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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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heimlich ‚ihr Gesicht‘ nannte: die steile Falte zwischen den Augenbrauen, seine Augen schmale Schlitze, die zusammengepressten Lippen und heraustretenden Kiefermuskeln. Diesmal allerdings kam noch ein seltsames Funkeln in seinen Augen hinzu, das sie nicht deuten konnte.
    Der hohe Lord Gregorius starrte sie offen entsetzt an. Sie fragte sich, ob eine Frau im Land Forran wegen mangelnder Manieren ihr Leben riskierte.
    Prinz Tarkan, zunächst sprachlos, brach in schallendes Gelächter aus. Er trat einen Schritt näher auf sie zu.
    »Ihr gefallt mir, Lady Levarda, und ich nehme Eure Herausforderung mit Freuden an.«
    Sie ließ sich von ihm nicht einschüchtern und blieb stehen, ohne den Blick zu senken.
    »Tatsächlich? Ich wüsste nicht, welche«, erwiderte sie kühl, seinen charmanten Tonfall ignorierend.
    »Euch einen Grund zu geben, der es wert ist, dass ich Euch von Eurer wohlverdienten Ruhe fernhalte.« Der Blick aus seinen grauen Augen vertiefte sich in Levardas, was sich anfühlte, als träte er ihr körperlich zu nahe.
    Er reichte ihr die Hand. Sie beachtete es nicht.
    Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, ein amüsiertes Lächeln umspielte seinen Mund. »Wollt Ihr mir nicht die Ehre erweisen, mit mir zu tanzen?«
    Diesmal bekam Levarda Unterstützung von ungewohnter Seite. Lord Otis trat ein Stück dichter heran, reichte ihr seine Hand, die sie erst nach einem eindringlichen Blick seinerseits annahm, und führte sie weiter auf dem Podest zu einem Stuhl.
    »Ich denke, Prinz Tarkan, es ist keine gute Idee, heute mit Lady Levarda zu tanzen«, gab er zu bedenken. »Selbst im wachen Zustand ist sie keine begnadete Tänzerin.«
    Sie presste die Lippen zusammen. Er hatte recht, aber es so unverblümt aus seinem Mund zu hören, kränkte sie. Bevor sie sich setzen konnte, stand Prinz Tarkan an ihrer anderen Seite.
    »Dann hattet Ihr sicher noch nicht den richtigen Mann zum Tanzen«, gab der Prinz zum Besten. Levarda befand sich mit einem Mal in einem Zusammenprall von Energien, ihr Amulett leuchtete kurz, als die Feindseligkeit zwischen den beiden Männern heftig aufwallte.
    Sie hatte keine Ahnung, wo Prinz Tarkan einen so deutlichen Energiefluss hernahm. Auf keinen Fall von einem der vier Elemente. Sie spürte, dass sie heute Abend nicht die Kraft aufbringen würde, die Energiefelder zu bändigen. Einer Schutzreaktion ihrer eigenen Energie würde die Festung allerdings trotzdem nicht standhalten, geschweige denn die Menschen darin.
    Sie sah an Prinz Tarkans Haltung, an seiner Arroganz, dass er nicht so einfach nachgeben würde. Lord Otis hingegen riskierte ihretwegen garantiert keinen Affront gegenüber einem Gast des hohen Lords. Sie reichte dem Prinzen ihre Hand.
    »Ich bin gespannt, ob Ihr Euren Worten Taten folgen lasst. Behauptet später nicht, Ihr wäret nicht gewarnt worden.«
    Der triumphierende Blick, den Lord Otis von Prinz Tarkan kassierte, zeigte, dass ihre Einschätzung stimmte. Sie sah die Reaktion von Lord Otis nicht, aber da er schwieg, lag sie mit ihrer Vermutung bei ihm wohl ebenso richtig.
    Levarda ließ sich von dem Gast auf die Tanzfläche führen. Erst hier überfiel sie die Misslichkeit ihrer Lage. Sie konnte fühlen, wie die Menschen am Hof das neue Tanzpaar beobachteten. Bisher hatte sie diese Fläche immer erfolgreich gemieden.
    Prinz Tarkan legte ihr einen Arm um den Oberkörper, die Hand auf ihr Schulterblatt. Seine andere Hand hielt ihre Rechte.
    In dieser Haltung war er ihr viel zu nahe. Sie wich zurück, soweit es ging, konnte erneut eine Art von Energie spüren, die von ihm ausstrahlte. Es irritierte sie, da diese eine Intensität besaß, die sonst nur Menschen erzeugten, die Energie von einem Element bezogen. Bei ihm nahm sie aber keine Präsenz eines Elements wahr. Sie ließ seine Energie durch ihren Körper fließen, nahm sie aber nicht in sich auf. Genauso verbarg sie instinktiv ihre eigenen Fähigkeiten.
    Die Musik begann, und Levarda machte den ersten Schritt, doch Prinz Tarkan war stehengeblieben. Der Schritt brachte sie wieder ein Stück näher an seinen Körper.
    Lächelnd sah er auf sie herab. »Ihr lasst Euch nicht gerne führen.«
    Levarda trat den Schritt zurück. »In der Tat, es liegt mir nicht, meinen Weg einem Mann anzuvertrauen.«
    Sein Lächeln vertiefte sich. »Das müsst Ihr aber beim Tanzen.«
    »Wenn Ihr als Nächstes sagt, ich solle meine Augen schließen, so schwöre ich Euch, lasse ich Euch auf der Tanzfläche stehen und verschwinde in meine

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