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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Zettel hingelegt: Bin mit Samson spazieren. Nimm Dir, was Du möchtest.
    Doch ich wollte die ordentlich aufgeräumte Küche nicht
durcheinanderbringen. Das Frühstück konnte warten, bis ich in Trelowarth
geduscht hatte. Ich schrieb ein paar Zeilen auf Claires Zettel, bedankte mich
und legte ihn zurück auf den Tisch.
    Dann schlüpfte ich in meine Jacke und verließ das Cottage. In der
Nacht hatte es geregnet, sodass Tropfen auf den Blättern der Bäume lagen. Wenn
der Wind hindurchwehte, rieselte das Wasser auf mich herab, und ich rutschte
ein wenig auf dem matschigen Weg, doch das störte mich nicht. Als ich aus dem
Wald trat, brach die Sonne durch die Wolken. Ich sah Susan zum Gewächshaus
gehen. Nach dem Frühstück würde ich mich zu ihr gesellen und ihr helfen, dachte
ich, und anschließend die Bank im Ort aufsuchen.
    Da öffneten sich die Schleusen des Himmels, und wie aus dem Nichts
blies mir der Sturm Regen ins Gesicht. Ich rannte in Richtung Haus, um dort
Schutz zu suchen.
    Der Wind war wie ein wildes Tier, das mich heulend verfolgte, als
ich durch die Tür hastete und sie hinter mir zuschlug. Der Regen prasselte so
heftig von draußen dagegen, dass es sich anhörte wie Faustschläge.
    Das Wasser lief mir in die Augen. Ich strich mir das Haar aus dem
Gesicht, zog meine Jacke aus, schüttelte sie und drehte mich um, weil ich sie
zu den anderen Mänteln hängen wollte.
    Doch da waren keine Mäntel.
    Ich ließ meine Jacke fallen, um die herum sich eine Pfütze bildete,
während ich meine schlammverschmierten Stiefel auszog und auf Strümpfen in die
Küche ging.
    Die knorrigen Äste des Apfelbaums scharrten am Fenster, und die
tropfenden Blätter warfen in der Düsternis sich ständig verändernde Schatten.
Alle Teller waren weggeräumt, die Töpfe, sauber geschrubbt, standen auf der
Feuerstelle, die nach kalter Asche roch. Heute Morgen hatte hier niemand gekocht.
    Leise legte ich meine durchnässte Jacke und die schmutzigen Stiefel
unter ein paar Säcke in dem kleinen Raum, den Fergal die »Spülküche« genannt
hatte.
    Dann schlich ich auf Zehenspitzen durch die Küche zu der schmalen
hinteren Treppe, über die ich in mein Zimmer zu gelangen hoffte, bevor jemand
mich entdeckte. Daniel und Fergal hatten gesagt, dass Daniels Bruder Jack jeden
Augenblick zurückkehren konnte. Möglicherweise war er schon zu Hause.
    Ich ging die steilen Stufen in den ersten Stock hinauf und an der
geschlossenen Tür von Jacks Zimmer vorbei. In meinem Zimmer angekommen, sah ich
voller Erleichterung, dass das Gewand über dem Stuhl vor dem Schreibtisch
ausgebreitet lag, genau wie ich es zurückgelassen hatte. Diesmal fiel es mir
schon leichter, mich anzukleiden, obwohl das Schließen der Nadeln am Oberteil
nach wie vor Zeit und Geduld erforderte. Die Haare kämmte ich mit den Fingern
zurück und ließ sie offen über die Schultern hängen.
    So setzte ich mich auf die Bettkante und
wartete.
    Vielleicht war es noch zu früh am Morgen. Die Zeit ließ sich bei dem
heftigen Regen, der an den Fensterscheiben herunterlief, und dem heulenden Wind
nur schwer bestimmen.
    Die Minuten vergingen. Als ich, nicht an die Feuchtigkeit gewöhnt,
zu frieren begann, stand ich auf und lief ein wenig auf und ab, um mich aufzuwärmen.
Der Klang meiner Schritte, dachte ich, würde Daniel nebenan bestimmt wecken,
doch es blieb still im Haus. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm ich all meinen
Mut zusammen, trat an die Tür, die unsere Zimmer verband, und öffnete sie vorsichtig.
    Das blaue Himmelbett war leer.
    Ich klopfte an der anderen Verbindungstür, doch auch in dem Raum
dahinter war niemand. Eines nach dem anderen überprüfte ich die Zimmer und
stellte fest, dass sich im Moment außer mir niemand in dem Gebäude aufhielt.
    Weil Daniel mich gewarnt hatte, das Haus zu verlassen, und ich dem
Constable nicht allein begegnen wollte, wagte ich mich nicht hinaus.
    Ich war schon eine ganze Weile auf den Beinen und bekam allmählich
Hunger und Durst.
    Ich hatte Fergal beobachtet, wie er Wasser aus einem Eimer neben der
Feuerstelle in der Küche schöpfte, aber als ich hineinblickte, sah ich, dass er
leer war. Der Regen, der gegen das Küchenfenster prasselte, brachte mich auf
eine Idee: Ich ging mit dem Eimer zur hinteren Tür und stellte ihn hinaus. Es
dauerte einige Minuten, bis sich darin genug Flüssigkeit zum Trinken gesammelt
hatte und ich meinen Durst löschen konnte.
    Dann machte ich mich in der Spülküche auf die Suche nach etwas
Essbarem. In einem

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