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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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kleinen Gemüsebeet in dem gestuften
Garten hinter den Ställen bis zu dem Brunnen nahe dem Hof.
    Als ich mich über den Steinrand des Brunnens beugte, sah ich mein
Spiegelbild im Wasser. »Kann man das trinken?«
    »Aye, wenn wir Pferde wären. Ich stille meinen Durst lieber mit Ale
und Apfelwein.«
    Am liebsten hätte ich ihm auf der Stelle einen großen Becher
Apfelwein eingeschenkt, um seine Laune zu verbessern, denn er war schroff und ungeduldig,
wie Daniel es beschrieben hatte. Wenn mir der Grund nicht klar gewesen wäre,
hätte ich es ihm übel genommen. Unter den gegebenen Umständen jedoch fand ich
es rührend, dass dieser raue Mann die Rolle meines Beschützers spielte.
    Fergal wandte sich von dem Brunnen ab. »Das Wasser ist nicht
ungenießbar, aber trotzdem würde ich Ihnen raten, lieber Ale zu trinken. Sie
erinnern sich, wo es sich befindet?«
    »In dem Fass neben der Kellertreppe.«
    »Und wenn das Ale ausgeht, müssen Sie den Apfelwein …?«
    »Auf jeden Fall beschützen«, versuchte ich, ihn zum Lachen zu
bringen.
    Er verzog die Mundwinkel tatsächlich etwas.
    »Weiß Jack wirklich nicht, wo er ist?«, fragte ich.
    »Nein. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es ihm nicht verraten.«
    »Und wenn Sie nicht da sind, er aber schon, und das Ale geht aus …?«
    Fergal versicherte mir, dass das Ale in Jacks Anwesenheit nicht
ausgehen würde. »Denn wenn, würde er hinunter zum Spaniard gehen und sich dort versorgen. Er braucht
meinen Apfelwein nicht. Doch Sie sollten Trelowarth nicht ohne Danny oder mich
verlassen.«
    Er ging weiter, und ich hatte Mühe, seinen langen Schritten zu
folgen. An der nördlichen Stallmauer stand ein kleiner Schuppen mit
windschiefem Dach.
    »Das Brennholz ist hier«, erklärte Fergal, drückte die Tür auf und
zeigte mir die dicht an dicht geschichteten Stapel. »Ich hoffe, dass Sie keines
von hier holen müssen, denn eigentlich ist immer genug in der Spülküche.«
    Als wir das Haus erreichten, sah ich, dass die Lebensmittel in dem
Schrank in der Spülküche bereits geordnet waren. So würde ich kein Problem
haben, die Zutaten für ein Porridge zu finden. »Wenn wir Käse haben, was
normalerweise der Fall ist, lagert er in dem Behälter da hinten. Und das«,
erklärte er, hob den Deckel eines kleinen Fasses und holte etwas Langes,
Ledriges heraus, »ist Salzfleisch. Der Fluch des Seemanns; wir haben immer
etwas für die Sally da. Damit
müssen Sie nie Angst haben zu verhungern.«
    Ich nahm den Streifen gepökeltes Fleisch in die Hand und spürte,
dass es hart wie Holz war. »Und das isst man?«
    »Ja, aber nicht in dem Zustand. Daran würde man sich die Zähne
ausbeißen. Nein, man weicht es ein, um das Salz herauszuspülen, und dann kocht
man es mit anderen Zutaten zu einer Brühe. Das zeige ich Ihnen heute Abend.«
    Anschließend demonstrierte er mir den Gebrauch der Zunderbüchse.
Diesmal bekam ich deutlich mehr mit als bei den Bemühungen des Constable.
Sobald das Feuer brannte, begann Fergal das Essen zuzubereiten. Trotz seiner
schwieligen, vernarbten Hände verfügte er über das Geschick eines erfahrenen
Küchenchefs. Ein Mann mit vielen Talenten.
    »Fergal?«
    »Aye?« Er drehte sich mit dem Messer in der Hand zu mir um.
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dass Sie sich meiner annehmen. Ich hatte nie einen großen Bruder.«
    »Nein?«
    »Nein. Eine große Schwester, aber die ist letzten Winter gestorben.«
    Er sah mich an. »Gott hab sie selig.« Fergal bekreuzigte sich und
wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    »Sie haben nicht wirklich sieben Schwestern, oder?«
    »Habe ich das behauptet?«
    »Das haben Sie dem Constable erzählt.«
    »Nun, dann muss es stimmen, denn den Constable würde ich nie
belügen.«
    Ich schmunzelte. »Ich auch nicht.«
    »Habe ich nicht gesagt, dass Sie eine O’Cleary sind?«, meinte er mit
einem anerkennenden Nicken.
    Aus dem Kessel über der Feuerstelle stieg der Duft von Salzfleisch
und köchelndem Gemüse auf. Ich fühlte mich sehr wohl in Fergals Gesellschaft,
obwohl ich noch viel zu lernen hatte.
    »Sind die Bewohner von Trelowarth denn nicht mit Ihnen verwandt?«,
erkundigte sich Fergal.
    Ich erklärte ihm meine Verbindung zu den Halletts, zu Mark, Claire
und Susan.
    Fergal lauschte aufmerksam. »Und was denken sie, wenn Sie aus ihrer
Zeit verschwinden? Was sagen Sie ihnen, wo Sie gewesen sind?«
    »Sie merken es gar nicht; deshalb muss ich nichts erklären. Auf der
Zeitebene läuft alles ein bisschen anders als hier. Wenn ich dorthin

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