Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
hat mir gesagt, dass er Euer bester Freund sei. Dann solltet Ihr auch verstehen, dass er zuerst seine Familie schützen muss. Ihr hättet in seiner Situation genauso gehandelt.«
    »Ich wäre erst gar nicht in seine Situation geraten. Und wenn, so hätte ich mich an meinen Freund gewandt.«
    »Oder auch nicht. Manchmal machen Menschen Fehler und Ihr müsst ihnen verzeihen.«
    »War das alles?«, versetzte er kühl.
    Levarda senkte den Kopf. Sie hatte das Gespräch äußerst ungeschickt angefangen und wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen, andererseits war dies ihre einzige Chance.
    »Wie geht es Celina und dem Baby?«
    Er sog scharf die Luft ein. »Das fragt Ihr mich?«
    Vorsichtig sah sie ihn an. »Nein, das würde ich gern Egris fragen.«
    Da er sich nicht rührte, fügte sie hinzu: »Oder noch lieber würde ich Celina selbst fragen, wenn Ihr es erlaubt.«
    »Ich erlaube Euch weder den Kontakt zu Egris«, seine Stimme gewann an Schärfe, »noch werde ich erlauben, dass Ihr die Festung ein zweites Mal verlasst. Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr Euren Dienst gegenüber Lady Smira wahrnehmen und Euch nun wieder in den Frauengemächern bewegen dürft. Nicht, dass Ihr mich falsch versteht – diesen Umstand habt Ihr nicht meiner Nachsicht, sondern Lady Eluis zu verdanken. Wenn Ihr klug seid, verspielt Ihr Euch diese Gunst nicht.«
    Levarda hob den Kopf und sah ihn an. Seine Augen glühten, und sie wusste, dass ihr Widerspruch unabsehbare Folgen hätte. Sie würde einen anderen Weg finden, um sich Informationen zu verschaffen.
    Sie knickste höflich. »Danke, Lord Otis, dass Ihr mir eine Audienz trotz Eurer begrenzten Zeit gewährt habt.«
     
    In der Nacht riskierte sie es. Sie kniete sich auf den Boden, fing an zu meditieren und setzte alles daran, sich zu erinnern, wie sie ihren Geist auf die Reise schicken konnte. Sie hörte Schritte auf der Treppe, dann Stimmen.
    »Alles in Ordnung?« – »Alles ruhig, Lord Otis.«
    »Keine Geräusche?« – »Nein.«
    Bei dem Wortwechsel zwischen Lord Otis und den Wachen war Levarda leise ins Bett zurückgekrochen.
    Die Tür ging auf und sie schloss blitzschnell die Augen. Schritte näherten sich. Sie spürte, wie er sich über sie beugte. Sein warmer Atem berührte ihr Ohr.
    »Vergesst nicht, was ich Euch auf der Reise gesagt habe. Es ist gefährlich, wenn Euer Geist den Körper verlässt, denn dann bleibt dieser schutzlos hier bei mir zurück.«
    Seine Worte jagten ihr einen kalten Schauer über den Rücken. Woher wusste er, was sie vorhatte? Sie tat weiter, als schliefe sie.
    »Ich warne Euch nur einmal, Lady Levarda. Denkt nicht, es wäre Zufall, dass ich heute Nacht hier bin. Ich merke es genau, wenn Ihr so etwas plant.«
     
    Seine letzten Worte bereiteten ihr Kopfzerbrechen. Sie grübelte, was sie bedeuten könnten. Lag es daran, dass sie sich mit ihm verbunden hatte, als sie Sendad gemeinsam heilten? Oder lag es an ihrem Schwur, mit dem sie ihr Leben in seine Hände gelegt hatte? Wieso spürte er, was sie vorhatte, und sie hatte ihrerseits keine Ahnung, was er machte? Müsste diese Verbindung nicht in beide Richtungen funktionieren?
    In den folgenden Tagen tastete sie vorsichtig nach dem Muster von Lord Otis, kein einfaches Unterfangen, da dieses sich überall in der Festung verteilte. Es verwirrte sie. Niemand konnte an so vielen Orten gleichzeitig sein. Sie fragte sich, ob sie überhaupt wissen wollte, was Lord Otis plante und entschied sich letztlich dagegen.
     
    Lady Eluis hatte Levarda eine Dienerin mit einer Einladung zum Frühstück in ihren Gemächern geschickt, das sie gerne annahm.
    Gleich fiel ihr die Staffelei auf, über die eine Decke geworfen war, als sie die Räumlichkeiten der ersten Hofdame betrat. Immer wieder wanderte ihr Blick dorthin, sodass sie Mühe hatte, sich auf das Gespräch mit Lady Eluis zu konzentrieren.
    »Ihr wollt doch wissen, was sich darunter verbirgt, nicht wahr?«, fragte diese schließlich amüsiert.
    »Darf ich es sehen?«
    Statt zu antworten, erhob sich die alte Dame, trat zu ihrer Staffelei und zog die Decke herunter. Levardas Augen weiteten sich. Sie vergaß zu atmen. Der See Luna strahlte ihr entgegen.
    »Gefällt es Euch?«
    »Es ist überwältigend.« Levarda standen die Tränen in den Augen.
    »Ja, nicht wahr?« Lady Eluis freute sich wie ein kleines Kind. »Ich habe bemerkt, wie sehr Euch die Geschichte bewegt und wie liebevoll ihr das Bild betrachtet habt. Ich finde sie traurig. Mir ist es lieber, wenn die

Weitere Kostenlose Bücher