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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Räumlichkeiten, Ehrengast hin oder her.«
    Der leise geführte Wortwechsel blieb ungehört, nicht jedoch die Spannung zwischen ihnen.
    Es war Levarda egal, sie war an ihrer Grenze angelangt. Sie hatten sie gezwungen, auf dieses Fest zu gehen, also mussten der hohe Lord und ganz gewiss Lord Otis, der die Gefahr ihres Zornes kannte, mit den Konsequenzen klarkommen.
    »Das würde ich niemals sagen. Eure Augen sind das Ungewöhnlichste an Euch. Sie sind nicht blau, nicht braun, nicht grün, nicht grau, sie sind von allem etwas.«
    Überrascht von seinen Worten vergaß Levarda für einen Moment die Spannung in ihrem Körper. Prinz Tarkan schien nur darauf gewartet zu haben, denn elegant drehte er sie einmal um ihre Achse. Die Leichtigkeit der Bewegung, passend zur Musik, fühlte sich gut an. Zögernd nahm sie seine Führung an, was ihr durch seine Nähe und seine Hand auf ihrer Schulter überraschend leichtfiel. Er besaß eine natürliche Autorität und Sicherheit. Seine Energie legte sich um sie wie eine Hülle, die sie schützte und ihr half, sich seinen Bewegungen anzupassen. Ein ungewöhnliches, interessantes Gefühl, dem sie sich mit nach innen gekehrter Konzentration hingab.
    »Woran denkt Ihr so intensiv, Lady Levarda?«
    »Ihr könnt tatsächlich gut führen.«
    Er lächelte zufrieden. Wie leicht sich ein solcher Mann von Worten einfangen ließ.
    »Ihr tragt ein ungewöhnliches Schmuckstück um Euren Hals.«
    Sie sah herab auf ihren Kristall, der – zumindest hatte es den Anschein – sanft die Lichter im Saal reflektierte. In Wahrheit reagierte er auf die Energie des Prinzen. Ob er das spürte? Sie legte den Kopf zur Seite und musterte Prinz Tarkan, der ihrem Blick genauso offen begegnete.
    »Es ist ein Geschenk von meinen Eltern, gefällt es Euch?«
    Er lachte auf. »Nein, dafür ist es zu schlicht. An den Hals einer solch außergewöhnlichen Frau gehört ein Schmuckstück, das ihr ebenbürtig ist.«
    Lemar konnte bei Prinz Tarkan zur Lehre gehen, stellte Levarda fest.
    »Ihr braucht Euren Charme an mir nicht zu vergeuden, Prinz Tarkan«, erwiderte sie, »das Schmuckstück ist genau passend für mich.«
    »Ihr seid hart zu mir, haltet Ihr das mit allen Männern so oder habt Ihr diese Behandlung für mich reserviert?«
    »Vermutlich würdet Ihr das als Ermutigung auffassen.«
    »Ihr habt recht, ich bin ein Mann, der die Herausforderung liebt.«
    »Nun, dann muss ich Euch enttäuschen. Ich neige dazu, allen Männern so zu begegnen.«
    Durch die Energie, die sie einhüllte, kam es Levarda vor, als wären sie völlig allein. Außerdem weckte der Mann ihr Interesse, verscheuchte die Müdigkeit. Er war auf so unkonventionelle Art anders als die Männer, die ihr bisher in diesem Teil der Welt begegnet waren. Dass sie bereits drei Musikstücke getanzt hatten, fiel Levarda nicht auf. Sie hörten erst auf zu tanzen, als die Musiker eine Pause einlegten.
    Er ließ sie los, und seine Hand wanderte langsam von ihrem Schulterblatt ihren Rücken herunter. Sie erschauderte unter seiner Berührung. Ihre Reaktion blieb ihm nicht verborgen.
    »Ich habe Euch gesagt, dass Ihr bisher nur die falschen Tanzpartner hattet.«
    Darauf erwiderte Levarda lieber nichts. Sie war froh, dass sie seinem Bann entfliehen konnte, aber statt sie zurück zu den Hofdamen zu führen, lenkte er ihre Schritte zu den Gärten. Sie blieb stehen. Es ziemte sich nicht für eine unverheiratete Frau, mit einem unverheirateten Mann – mochte er Ehrengast oder Prinz sein – in die Gärten zu gehen.
    »Keine Angst, Mylady, ich bin kein Unhold, ich weiß, was sich gehört. Ihr könnt mir vertrauen.«
    Davon war Levarda weit entfernt. In ihrem Kopf hallten noch die Worte von Lady Eluis. In ihrem Land gab es das Sprichwort, dass ein Apfel nie weit von seinem Stamm falle, was bedeutete, dass kein Kind völlig anders als seine Eltern war.
    Auf einen kurzen Wink des Prinzen näherten sich vier Männer, die rote Uniformen mit einem goldenen Drachen darauf trugen. Gleichzeitig kamen Egris, Sendad, Oriander und Wilbor heran.
    »Ihr seht, wir gehen nicht allein in den Garten.«
    Sie warf einen kurzen Blick zu Egris hinüber, der ihr beruhigend zunickte. Sie zog ihre Hand von Prinz Tarkan zurück, blieb aber an seiner Seite. Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Gemeinsam gingen sie in den Garten.
    Es war eine laue Nacht. Der Mond stand voll am Himmel. Levarda schloss die Augen und hob ihm ihr Gesicht entgegen. Das silberne Mondlicht hatte eine besondere

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