Licht und Dunkelheit
ihrem Zimmer ist?«
»Ja, Herr gewiss«, antwortete Adrijana.
»Ich sehe doch, dass du lügst!«
Levarda reagierte als Erste. Sie raste in irrwitzigem Tempo die Treppe hinauf. Am Absatz wartete sie auf Egris und er sprang vor ihr heraus.
»Guten Morgen, Feldtus, habt Ihr den neuen Plan für den Wachwechsel?«
»Sicher.«
Feldtus holte das Papier und Levarda schlich zu der verriegelten Tür, zog den Riegel und war auch schon verschwunden. Den Rest musste Egris allein schaffen.
Sie hastete die Treppe hinauf, entledigte sich dabei ihrer Kleidung. Als sie die Tür öffnete, hörte sie die Stimmen von Egris und Lord Otis hinter sich auf der Treppe.
Sie stopfte die Kleider unter die anderen in ihrer Truhe, hechtete in ihr Bett, rollte sich zusammen und zog die Decke über den Kopf.
Jemand öffnete mit Schwung ihre Tür. Levarda brauchte all ihre Konzentration, um ihren Atem unter Kontrolle zu halten. Sie hörte seine Schritte, bevor er ihre Decke wegriss.
Ihr Entsetzen war nicht gespielt, als sie sich aufrichtete und an ihr Bettende drückte.
Lord Otis starrte sie finster an. Als sein Blick an ihren nackten Beinen hängenblieb, verschwanden die Falten auf seiner Stirn, sein Blick veränderte sich in einer Art, die Levarda ihre Blöße in unangenehmer Weise bewusst machte. Er warf ihr die Decke zu, die sie hastig über sich zog.
»Verzeiht mein rüdes Benehmen. Ich glaubte, Ihr hättet die Festung verlassen.«
Sie wagte nicht zu reden, starrte ihn nur an.
Er drehte sich weg.
Egris und Adrijana, blass und mit eingezogenem Kopf an der Tür wartend, ließen Lord Otis durch. Levarda tauschte einen letzten Blick mit Egris, dann war sie wieder allein. Erschöpft und mit klopfendem Herzen fiel sie zurück in ihr Bett.
Drei Tage dauerte es, dann hatte Lord Otis die Wahrheit aus ihnen heraus. Levarda war es absolut schleierhaft, wieso er überhaupt an diesem Morgen nach ihr hatte sehen wollen. Das hatte er bisher noch nie gemacht.
Es gab einen furchtbaren Krach zwischen Egris und Lord Otis, wie sie von Adrijana erfuhr. Schließlich kamen auch bei den Hofdamen die Gerüchte an, wo es hieß, die beiden Männer wären sich nicht einig über die Handhabung gewisser Einschränkungen, die für Levarda galten.
Man brachte es gleichzeitig mit der erhöhten Anzahl Soldaten in Verbindung, die seit dem Besuch von Prinz Tarkan am Turm des Todes eingesetzt wurden.
Insgeheim dachte Levarda, Lemar sei der Verräter gewesen, weil er sie im Gang erkannt hätte, Lemar bekam aber auch Ärger, denn die Bewachung des Ganges der Garde hatte in der Nacht seinem Befehl unterstanden.
Sie bekam ihre Strafe erst zu spüren, als Lady Eluis sie in ihrem Turmzimmer besuchen wollte.
»Tut mir leid, Lady Eluis, es ist eine ausdrückliche Anordnung von Lord Otis, dass außer ihm und Adrijana niemand zu Lady Levarda hinein darf.«
Levarda ging hinunter und beruhigte die empörte Lady Eluis an der Tür. Erleichtert verzog sich der Soldat auf seinen Posten und gewährte ihnen ein kurzes Gespräch.
Eingesperrt zu sein hatte ein Gutes. Sie bekam nichts mehr von den hämischen Bemerkungen der Hofdamen mit. Besuche bei Lady Smira waren ihr erlaubt, wobei sie ständig von Soldaten begleitet sein musste.
Das Schlimme an der Sache war, dass sie nichts darüber erfuhr, wie es Celina und dem Neugeborenen ging. Sie bekam Egris nicht zu Gesicht, und auch Adrijana konnte ihr nicht weiterhelfen. Schließlich bat sie um eine Audienz bei Lord Otis. Er ließ sie drei Tage zappeln, bevor er sie ihr gewährte, und empfing sie in dem Wachzimmer unter ihrem Turm.
»Worum geht es, Lady Levarda?«
»Er wusste nicht, was er machen sollte.«
»Verteidigt ihn nicht.«
Tapfer trat sie dichter an den Tisch, obwohl sie den Zorn in roten Flammen über seinen Körper huschen sah.
»Das möchte ich auch nicht. Ich will nur nicht der Grund dafür sein, dass Ihr Euch mit Egris streitet.«
»Darüber hättet Ihr vorher nachdenken sollen.«
»Das konnte ich nicht, denn es liegt nicht in meiner Natur, einem Menschen meine Hilfe zu verweigern.«
Er stand auf, kam um den Tisch herum auf sie zu. Sie blieb stehen, und er trat dicht zu ihr.
»Dann wird es Zeit, dass Ihr es lernt, Mylady. Es gibt hier Dinge, die wesentlich wichtiger sind und mehr Menschen das Leben retten können. Darauf solltet Ihr Euch konzentrieren.«
Sein Zorn brannte auf ihrer Haut. Seine Energie war viel heftiger als das letzte Mal und durchbrach mühelos ihren Schutzschild. Sie wich zurück.
»Er
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