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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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zurückkehre,
ist es, als wäre ich nie weg gewesen. Ich kehre zu dem Moment meines
Verschwindens zurück.«
    Er überlegte. »Aber als Sie das letzte Mal in Ihre Zeit
zurückgekehrt sind, haben Sie andere Kleidung getragen.«
    »Ja.«
    »Und das ist niemandem aufgefallen?«
    »Ich war allein unterwegs. Keiner hat mich beobachtet.« Seine Frage
erinnerte mich an etwas. »Daniel meint, ich soll meine Kleidung Ihnen geben,
damit Sie sie verstecken.«
    »Dann bringen Sie sie mir. Ich sehe, was ich tun kann.«
    Deshalb traf Daniel, als er sich wenige Minuten später in der Küche
zu uns gesellte, Fergal bei der faszinierten Begutachtung meiner Jeans an.
    »Schau, Danny«, sagte Fergal, »das ist das Werk eines Genies.« Er
machte den Reißverschluss auf und zu. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Und
der Saum: ein Stich wie der andere. Nicht einmal meine Oma konnte einen Saum
wie diesen nähen, und sie war im ganzen County für ihre wunderschönen
Näharbeiten bekannt.« Er ließ seine rauen Finger bewundernd über den Stoff
gleiten. »Eine solche Hose hält etwas aus. Schade, dass Sie nicht größer sind«,
meinte er, an mich gewandt, »denn ich würde sie Ihnen abnehmen, als Lohn für
meine Mühe mit Ihnen.«
    Er legte die Jeans zusammen. Mein schlichtes weißes T-S hirt schien ihn
nicht so sehr zu interessieren. Allerdings fiel ihm das Schildchen am Rücken
auf. »Es wurde in Indien hergestellt. Das heißt also, dass die Handelswege in
Ihrer Zeit nach wie vor offen sind?« Ohne auf meine Antwort zu warten, fuhr er
fort: »Ich bin nie in Indien gewesen. In Jamaika, ja, sogar zweimal, aber nie
in Indien.«
    Ich musste an den schwarzen Strand von Kerala an der Südküste
Indiens denken, den ich mit Katrina während einer Drehpause in Mumbai besucht
hatte.
    Daniel schnupperte. »Was zum Teufel kochst du da, Fergal?«
    »Rinderbrühe.«
    »Und was verwendest du anstelle des Rindfleischs?«
    Fergal bedachte ihn mit einem betrübten Blick. »Salzfleisch, damit
Eva damit umzugehen lernt.«
    »Das wäre nicht das Erste, was ich zu kochen lernen wollte«, gab
Daniel zu bedenken.
    »Suchst du eine sinnvolle Beschäftigung?«, fragte Fergal. »Wir
brauchen Brennholz für die Spülküche. Wenn du Zeit hast, dir ein Urteil über
meine Kochkünste zu erlauben, kannst du auch zum Holzschuppen gehen.«
    Daniel sah mich an. »Kommen Sie mit?«
    »Zum Holzschuppen?«
    »Die Arbeit ist zu zweit erträglicher.«
    Ich begleitete ihn ins grelle Licht der Sonne auf dem Hof.
    »Hat Fergal Ihnen den Brunnen gezeigt?«, fragte Daniel, als wir
daran vorbeigingen.
    »Und den Garten und wo sich alles im Haus befindet. Er hat mir sogar
gezeigt, wo der Apfelwein ist.«
    »Tatsächlich?«
    Ich nickte. »Er wollte sicher sein, dass ich nicht verdurste, wenn
kein Ale da ist.«
    »Und was machen Sie, wenn es auch keinen Apfelwein mehr gibt?«
    »So lange würden Sie nicht wegbleiben.«
    »Wenn alles gut geht, nicht, das stimmt. Aber auf See kann viel
passieren.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Da wäre noch ein anderer
Ort, an dem Sie Wein finden könnten, doch der Weg dorthin erfordert
Trittsicherheit und etwas Mut.«
    »Die Höhle unter dem Cripplehorn.«
    »Woher kennen Sie sie?«
    Ich sah keine Veranlassung zu lügen. »Aus einem Buch, und mein
Freund, der hier wohnt, hat als Junge in der Höhle gespielt. Er hat sie mir
gezeigt.«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Sie ist praktisch leer; es liegen nur noch ein paar alte Fässer
darin, die wohl nicht die Ihren sind.« Die Sache mit dem Dolch verschwieg ich
ihm. »Wenn Sie das beruhigt: In dem Buch steht, dass niemand je Ihr Versteck
verraten hat.«
    Kurz vor dem Holzschuppen blieb er stehen, um mich ungläubig
anzusehen. »Das steht in dem Buch? Ist darin auch von mir die Rede?«
    Ich nickte zögernd.
    »Wird mein Name genannt?«
    Ich versuchte, mich zu erinnern. »Ihr Name kommt nicht vor. Es heißt
nur ›die Butler-Brüder von Trelowarth‹.«
    »Warum erwähnt der Verfasser uns überhaupt?«
    Ich holte tief Luft. »Weil Sie in Ihrer Zeit bekannte Schmuggler
waren. Es ist ein altes Werk.« Ich verriet ihm nicht, dass Jack eines Tages
selbst ein Buch verfassen würde. »Ein Naturführer über Vögel, Felsen und Bäume
mit kurzen Ausflügen in die örtliche Geschichte. Es steht lediglich darin, dass
Sie Schmuggler waren, die Leute hier Sie schätzten und Sie die Höhle unter dem
Cripplehorn benutzten.«
    Daniel überlegte.
    »Und wie sind Sie auf dieses Buch gestoßen?«
    Ich hob das Kinn.

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