Licht und Dunkelheit
ununterbrochen auf den Beinen und habe all meine Kräfte aufgezehrt. Es reicht. Ich bin müde!«
Adrijana hatte ihr einen Teller mit Essen beladen, den sie ihr hinhielt. »Esst, dann kommt ihr zu Kräften, und danach kleide ich Euch an.«
»Ist das ein Scherz?«
Adrijana schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist sein voller Ernst. Glaubt mir, taucht Ihr nicht in der nächsten Stunde im Saal auf, wird er Euch höchstpersönlich abholen. Der Gesandte ist angereist, um die hohe Gemahlin kennenzulernen. Lady Smira ist dazu nicht in der Lage, wie Ihr wisst. Ihr sollt die Wogen glätten, damit es nicht zu einem Affront kommt.«
»Was habe ich mit diesem Gesandten zu tun?«, fauchte Levarda entnervt.
Adrijana seufzte. »Ich verstehe diese Dinge genauso wenig wie Ihr. Er sagte, der Mann sei gekommen, um seine Aufwartung zu machen, wolle aber in Wirklichkeit sehen, wie es diesmal mit dem hohen Paar läuft, und er wüsste, dass Lady Smira nicht allein hierhergezogen ist. Jetzt will er Euch unbedingt kennenlernen, und wenn Ihr nicht auf dem Fest erscheint, kann das als Schwäche ausgelegt werden und es wäre extrem unhöflich, und das wiederum kann zu einem Krieg führen.«
Levarda starrte Adrijana an, die endlich Luft holte. Das alles ergab für sie nicht den geringsten Sinn. Müde und erschöpft wollte sie nur in ihr Bett.
Es klopfte an ihrer Tür, aber der Ankömmling wartete nicht, bis man ihm antwortete, sondern öffnete einfach.
Lady Eluis trat ein. »Ihr seht entkräftet aus, Lady Levarda.«
»Das bin ich auch.«
»Wie geht es Lady Smira?«
»Sie hat das Leben nicht bei sich behalten.«
»Sie war schwanger?«, riefen die beiden anderen Frauen gleichzeitig aus.
»Ja.«
»Aber das ist ja wunderbar.« Lady Eluis klatschte vor Freude in die Hände.
»Sie hat es verloren.«
»Ja, aber ich habe immer geglaubt, Gregorius könne überhaupt kein Leben spenden. Diese Neuigkeit ist großartig!«
Levarda schwieg.
»Es ist doch kein Problem, dass sie das Kind verloren hat, oder kann sie keine Kinder mehr bekommen?«
»Nein, mit Lady Smira ist alles in Ordnung. Allerdings wäre es besser, wenn sie in den nächsten Wochen keinen Besuch von ihrem Gemahl bekäme. Denkt Ihr, dass Ihr das dem hohen Lord klar machen könnt, Lady Eluis?«
Die Lady nickte. »Was kann ich noch für Euch tun?«
Levarda überlegte, ob sie ihr helfen könnte, damit sie Gelegenheit erhielt, den hohen Lord zu untersuchen, entschied sich aber dagegen, sie zu fragen. An Lord Otis ging in diesem Fall kein Weg vorbei.
»Nichts, ich bin einfach erschöpft und möchte schlafen.«
Lady Eluis setzte sich auf ihr Bett und klopfte neben sich. Gehorsam setzte sie sich zu ihr. Adrijana gab ihr den Teller in die Hand und unter den wachsamen Blicken der beiden Frauen begann Levarda zu essen. Dabei kämmte Adrijana ihr das Haar und öffnete ihr Kleid.
»Der Gesandte ist nicht irgendein Gesandter. Es ist Prinz Tarkan«, erklärte Lady Eluis.
Sie zuckte die Achseln. »Na und, dann ist er halt ein Prinz.«
»Er ist der Bruder der ersten Gemahlin von Gregorius.«
Levarda hielt mit Essen inne. »Die erste Gemahlin des hohen Lords war eine Prinzessin?«
»Ja. Nach vielen Jahren des Krieges haben König Shahid und der Vater von Gregorius einen Friedensvertrag geschlossen, den die Heirat ihrer beiden Kinder besiegelte. Ihr müsst wissen, dass Gregorius das einzige Kind seines Vaters ist.« Sie zog die Stirn kraus. »Diese Familie ist seit langer Zeit nicht mit vielen Kindern gesegnet. Sein Vater starb kurz darauf. Als seine Tochter König Shahid vier Jahre später noch immer nicht zum Großvater gemacht hatte, kam er zu einem Besuch auf die Festung. Er wollte den Grund erfahren, weshalb es keine Kinder gab. Seine Tochter brach mit ihm einen Streit vom Zaun, der mit ihrem Tod endete.«
»Er hat seine eigene Tochter umgebracht?«, rief Levarda entsetzt, und Adrijana ließ ihre Haare fallen.
»König Shahid behauptete, sie hätte sich selbst gerichtet wegen der Schande, dem hohen Lord keine Kinder schenken zu können. Sie habe den Weg freimachen wollen für eine andere Frau. – So begann alles«, seufzte Lady Eluis. »Sie warten nur darauf, dass sich unser Land zerstreitet, und wenn Lord Otis gegen die Herrschaftshäuser kämpfen muss, werden sie zuschlagen. Die Frage ist nur, wie viel Zeit uns bleibt.«
Lady Eluis stand auf. »Und um uns diese Zeit zu verschaffen, wird Euch Adrijana jetzt in Euer Ballkleid stecken.«
Levarda hatte aufgegessen. Sehnsüchtig sah
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