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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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tun.«
    »Seid Euch da nicht so sicher.«
    »Wenn es stimmt, was Ihr sagt – wenn ich ihm tatsächlich nicht gleichgültig bin, dann wird er dich heute Nacht nicht ablehnen.«
    »Liebt Ihr ihn?«
    Levarda schüttelte den Kopf. »Nein, es ist nicht meine Bestimmung, einen Mann zu lieben.«
    »Unglaublich, wie Ihr Euch in Eurer Sturheit ähnelt. Ihr seid füreinander bestimmt, ich weiß es. Ich habe Eure Blicke gesehen, als Ihr zusammen in seinem Zimmer wart. Und trotzdem weigert Ihr Euch, es zuzugeben.«
    Levarda schwieg. Adrijana würde nicht verstehen. Selbst wenn sie lieben wollte, könnte sie das nicht. Und nach dem Buch von Larisan wollte sie es auch nicht. Zu lebhaft standen ihr Larisans Worte vor Augen, was passierte, wenn jemand wie sie sich auf eine Liebschaft einließ, ohne Hoffnung auf ein Zusammenleben.
    Sie würde nicht den gleichen Fehler wie Larisan begehen. Wenn es gelang, dass Lady Smira einem Thronfolger das Leben schenkte, wäre es ihre Aufgabe, ihn zu einem Menschen zu erziehen, der sein Land mit Weisheit und Weitsicht führte. Der sein Leben selbstlos in den Dienst seines Volkes stellte.
    Adrijana nickte. »Einverstanden, ich versuche es. Für Euch. Aber Ihr müsst mir versprechen, dass Gerolim niemals etwas davon erfährt.«
    »Versprochen.«
     
    Mit schlechtem Gewissen ließ Levarda Adrijana gehen. Unruhig wanderte sie im Zimmer auf und ab. Was, wenn es nicht klappte? Was, wenn Adrijana anfing, Fragen zu stellen, wenn er ihr sein wohl gehütetes Erbstück seiner Großmutter mitgab? Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und sie sah lebhafte Bilder davon, was die beiden miteinander machten, arbeitete krampfhaft daran, sie zu verdrängen. Sie hatte ein seltsames Gefühl, das keine positive Energie verströmte.
    Müde und angespannt holte sie Miffel unter ihrer Tagesdecke hervor. Sie legte sich aufs Bett, ihren Kopf auf ihrem Bären, und steckte die Nase tief in den vertrauten Duft von Lavendel und Rosen. Das hatte sie das letzte Mal mit zwölf Jahren gemacht. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, die Aufregung legte sich, und die Augen fielen ihr vor Erschöpfung zu.
     
    Levarda erwachte durch die Wärme einer Energie, die ihr entgegenstrahlte. Sie öffnete die Augen und sah direkt auf Lord Otis, der neben ihr ausgestreckt auf dem Bett lag. Sein Hemd stand an der Brust offen und die Enden waren lose in die Hose gestopft.
    »Wer ist das?« Seine Hand zeigte auf den Bären, der unter ihrem Kopf lag.
    »Das ist Miffel, mein Bär, den ich als Kind immer in meinem Bett hatte. Meine Mutter hat ihn mir geschickt. Sie dachte, er würde mir in der Fremde guttun.«
    »Ich verstehe – eine Art Beschützer für die Beschützerin. Hätte ich mir gleich denken können, als meine Männer fragten, ob sie den Bären in der Kiste lassen sollten.«
    »Was wollt Ihr? Wo ist Adrijana?«
    »Vermutlich in ihrem Bett. Ihr dachtet doch nicht ernsthaft, dass ich ihr den kostbaren Beutel mitgebe? Das hätte womöglich Fragen aufgeworfen, die wir beide nicht beantworten wollen, oder?«
    »Sehr umsichtig von Euch.«
    »Außerdem bekommt Ihr ihn nicht einfach so.«
    Levarda gelang es in der zunehmenden Dämmerung nicht, in seinem Gesicht zu lesen. Ihre Energie zu verwenden, wagte sie nicht in Lord Otis‘ Gegenwart. Sie war sich ihrer eigenen Gefühle, was ihn betraf, nicht mehr sicher. Allein der Anblick seiner halbnackten Brust weckte etwas in ihr, das sie lange im verborgensten Winkel ihres Selbst versteckt gehalten hatte: das helle Licht.
    Sorgsam hielt sie ihren inneren Schutzschild hoch.
    »Was wollt Ihr?«, fragte sie erneut, unsicher.
    Er stützte seinen Kopf in die Hand und legte mit der anderen den vollen Beutel zwischen sich und Levarda. Sie konnte das Strahlen der Lebensenergie durch ihren Schutzschild hindurch spüren. Es raubte ihr den Atem, weil sie so viel Energie auf einen Punkt konzentriert bisher nur in ihrem Amulett gefühlt hatte.
    »Im Hinblick auf Eure strenge Tradition, da Männer einen solchen Beutel nicht besitzen dürfen, möchte ich sicherstellen, dass ich in Zukunft nicht ohne einen dastehe. Ich schlage Euch einen fairen Tausch vor: den vollen …«, er legte eine kurze Pause ein, und diesmal sah Levarda das Lächeln, das über sein Gesicht huschte, »… gegen Euren leeren, jungfräulichen.«
    »Wie kommt Ihr darauf, dass er jungfräulich ist?«
    Sie sah seine Irritation nicht, fühlte sie dafür umso stärker in einem Ungleichgewicht seiner Energie. Es dauerte nur einen Moment, sie lächelte, und

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