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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Geschichten damit enden, dass die Liebenden für immer und ewig zusammenbleiben.«
    »Aber das tun sie ja. Auf immer und ewig werden sie sich im Leben wiederbegegnen. Manchmal ist es ihnen vergönnt, sich zu treffen, manchmal, sich zu lieben. Manchmal stirbt er zuerst, manchmal sie.«
    »Ja, wenn man daran glaubt, dass die Seelen immer wieder aufs neue in Menschen geboren werden. Bihrok hat diese Geschichte auch nie gefallen. Allerdings sagte er, dass eines stimmt: Wenn man traurig sei und Wasser aus dem See trinke, dann verstärke sich erst die Trauer, um dann einem unendlichen Trost zu weichen.«
    »Das hat er gesagt?«
    »Ja, und als er einfach so verschwand, habe ich mir oft gewünscht, ich könnte das Wasser aus dem See Luna kosten.«
    Eine Weile betrachteten sie beide das Gemälde, jede in ihre Gedanken versunken, dann hob Lady Eluis das Bild herunter und gab es Levarda.
    »Hier. Es ist Eures. Hängt es in Eurem Zimmer auf, und vielleicht wird es Euch ein wenig trösten. Er ist unnachgiebig mit Euch. Egris hat mit Engelszungen auf ihn eingeredet, damit er Euch erlaubt, bei der Willkommenszeremonie für seinen Sohn dabei zu sein. Ich gestehe, ich probierte es erst gar nicht aus.«
    »Also sind Celina und das Baby wohlauf?« Levarda strahlte.
    »Aber gewiss!« überrascht sah Lady Eluis sie an.
    Levarda stellte das Bild ab und fiel der ersten Hofdame, die Etikette vergessend, um den Hals.
    »Das wusstet Ihr nicht?«
    »Nein. Wie dumm von mir, dass ich nicht einfach Euch gefragt habe.« Sie drückte Lady Eluis einen Kuss auf die Wange.
    »In der Tat. Ihr solltet wissen, dass ich immer bestens informiert bin.«
     
    Glücklich betrachtete Levarda das Gemälde an ihrer Wand. Seine Farben leuchteten, und wenn sie die Augen ein wenig zukniff, konnte sie sich vorstellen, wie sie am See stand.
    »Lord Otis wartet unten auf Euch. Ihr sollt Euren Umhang anziehen.«
    Überrascht sah Levarda Adrijana an, die in der Tür stand und auf ihren fragenden Blick mit den Achseln zuckte. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete sie ihre Dienstmagd, die still geworden war in den letzten Wochen.
    »Adrijana, ist etwas mit dir?«
    »Nein, Mylady.«
    Während sie sprach, stiegen ihr die Tränen in die Augen. Levarda ging zu ihr und nahm sie in die Arme, aber das Mädchen hielt es nicht lange aus.
    »Geht, Lady, eilt Euch, Lord Otis ist kein geduldiger Mensch, wie Ihr wisst, und heute ist er in noch schlechterer Stimmung als sonst.«
    »Lass ihn warten. Behandelt er dich schlecht?«
    »Nein. Er beachtet mich nicht mehr.« Sie fing an zu weinen.
    Tröstend streichelte Levarda ihr über den Rücken und sie fasste sich. Aufmerksam betrachtete sie ihre Magd.
    »Du liebst ihn«, stellte sie sanft fest.
    Das Mädchen wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Sag mir, was ich für dich tun kann.«
    »Schnell gehen, damit er nicht wieder wütend auf mich wird.«
    Levarda nickte, zog ihren Umhang über ihr Kleid und lief die Treppe hinunter. An der unteren Tür stiefelte Lord Otis auf und ab. Als er sie erblickte, blieb er stehen. In seinem Gesicht hatte sich die steile Falte über der Nasenwurzel tief eingegraben.
    »Kommt, bevor ich es mir anders überlege.«
    Ohne auf sie zu achten, lief er den Gang hinunter. Levarda musste laufen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
    »Wohin soll ich mitkommen?«
    Abrupt blieb er stehen, sodass sie gegen seinen Rücken prallte und durch all den Stoff die Wärme seines Körpers spüren konnte. Er drehte sich um und schob sie von sich.
    »Es ist keine gute Idee. Kehrt in Euer Zimmer zurück.«
    »Nein, bitte nicht. Was immer Ihr vorhabt, ich werde gehorsam sein, mich benehmen und schweigen, versprochen.«
    In seinen Augen sah sie Skepsis, aber er setzte seinen Weg fort. Schweigend lief sie neben ihm her. Als sie die Eingangstür der Festung erreichten, wäre sie fast erneut stehengeblieben. Mühsam unterdrückte sie jeden Laut der Überraschung, wagte nicht, sich zu freuen. Auf dem Platz stand eine Kutsche.
    Er hielt ihr die Tür auf, sie stieg ein und er setzte sich ihr gegenüber. Noch immer schwieg er und betrachtete sie finster. Das dämpfte ihre Freude, aber sie sah aus dem Fenster der Kutsche und biss sich auf die Zunge, damit ihr keine Frage herausrutschte.
    Der Weg war nicht lang und bald ahnte sie, wo sie halten würden. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie wartete, bis er ausgestiegen war und ihr die Hand reichte.
    Gemeinsam gingen sie zur Tür, ein Diener öffnete, sah Lord Otis an, sah dann mit

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