg spaltete sich auf. Der eine Pfad, an den ich mich nicht
erinnerte, führte in Richtung Klippen. Als ich Schritte hinter mir hörte,
drehte ich mich in der Erwartung, Mark zu sehen, um, doch da war niemand.
    Nur ein Echo, dachte ich, denn nun tauchte Mark tatsächlich auf.
Dass ich an dieser Stelle stand, schien ihn zu überraschen. Er stellte den
Kragen gegen den feuchten Wind hoch und fragte: »Alles in Ordnung?«
    »Ja, ja.« Ich versuchte, nicht zu wanken, damit er nicht merkte, wie
sehr der Scrumpy mir zu schaffen machte. »Ich wusste nur nicht mehr, welchen
Weg ich nehmen muss.«
    Er lachte – das erste Mal seit meiner Ankunft – und drehte mich so,
dass ich den Pfad durch die Bäume sehen konnte. »Es gibt doch nur einen Weg.«
    Was sollte ich darauf sagen? Ich ließ mich an der Hand nehmen wie
damals als Kind. Als wir aus dem Wald heraustraten, begann es heftig zu regnen,
und wir rannten quer übers Feld zum Haus.
     
    Die Hunde, die im Garten gewesen waren, saßen
nebeneinander aufgereiht wie arme Sünder im hinteren Flur, während Claire mit
einem Mopp die Pfotenspuren vom Boden entfernte. Es roch nach Stein, feuchtem
Putz und alten Gummistiefeln, die unter den Haken mit abgetragenen Mänteln und
Strickjacken standen. Als Mark und ich, bis auf die Knochen durchnässt,
hineinstürzten und den Schmutz von unseren Füßen abstampften, bedachte Claire
uns mit einem vorwurfsvollen Blick.
    »Keinen Schritt weiter«, warnte sie uns, »bevor ihr nicht die
Stiefel ausgezogen habt. Ich möchte nicht noch mal von vorn anfangen.«
    Mark beugte sich über seine Schnürsenkel, und sofort kamen die Hunde
schwanzwedelnd heran. Er schob sie weg und sagte zu Claire: »Du musst das
sowieso nicht machen. Ich kümmere mich schon drum.«
    Doch die Macht der Gewohnheit war stärker. Claire tauchte den Mopp
in den Eimer mit warmem Wasser und klatschte ihn vor den Hunden auf den Boden.
»Und ihr«, ermahnte sie sie, während sie an ihnen vorbeiwischte, »bleibt, wo
ihr seid, bis eure Pfoten trocken sind.« Der Setter und der Labrador legten
sich hin, der Cockerspaniel und der kleine Mischling Samson blieben in Marks
Nähe.
    »Meine Füße wären nicht nass, wenn ich nicht deine Fenster hätte
zumachen müssen«, erklärte Mark.
    »Hab ich die offen gelassen? Tut mir leid.«
    Dies war der Teil des Hauses, in dem wir uns als Kinder am
häufigsten aufgehalten hatten. Er reichte am weitesten nach hinten in den Hof.
Auf einer Seite des Flurs gingen zwei Fenster und die Tür auf diesen Hof
hinaus, während sich auf der anderen Seite die Waschküche und das Büro befanden,
die Eingänge dazu fast hinter

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