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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Holzwand presste.
    Ich wusste nicht, wie lange ich schon dort war, als ich Daniel
hörte, zuerst seine Schritte, dann seine Stimme. »Gern.«
    Hinter ihm das Geräusch weiterer Stiefel. Mr Wilson begleitete ihn.
»Sie müssen sich nicht um mein Pferd kümmern, Butler. Das kann ich selbst
besorgen.«
    Ich hielt den Atem an, obwohl sie mich beim Satteln des Pferdes
sowieso nicht gehört hätten.
    »Es wird ihn freuen zu erfahren, dass er sich auf Sie verlassen
kann«, stellte Mr Wilson fest.
    »Wann treffen Sie ihn wieder?«, erkundigte sich Daniel.
    »In zwei Tagen. Ich sage ihm, dass Ihr Schiff ihm zur Verfügung
steht, wenn er es benötigt.«
    »Aye. Er muss nur Bescheid geben.«
    Das Pferd schnaubte beim Aufzäumen.
    »Falls Sie unserem Constable begegnen sollten, täten Sie gut daran,
ein Loblied auf King George zu singen«, riet Daniel Wilson.
    »Wenn ich ihn treffe, begrüße ich ihn mit seinem Namen und berichte
ihm, der König höchstpersönlich habe mich gesandt, um die Gastfreundschaft
jener zu prüfen, die behaupten, ihm zu dienen. Das bringt mir vielleicht eine
Mahlzeit ein.«
    Daniel lachte. »Tun Sie das. Ich begleite Sie noch zur Straße.«
    Als sie weg waren, wurde es bis auf die Geräusche der Pferde wieder
still im Stall.
    Nach einer Weile hörte ich Stiefelschritte, diesmal von einem Mann
allein, und ich atmete erleichtert auf. Ich wollte die Box gerade verlassen,
als der Mann fröhlich zu pfeifen anfing.
    Zum zweiten Mal erstarrte ich. Es war nicht Daniel, sondern Jack,
der die Pferde mit einem Schnalzen begrüßte und als Antwort ein Hufescharren
erhielt.
    »Nein, nein«, brummte er, »ihr habt heute schon genug zu fressen
gekriegt. Ihr könnt euch nicht beklagen.«
    Er näherte sich meinem Versteck. Weil sich mir kein Fluchtweg bot,
glitt ich die Wand hinunter und schloss wie ein kleines Kind die Augen.
    »Warum so unruhig?«
    Es dauerte, bis ich merkte, dass er nicht mit mir, sondern mit dem
grauen Pferd in der Box nebenan sprach.
    »Ich bin’s, du Dummkopf«, sagte er in dem liebevollen Tonfall, den
Männer gern Tieren gegenüber anschlagen, wenn sie sich unbelauscht fühlen. Dann
fügte er weniger sanft hinzu: »Mein Pferd ist heute ziemlich unruhig.«
    Daniel, den ich nicht hatte eintreten hören, bemerkte von der Tür
aus: »So, so.«
    Obwohl mich der Klang seiner tiefen Stimme mit Erleichterung
erfüllte, blieb ich, wo ich war, und versuchte, so leise wie möglich zu atmen.
    Jack tätschelte den Hals seines Pferdes. »Vielleicht gefiel ihm die
Gesellschaft nicht, in der es sich aufhalten musste. Das kann ich ihm nicht
verdenken.«
    »Sprichst du von Mr Wilson oder von seinem Pferd?«
    »Von beiden. Wenn ich mich allerdings zwischen ihnen entscheiden müsste,
wäre mir der Gaul lieber.«
    Der Boden knarrte, als Daniel näher trat. »Deine Abneigung ist mir
gar nicht aufgefallen. Du hast Wilson sehr zuvorkommend behandelt.«
    »Ich habe keine Zeit, mich in die Politik einzumischen, und begegne
allen Menschen mit der gebotenen Höflichkeit.«
    »Er genießt das Vertrauen unseres Verwandten.«
    »Wenn unser Verwandter Mr Wilson vertraut, zweifle ich an seinem
Urteilsvermögen.« Jack drehte sich um, und die Trennwand zwischen uns
erzitterte. »Himmel, erkennst du das denn nicht? Oder hat das Getändel mit
Fergals Schwester dich um den Verstand gebracht?«
    Nach kurzem Schweigen antwortete Daniel: »Pass auf, was du sagst,
Jack.«
    Aber Jack ließ sich nicht beirren. »Sie ist nicht Ann, das weißt du
doch, oder? Da kannst du sie anziehen, wie du willst.«
    »Ja, das ist mir vollkommen klar.« Daniels Stimme klang gefährlich
ruhig. »Aber es geht dich nichts an.«
    Ich konnte den Blick nicht sehen, den die Männer wechselten, spürte
nur die Spannung, die in der Luft lag.
    »Na schön«, meinte Jack. »Ich rede nicht mehr darüber. Doch du
erlaubst, dass ich mir selbst ein Urteil über Mr Wilson bilde.«
    Er begann schweigend, das Pferd zu satteln.
    Kurze Zeit später fragte Daniel ihn: »Wo willst du hin?«
    »Nach St. Non’s. Wilson hat seinen Diener dort gelassen. Es würde
mich interessieren, wie er sich die Zeit vertrieben und wen er getroffen hat.
Hast du etwas dagegen?«
    »Nein.«
    Damit war das Gespräch beendet. Daniel trat einen Schritt zur Seite,
damit Jack das Pferd hinausführen konnte, und es wurde wieder still im Stall.
    »Eva?«
    »Hier.« Ich richtete mich mit steifen Gliedern auf.
    Daniels Miene war ausdruckslos, obwohl er wusste, dass ich jedes
Wort des Gesprächs mit Jack

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