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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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des hohen Lords zeichnete, machte ihr die Frau sympathisch. Ein schweres Los, den Sohn des Feindes heiraten zu müssen. Wie hatte es sich angefühlt, im Land der Feinde zu leben? Wenn sie selbst sich hier fremd fühlte, wie musste es dann erst der Prinzessin ergangen sein! Ihr Nacken schmerzte, und sie drehte ihren Kopf ein wenig hin und her.
    »Ihr seid verspannt.«
    »Ja, und müde.«
    »Ich verstehe, aber Ihr seid selber schuld daran. Es ist normalerweise nicht meine Art, so unbekümmert über mein Leben zu reden, erst recht nicht gegenüber einer Frau, von der ich überhaupt nichts weiß. Ich hoffe, Ihr gebt mir eines Tages Gelegenheit, dieses Wissen nachzuholen.«
    »Sofern ich das alles hier überlebe, gern«, überraschte Levarda sich selbst mit ihrem Angebot.
    »Kommt, ich bringe Euch zurück.«
    Er stand auf, reichte ihr die Hand und zog sie nach oben. Dabei setzte er viel mehr Kraft ein, als notwendig gewesen wäre, sodass sie das Gleichgewicht verlor und gegen seine Brust prallte. Seine Arm umschlang ihre Taille.
    »Mir ist noch keine Frau begegnet, die sich so wenig ihrer eigenen Anziehungskraft bewusst ist wie Ihr«, raunte er ihr ins Ohr.
    Ein heftiger Strom seiner Energie traf sie, der sich wie Nadelstiche auf ihrer Haut anfühlte. Ihr Kristall sandte eine Hitzewelle über ihre Körperoberfläche.
    Der Prinz ließ sie nicht los, sah stattdessen mit gerunzelter Stirn auf seine Hand hinunter, die ihre brennende Haut umfasste.
    Bevor sie ihm seine Grenzen aufzeigen konnte, wurde ihr die Aufgabe abgenommen. Sendad stand hinter Prinz Tarkan, die Hand auf dessen Schulter. Hinter ihm standen die Soldaten des Prinzen, jeder mit halb gezogenem Schwert.
    »Ihr vergesst Euch, Prinz Tarkan. Lasst Lady Levarda auf der Stelle los«, zischte er leise, und obwohl er keine Waffe gezogen hatte, erschien er ihr gefährlicher als die bewaffneten Soldaten des Prinzen.
    »Ihr werdet streng bewacht, Mylady.«
    Es blieb unklar, ob sich seine Worte auf Sendad oder auf ihren Kristall bezogen.
    »Und Ihr habt gelogen, als Ihr behauptetet, Ihr wüsstet etwas von Anstand.« Levarda sah ihn mit zornigem Blick an, befreite sich aus seinem Griff und trat zwei Schritte zurück.
    »Lord Otis möchte Euch sprechen, Prinz Tarkan. Es ist an der Zeit, dass Ihr in den Tanzsaal zurückkehrt.«
    Sendads Stimme hatte einen samtigen Ton. Das Lächeln im Gesicht des Prinzen verschwand.
    »Verratet mir, Sendad, woher Ihr das wissen wollt.«
    Er schwieg.
    Der Prinz wandte sich an Levarda. »Ich kann es ihm nicht verdenken, dass er sich um Euer Wohlergehen Sorgen macht. Ich an seiner Stelle täte es auch.«
    Die Zweideutigkeit seiner Worte hinterließ ein unbehagliches Gefühl. Sie gingen zurück zum Tanzsaal. Die Soldaten und die Garde schlossen sich an. Sendad hielt den Abstand zu Levarda kürzer als auf dem Hinweg.
    »Verzeiht mir die Frage, Prinz Tarkan, aber kann es sein, dass Ihr und Lord Otis Euch nicht besonders mögt?«
    »Seinetwegen ist meine Schwester nicht mehr am Leben.«
    »Ich habe gehört, sie soll sich selbst das Leben genommen haben.«
    »Das mag sein, aber gäbe es keinen Lord Otis, so gäbe es den hohen Lord schon längst nicht mehr.«
    Sie hatten den Eingang erreicht, Levarda blieb stehen, drehte sich zu ihm um und starrte ihn offen an. Hatte er ihr soeben unverblümt erklärt, dass er Attentäter auf das Leben des hohen Lords ansetzte?
    Seine Augen waren diesmal kalt.
    »Er steht mir im Weg«, sagte er so leise, dass niemand außer ihr es hörte, »und es wird der Tag kommen, dass er auch Euch im Wege steht. Erinnert Euch an mich, ich werde immer für Euch da sein.«
    Er nahm ihre rechte Hand, hob sie zu seinen Lippen. Sein Kuss brannte heiß auf ihrem Handrücken.
    »Träumt von mir, wenn Ihr heute Nacht schlafen geht.«
    Eilig durchquerte Levarda den Saal, ließ die Hofdamen stehen und flüchtete stattdessen in den Raum der älteren Damen.
    Lady Eluis war nicht da. Aufgewühlt setzte sie sich. Der ältere Herr, der für Lady Eluis schwärmte, kam zu ihr.
    »Ist Euch nicht wohl, Lady Levarda?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Würdet Ihr mir etwas zu trinken bringen?«
    »Ein Glas Wasser?«
    Er war ein aufmerksamer Mann und wusste von ihrer Vorliebe.
    »Lieber etwas Stärkeres.«
    Sie senkte ihre Stimme, und er kam dichter zu ihr heran.
    »Ein Glas Wein?«
    »Noch stärker.«
    Er nickte wissend, verschwand und kam mit einem Glas zurück, das eine hellbraune Flüssigkeit enthielt. In kleinen Schlucken trank Levarda, und es lief

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