Licht über den Klippen
Einnahmequelle und ihre Abenteuer
zu bringen.
»Es war ein Katz-und-Maus-Spiel«, erklärte Oliver. »Alle kannten die
Schmuggler; die Schwierigkeit bestand darin, sie zu fassen. Und selbst wenn das
gelang, hieß das noch lange nicht, dass sie tatsächlich bestraft wurden, denn
die örtlichen Geschworenen ließen sie wieder laufen. Deshalb gaben manche
Steuereintreiber die Jagd am Ende auf, beteiligten sich lieber am Gewinn und
drückten beide Augen zu.«
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Constable bei irgendetwas
auch nur ein Auge zudrückte. Und meinem Empfinden nach wusste er genau, was die
Butlers trieben.
»Was wurde üblicherweise ins Land geschmuggelt?«, fragte ich.
»Brandy, Tee, Tabak, französische Spitze und Seide. Alles, worauf
der Staat hohe Steuern erhob.« Oliver setzte sich, während ich Zeichnungen von
Polgellys berühmten Schmugglerschiffen betrachtete.
»Hast du je von einem Schiff namens Sally gehört?«
Oliver dachte einen Moment nach. »Nein, ich glaube nicht. War das
ein Schmugglerschiff?«
»Wahrscheinlich. Es gehörte den Butlers, die in Trelowarth wohnten.«
»Die Butlers? Die kenne ich auch nicht. In welcher Zeit?«
»Anfang des achtzehnten Jahrhunderts.«
»Und woher weißt du das alles?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Aus dem Internet. Leider hab ich mir
nicht gemerkt, wo.«
»Die Butlers. Waren in dem Artikel ihre Vornamen erwähnt?«
»Jack und Daniel.«
»Das hätte ich mir sicher gemerkt.« Oliver grinste. »Denn die
erinnern mich an meinen Lieblingswhiskey.« Nach einem Blick hinaus, wo es nicht
mehr regnete, fragte er: »Du hast das Museum gesehen. Jetzt lade ich dich zum
Lunch ein.«
»Machst du das bei allen Besuchern?«
»Natürlich«, antwortete er schmunzelnd. »Wohin möchtest du gehen?
Ins Wellie oder in die Teestube?«
Obwohl das Wellington ,
in dem ich noch nie gewesen war, mich gereizt hätte, entschied ich mich für die
Teestube. »Vielleicht kann ich dort für Susan spionieren.«
»Gut. Ich hole nur meine Jacke.«
Wir waren die einzigen Mittagsgäste. Offenbar hatte die
Kellnerin, die sich mir gegenüber fast unhöflich verhielt, ein Auge auf Oliver
geworfen. Ihm fiel das gar nicht auf.
»Was ist?«, fragte er verwirrt, als er sah, dass ich ein Lachen
unterdrückte.
»Nichts.«
»Felicity meint, Sue hätte dich auch mit Arbeit eingedeckt.«
»Ja. Genau das führt mich heute zu dir. Ich hoffe, eine berühmte
Persönlichkeit in Trelowarths Vergangenheit zu finden, mit der sie die
Touristen anlocken kann.«
So wie er mich ansah, wusste ich, dass er auf die gleiche Idee
gekommen war wie ich: »Ja, ich weiß. Ich habe Susan gesagt, sie könnte Katrinas
Namen verwenden, aber das will sie nicht. Ich muss jemand anderen für sie
auftreiben.«
»Eine berühmte Persönlichkeit in Trelowarths Vergangenheit. Hm.«
»Vielleicht wäre der Duke of Ormonde der geeignete Kandidat«, schlug
ich vor.
Wir unterhielten uns eine Weile über ihn. Olivers beeindruckende
Kenntnisse über den Jakobiten-Aufstand veranlassten mich, ihn zu fragen: »Er
hieß doch Butler, oder? James Butler.«
»Wie deine Butler-Brüder, meinst du?« Er überlegte.
»Möglicherweise waren sie verwandt.«
»Du bist also wild entschlossen, diese berühmte Persönlichkeit für
Sue zu finden, was? Hoffentlich hat sie mit der Teestube Erfolg. Ich fände es
sehr traurig, wenn die Halletts Trelowarth verlören.«
Ich legte überrascht den Löffel weg. »Ist es so schlimm?«
Er nickte.
»Das war mir nicht klar.«
»Ich recherchiere für dich. Selbst wenn der Duke of Ormonde nicht
hier in der Gegend gewesen ist, könnten sich deine Butler-Brüder als
interessant erweisen.«
»Danke.«
»Keine Ursache. Und hinterher lade ich dich wieder zum Essen ein.«
Als die Kellnerin das hörte, knallte sie meinen Sandwich-Teller so
heftig auf den Tisch, dass er erzitterte, was diesmal sogar Oliver bemerkte. Sobald
sie weg war, sagte er: »Sie hat ganz schön schlechte Laune.«
Ich sah ihn an.
»Was?«, fragte er.
Es kostete mich Mühe, nicht laut loszulachen. »Nichts.« Vermutlich
würde sich ein Essen mit Oliver überall im Ort als Abenteuer erweisen.
DREIZEHN
W ir hatten Claire
einige Tage lang nicht gesehen, und so besuchte ich sie nach dem Abendessen mit
dem kleinen Mischling Samson. Jetzt lag Samson zufrieden zusammengerollt unter
dem schmalen Tisch, auf dem Claire in ihrem hellen Atelier die Farben mischte.
Ich sah ihr gern bei der Arbeit zu und liebte den Geruch der auf der
Weitere Kostenlose Bücher