Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
Wirkung auf sie, tauchte in sie ein, bis hinab an ihre Quelle. Sie genoss die Anziehungskraft des Mondes, die sie vergessen ließ, dass sie an diese Erde gebunden war. Erstaunlicherweise geschah noch etwas anderes mit ihr. Das Licht strömte unter ihrer Haut entlang und bildete eine eigene Schutzschicht, an der die Energie Prinz Tarkans abperlte wie Wasser von einer Fettschicht. Ein seltsames Gefühl, doch Levarda ließ den Mond gewähren. Bis zu diesem Moment war ihr nicht bewusst gewesen, dass sie sich in ihr eingenistet hatte. Sie runzelte die Stirn, irritiert von diesem Kampf zwischen den beiden Kräften, den sie nicht aktiv beeinflusste.
    »Wenn Ihr Euer Gesicht dem Mond zuwendet, um mich zu bezaubern, habt Ihr Euer Ziel erreicht.«
    Sofort öffnete sie die Augen. »Verzeiht, Prinz Tarkan, ich vergaß, dass Ihr an meiner Seite steht.«
    »Autsch, das tat weh, Lady Levarda.«
    Sie lachte. »Ich glaube nicht, dass man Euch so leicht wehtun kann, Prinz Tarkan.«
    Er sah sie an. »Euer Lachen erinnert mich an jemanden, der mir sehr viel bedeutet hat.« Seine Traurigkeit flutete zu Levarda herüber und mit ihr eine weitere Welle seiner Kraft, die sie an sich vorbeifluten ließ.
    »Ihr seid nicht der Erste, der das zu mir sagt.«
    »Ich weiß natürlich, dass ich nicht der einzige Mann bin, der Eurem Zauber erlegen ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ihr könnt es nicht sein lassen, oder? Aber wir kennen beide den wahren Grund, weshalb Ihr mich kennenlernen wolltet.« Sie drehte sich um und ging ein Stück auf dem Weg.
    Der Prinz folgte ihr. Weiter hinten liefen die acht Wächter mit.
    »Ihr habt eine erfrischend direkte Art, Lady Levarda.«
    »Andere würden es unhöflich nennen.«
    In seinen Augen blitzte es, und sie war sich seiner Nähe ungewohnt bewusst.
    »Warum ist Lady Smira heute nicht auf dem Fest erschienen?«
    »Ihr seid nicht minder direkt, muss ich sagen.«
    »Ihr habt mich dazu aufgefordert«, erinnerte er sie.
    »Die hohe Gemahlin verlor vor zwei Tagen ein beginnendes Leben und braucht Ruhe.«
    Levarda sprach sich Mut zu. Sollte sie nicht Zeit gewinnen? Wenigstens hatte sie Lady Eluis so verstanden. Die Antwort musste selbst ihn verunsichern.
    »Sie war schwanger?«
    In seiner Stimme schwang etwas mit. Mehr als bloßes Erstaunen. Es klang nach Ungläubigkeit. Sie betrachtete ihn aufmerksam, aber sein Gesicht war genauso verschlossen wie sonst das von Lord Otis. Sie zuckte mit den Achseln.
    »Also muss ich nach all den Jahren erfahren, dass meine Schwester tatsächlich versagt hat.«
    Bitterkeit lag in seiner Stimme. Die Zuneigung zu seiner Schwester weckte Levardas Interesse.
    Sie erreichten eine Bank. Sie setzte sich, und der Prinz tat es ihr gleich – in geziemendem Abstand.
    »Erzählt mir von Eurer Schwester«, forderte Levarda den Prinzen zur Ablenkung auf.
    »Sie war ein fröhlicher Mensch, lachte viel und tanzte, im Gegensatz zu Euch, überaus gerne.«
    »Wie sah sie aus?«
    Er beschrieb sie ihr. Levarda lauschte seinen Worten, spürte die Liebe hinter seiner Beschreibung, die er für seine Schwester empfunden hatte. Sein Gesicht nahm weichere Züge an, während er von ihr sprach. Lag hier die Feindschaft zu Lord Otis begraben? Aber sie verwarf den Gedanken, da die Prinzessin laut Lady Eluis entweder durch ihre eigene oder ihres Vaters Hand zu Tode gekommen war.
    Ob es ein Fehler gewesen war, ihm von Lady Smiras Schwangerschaft zu erzählen? Nicht einmal der hohe Lord Gregorius wusste davon. Aber niemand hatte sie danach gefragt. Sie war zum Fest beordert worden, ohne dass sich jemand dafür interessiert hatte, was in den letzten Tagen los gewesen war. Prinz Tarkan schenkte ihr Aufmerksamkeit. Sein Interesse war echt und sie spürte etwas, das ihr nicht behagte. Sie musste sich eingestehen, dass er sie in seinen Bann zog, auf eine Art, die ihr missfiel und die sie irritierte. Sie nutzte die Gunst der Stunde, um mehr über den Mann, sein Volk und seine Sitten zu erfahren.
    »Wie ist das Leben für eine Prinzessin in Eurem Land?«, fragte sie.
    Das Lächeln erreichte diesmal seine Augen und ließ sie sanft glänzen. Er erzählte ihr von seinem Land, davon, wie er und seine Schwester aufgewachsen waren – in einem Königshaus. Er beschrieb die Sanftmut seiner Schwester, die sie zum Liebling der Dienerschaft machte.
    Levarda lachte mit ihm, als er von der Schwäche seiner Schwester für Schuhe erzählte. Wie konnte ein einziger Mensch so viele Schuhe besitzen? Das Bild, das er von der ersten Frau

Weitere Kostenlose Bücher